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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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trieb mich stets voran. Sobald ich mich irgendwo länger als ein paar Wochen aufhielt, begann ich eine Unruhe zu verspüren, die mich dazu trieb, meinen Weg fortzusetzen. Ich war niemals ein Baum, der seine Wurzeln tief in die Erde gräbt und sein ganzes Leben an nur einem Ort verbringt - der zumeist sogar stirbt, wenn man ihn an einen anderen Platz zu verpflanzen versucht. Eher schon war ich ein rollender Stein auf einem scheinbar niemals endenden Abhang. Für Zwerge wahrscheinlich eine schreckliche Vorstellung.«
    Warlon lächelte pflichtschuldig. Ganz unrecht hatte Malcorion damit nicht, das sah er an seiner eigenen Vergangenheit. Vor dieser Mission hatte er Elan-Dhor kaum jemals verlassen und nur ein einziges Mal die Oberfläche aufgesucht. Damals war er noch ein Kind gewesen und mit seinen Eltern für einen Tag nach Clairborn gereist.
    Die anderen Gelegenheiten, zu denen er seiner Heimat fern gewesen war, waren militärische Einsätze innerhalb der Tiefenwelt gewesen, an denen er teilgenommen hatte, und er war wie alle anderen stets froh gewesen, wenn er unversehrt und möglichst bald wieder nach Hause zurückkehren konnte.
    In dieser Hinsicht waren Zwerge schon eher mit den Bäumen zu vergleichen, von denen Malcorion gesprochen hatte. Sie brauchten eine Heimstatt, einen Platz, an dem sie sich niederlassen und Wurzeln schlagen konnten. Sofern keine äußeren Einflüsse sie dazu zwangen, verließen sie diesen Ort gewöhnlich
auch nicht mehr, jedenfalls nicht auf Dauer. Ausnahmen waren dünn gesät, obwohl auch sie existierten. Anderenfalls gäbe es Elan-Dhor schließlich gar nicht, denn es waren mutige Pioniere gewesen, die Zarkhadul und andere Zwergenminen einst verlassen hatten, um unter dem Tharakol eine neue Stadt zu gründen. Später waren andere hinzugekommen, wenn die Minen, in denen sie zuvor gelebt hatten, durch Naturkatastrophen zerstört oder von Feinden erobert worden waren oder sich einfach als restlos ausgebeutet erwiesen hatten, und ihren Bewohnern nichts anderes übrig geblieben war, als sie zu verlassen und sich irgendwo eine neue Heimstatt zu suchen.
    Als letzte noch existierende Zwergenstadt war Elan-Dhor so zu einem Auffangbecken geworden. Einen Moment lang schoss ihm der entsetzliche Gedanke durch den Kopf, dass auch sie erobert werden könnte, da sie schließlich von einem übermächtigen Feind bedroht wurde, aber er verdrängte diesen Gedanken sofort wieder und konzentrierte sich stattdessen auf das, was der Waldläufer ihnen erzählte.
    »Wenn ich anfinge, euch zu berichten, was ich in jenen Zeiten alles erlebt habe, säßen wir morgen früh noch hier und sicherlich noch viele weitere Tage«, fuhr Malcorion fort. »Oh ja, ich habe vieles gesehen und erlebt, und schon damals haben die Menschen meinen Erzählungen gerne gelauscht. Nicht nur das einfache Volk, nein, auch Fürsten und Statthalter und sogar Könige, die auf diese Art mehr über benachbarte und ferne Reiche erfuhren, als ihre Spione ihnen berichten konnten, obwohl ich mich tunlichst bemüht habe, mich nicht in militärische Angelegenheiten zu mischen. Dennoch war ich jedenfalls an so mancher vornehmen Tafel ein gern gesehener Gast, so auch am Königshof von Radon. König Lorian ist schon immer ein harter und im Volk wenig beliebter Herrscher gewesen; nicht übermäßig grausam, aber doch ein Despot und alles andere als ein Mildtäter. Wie man hört, hat sich das seit damals sogar noch verstärkt, woran ich wohl zu einem gewissen Teil die Schuld trage,
aber eins nach dem anderen. Es war mein zweiter oder dritter Besuch an seinem Hof, als er anlässlich eines Jubiläums seiner Thronbesteigung ein rauschendes Fest gab, zu dem auch ich eingeladen wurde. Und auf diesem Fest begegnete ich ihr, seiner einzigen Tochter. Schön wie eine Elbengöttin oder ein erster goldener Sonnenstrahl nach einer langen, dunklen Nacht, gekleidet in juwelenbestickte Gewänder und behängt mit Geschmeiden, aber doch verloren, voller Trauer und Einsamkeit inmitten all der vielen anderen Menschen. Ich glaube, es war gerade diese Traurigkeit, die etwas in mir ansprach. Sie war wie ein Vogel in einem Käfig aus Gold und Edelsteinen, der sich nichts sehnlicher wünscht als seine Freiheit. Prinzessin Shaali, der kostbarste Schatz, den ganz Radon zu bieten hatte …«
    »Prinzessin?«, platzte Lokin heraus. »Sie … sie war die Tochter des Königs von Radon?«
    Malcorion schien seine Worte gar nicht gehört zu haben, sein Blick überbrückte offenbar Abgründe

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