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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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stationiert zu bleiben, aber seine Bitte war mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt worden. Nun würde er innerhalb des normalen Wechsels abwarten müssen, bis er wieder dorthin versetzt wurde, was bedeutete, dass ihm bis dahin noch mehrere Wochen lang nächtliche Wachen wie diese bevorstanden.
    Die Welt war ungerecht! Andere, die lieber in der Nähe ihrer Familien bleiben wollten, mussten dorthin, aber ihn ließ man nicht an ihrer Stelle gehen.
    Orwan merkte, dass ihm die Augen zugefallen waren und sein Kopf auf die Brust zu sinken begann. Erschrocken erkannte er, dass er um ein Haar eingedöst wäre. Leicht benommen schüttelte er den Kopf und setzte sich wieder gerade hin. Eigentlich war er nicht müde, doch wenn er nicht aufpasste, würden die Langeweile und seine Grübeleien ihn tatsächlich noch einschlafen lassen, und wenn ihn eine Patrouille so vorfand …

    Es war nicht auszudenken. Statt Ehre würde er große Schande auf sich laden; zudem müsste er nicht nur mit einer empfindlichen Disziplinarstrafe rechnen, sondern wäre auch dem Hohn und Spott seiner Kameraden ausgesetzt und hätte sich sämtliche Aufstiegschancen innerhalb der Kriegerkaste für lange Zeit, vielleicht sogar für immer, verbaut.
    Dazu durfte es auf keinen Fall kommen. Entschlossen stand Orwan auf und reckte sich. Es war gefährlich, hier zu sitzen und den Schlaf geradezu einzuladen. Besser war es, wenn er sich ein wenig die Füße vertrat. Er ging ein paar Dutzend Schritte an dem schlichten Holzgatter entlang, machte dann kehrt und ging in die entgegengesetzte Richtung zurück. Notfalls würde er den ganzen Rest der Nacht so hin und her laufen, nur um sicherzugehen, dass er nicht einschlief.
    Quälend langsam und ereignislos verstrichen die Minuten. Nach einer Weile setzte Orwan sich wieder und begann seine Streitaxt zu schärfen, anschließend sein Schwert und schließlich auch noch seinen Dolch, die traditionellen Waffen eines Zwergenkriegers. Als er damit fertig war und den Dolch gerade wieder weggesteckt hatte, hörte er das leise Knacken eines trockenen Zweigs.
    Mit einem Schlag war er hellwach und vergaß seine Langeweile. Alarmiert blickte er sich um.
    Das Land nahe dem Ufer des Cadras war überwiegend flach und baumlos, aber es wuchsen hier eine Menge Büsche und zum Teil auch hohes Unkraut wie Disteln und Brennnesseln, in deren Schutz sich Raubtiere anpirschen konnten.
    Orwan hakte seine Axt vom Gürtel los, packte sie mit beiden Händen und lauschte gut eine Minute lang angestrengt, doch es war kein weiteres verdächtiges Geräusch zu hören. Trotzdem begnügte er sich damit nicht, sondern näherte sich vorsichtig und mit kampfbereit erhobener Axt dem großen Gebüschstreifen etwa ein Dutzend Schritte entfernt, aus dem das Knacken ertönt war.

    Er bog mit der Axt einige Zweige zur Seite, drängte sich dann weiter zwischen die Büsche hinein. Mittlerweile glaubte er nicht mehr, dass sich hier tatsächlich ein Raubtier verbarg, sonst hätte er es längst aufgescheucht, und es wäre entweder geflohen oder hätte ihn angegriffen. Vermutlich hatte nur ein Kaninchen oder ein anderes harmloses Kleintier das Geräusch verursacht, oder ein trockener Ast war einfach von selbst abgebrochen.
    Orwan ging noch einige Schritte weiter, ehe er sich schulterzuckend umdrehte und auf den Rückweg machen wollte, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung rechts von sich im Gebüsch wahrnahm. Er schnellte herum und erkannte erst in dem Moment die Falle, in die er geraten war, als er gleich darauf ein Rascheln in seinem Rücken hörte. Es war ein Fehler gewesen, zu glauben, er hätte es mit einem Raubtier zu tun, ein fataler Fehler. Doch als er das begriff, war es bereits zu spät, um noch reagieren zu können.
    Von hinten traf ein mörderischer Hieb mit einer Keule oder einem Schlagholz seinen Nacken. Bunte Sterne zerplatzten vor seinen Augen, und die Knie wurden ihm weich. Dennoch schaffte Orwan es nicht nur, sich auf den Beinen zu halten, sondern er fuhr auch herum und schwang dabei seine Axt. Sie traf, wenn auch nicht mit tödlicher Wucht. Dafür besaß er nicht mehr genug Kraft, aber er spürte dennoch, wie die scharfe Schneide durch Stoff und Fleisch schnitt. Ein Schrei erklang, ging aber gleich darauf in ein dumpfes Gurgeln über. Mehrere in der Dunkelheit nur als schwarze Schatten erkennbare Gestalten waren mit einem Mal um ihn herum, mehr als eineinhalb Köpfe größer als er. Zweifelsohne handelte es sich um Menschen.
    Einer der

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