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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Überheblichkeit - um nicht schlichtweg Dummheit zu sagen - dazu, gewalttätige Ausschreitungen zu provozieren. Natürlich war die Zahl der versammelten Menschen ungleich größer als die der Zwerge, doch trugen die Marktbesucher entweder gar keine oder höchstens Messer und ähnliche kleine Waffen bei sich. Gegen eine Eskorte voll gerüsteter und bewaffneter Zwergenkrieger hätten sie im Ernstfall nicht den Hauch einer Chance. Und sollte es zu offenem Krieg kommen - trotz ihrer Flucht aus Elan-Dhor zählte das Heer der Zwerge immer noch nach tausenden Kriegern. In Clairborn hingegen gab es nicht einmal eine Armee, lediglich eine Stadtgarde, die vermutlich gerade einmal in der Lage war, eine Rauferei zu schlichten und sich derzeit wohlweislich nicht einmal blicken ließ.
    Was also sollte der ganze Unsinn?
    Wieder kam ein Ei geflogen. Diesmal war es nicht auf Tharlia gezielt, sondern traf einen der drei Männer aus der Arbeiterkaste, die sie begleiteten. Sie waren für das Verstauen und den Transport der gekauften Waren zuständig. Wütend ließ der Zwerg den Mehlsack fallen, den er gerade auf einen Karren laden wollte, und fuhr herum.
    Thilus trat näher an Tharlia heran.
    »Wir sollten den Ort schnellstmöglich verlassen«, raunte er ihr leise zu, während er die Umstehenden keinen Moment aus den Augen ließ.
    Weitere Eier flogen heran, trafen jedoch niemanden.
    »Aber wir können noch nicht aufbrechen«, gab Tharlia ebenso leise zurück. »Wir haben noch nicht alles, was wir benötigen.«

    »Trotzdem. Wir werden schon nicht verhungern. Die Stimmung heizt sich immer mehr auf, und bei den nächsten Wurfgeschossen handelt es sich vielleicht nicht mehr nur um Eier. Wenn sich die Lage weiter verschärft, kann ich für nichts mehr garantieren.«
    »Haltet Euch und Eure Leute im Zaum! Egal, was passiert, es darf auf keinen Fall ein Blutvergießen geben. Wir sind auf Clairborn angewiesen. Unser Überleben hängt davon ab.«
    Zusammen mit dem Titel eines Kampfführers hatte Thilus auch das Recht auf eine ehrenvolle Anrede erworben, doch galt dies nicht für die Königin. Burian war dafür bekannt gewesen, jeden, der nicht den Rang eines Kriegs-, Schürf- oder Schriftmeisters erlangt hatte (und selbst bei diesen vergaß er es allzu gerne), zu duzen, doch Tharlia war in dieser Hinsicht anders, was er ihr hoch anrechnete.
    Es lag ihm auf der Zunge, darauf hinzuweisen, dass es noch andere Städte in der Umgebung gab, wo sie etwas kaufen konnten, auch wenn sie etwas weiter entfernt lagen, aber er verzichtete darauf. Wer war er, sich anzumaßen, die Königin in einer Angelegenheit wie dieser, die außerhalb seiner Kompetenz lag, zu belehren?
    Stattdessen warf er einen raschen Blick zu den Arbeitern. Sie hatten den größten Teil der Mehlsäcke inzwischen verladen, würden in spätestens ein oder zwei Minuten fertig sein. Danach konnten sie wenigstens diesen Stand endlich verlassen. Thilus hoffte, dass sich die Menge um sie herum dann zum großen Teil verlaufen würde und …
    »Macht Platz!«, riss ihn eine barsche Stimme aus seinen Überlegungen. »Macht Platz für den Bürgermeister!«
    Bewegung kam in die Menschenmenge. Sie wich auseinander und bildete eine Gasse für ein halbes Dutzend uniformierter Stadtgardisten. Zwischen ihnen ging ein älterer, grauhaariger Mann. Er trug keine Uniform, sondern dunkle Hosen, ein helles Hemd und darüber ein gleichfalls dunkles Wams. Vor Tharlia blieb er stehen.

    »Was ist hier los? Was soll dieser Auflauf?«, fragte er, allerdings nicht an Tharlia, sondern an die umstehende Menschenmenge gewandt. Trotz seines Alters strahlte er Autorität aus, und seine Stimme klang befehlsgewohnt. »Gibt es irgendeinen Grund, unsere Gäste aus Elan-Dhor zu belästigen?«
    Niemand antwortete, aber Thilus bemerkte, dass sich eine ganze Reihe von Schaulustigen umdrehte und davonstahl. Ob sie sich schämten oder einfach nur eventuellem Ärger mit der Obrigkeit entgehen wollten, vermochte er nicht zu sagen. Die Menge lichtete sich dadurch zwar, aber es blieben immer noch weit mehr als die Hälfte zurück.
    »Ich grüße Euch, ehrwürdige Königin des Zwergenvolkes. Ich hoffe, Ihr hattet keine Unannehmlichkeiten«, richtete der Bürgermeister das Wort an Tharlia und deutete eine Verbeugung an.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wir sind nur hergekommen, um in Frieden ein paar Einkäufe zu tätigen, Bürgermeister Lavinion.« Mit einer Kopfbewegung auf die Karren, auf denen die Mehlsäcke inzwischen vollständig

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