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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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allem auch gefährlicher Abstieg über die gänzlich ungesicherte Wendeltreppe an der Außenseite des Pfeilers entlang werden.
    Lieber wäre es Barlok gewesen, wenn es einen einfacheren und harmloseren Weg gegeben hätte. Sie mussten davon ausgehen, dass hier seit Jahrhunderten nichts mehr gepflegt und auf seine Stabilität überprüft worden war, und immerhin hatte es erst vor kurzem in dieser Gegend ein verheerendes Erdbeben
gegeben. Dass nicht die ganze Höhle eingestürzt war, sondern es anscheinend nur kleine Schäden gegeben hatte, war nur der unvergleichlichen Baukunst der Zwerge zu verdanken. Kein anderes Volk wäre in der Lage gewesen, so etwas zu errichten - mit einer Stabilität, dass selbst nach tausend Jahren ein so schlimmes Erdbeben der Höhle kaum etwas hatte anhaben können.
    Aber die Zeit oder das Beben konnten trotzdem Spuren hinterlassen haben. Die Treppe mochte brüchig geworden sein und unter ihnen einstürzen, dann gäbe es keinerlei Halt für sie. Barlok war zweifellos kein Feigling, aber nachdem sie so weit gekommen waren, setzte er sich und seine Begleiter nur ungern einer unnötigen Gefahr aus.
    Wahrscheinlich waren die Felswände von zahlreichen Gängen durchzogen, über die sich Zarkhadul ebenfalls erreichen ließ. Kurz spielte er mit dem Gedanken, bis zu der Stelle zurückzukehren, an der sie von dem natürlichen Spalt im Fels aus den Stollen erreicht hatten, und zu überprüfen, wohin dieser in der anderen Richtung führte. Aber das würde zweifellos eine langwierige und kaum weniger mühsame Suche nach dem richtigen Weg bedeuten, weshalb Barlok die Idee wieder verwarf.
    »Sehen wir es uns an«, entschied er.
    Hintereinander schritten sie den Sims entlang. Als sie sich der Säule näherten, sah er, dass es sich tatsächlich um eine Wendeltreppe handelte, die sich an der Außenseite der Säule in die Tiefe schraubte. Auch war sie nicht so ungesichert, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Ein Seil spannte sich zwischen metallenen Pfosten, die alle sieben, acht Stufen in den Stein eingelassen waren.
    Aber von dem veränderten Blickwinkel aus entdeckte Barlok auch einiges, das ihn beunruhigte. Das Erdbeben oder die lange Zeit der Verwahrlosung hatten doch größere Schäden in der Höhle verursacht, als er geglaubt hatte. Im hinteren Teil klafften gleich mehrere große Lücken im Geflecht des Glühmooses an der Decke. Offenbar hatten sich dort riesige Steinbrocken gelöst
und waren herabgestürzt. Vermutlich war es erst während des Bebens passiert, da das Moos noch nicht nachgewachsen war und die Löcher geschlossen hatte.
    Wie groß die Zerstörungen waren, die die Trümmer beim Aufprall verursacht hatten, ließ sich aus der Entfernung nicht erkennen, aber sicherlich waren sie immens.
    Immens war auch die Überwindung, die es Barlok kostete, den mehr als fünfzig Meter langen Steg zu betreten. Er empfand keine Höhenangst, obwohl die steinerne Brücke nur einen halben Meter breit war, aber sie war trotz ihrer Länge auch nicht massiver, und vereinzelt zeigten sich bereits winzige Risse im Stein.
    Bevor er sie betrat, ließ sich Barlok das Ende eines langen Seils um die Brust binden und befahl den anderen, zurückzubleiben, um erst einmal allein die Festigkeit des Untergrunds zu testen.
    Unbeschadet gelangte er bis über die Mitte des Stegs, dann spannte sich das Seil, und er musste es schweren Herzens lösen. Sollte die Brücke jetzt noch einstürzen, konnte es ihm ohnehin nicht mehr viel helfen, da er mit solcher Wucht gegen die Felswand prallen würde, dass es kaum Überlebenschancen für ihn gäbe.
    Beklommen setzte er einen Fuß vor den anderen und atmete erst tief durch, als er das andere Ende erreichte. Nacheinander folgten ihm die übrigen Krieger, immer nur einer nach dem anderen.
    Dann begannen sie mit dem Abstieg.
     
     
    So ein verdammter Sturkopf! , dachte Vilon, sprach den Gedanken aber nicht laut aus. Wie konnte man nur so leichtfertig mit Befehlen umgehen, vor allem, wenn sie das Wohl des gesamten Volkes betrafen? Er begriff nicht, wie es Barlok mit einer solchen Einstellung jemals zum Kriegsmeister und mittlerweile sogar zum Oberkommandierenden des gesamten Heeres hatte bringen können. Warum hatte er nicht gleich selbst die Hand nach der Königskrone ausgestreckt, wenn er die Befehle der rechtmäßigen Herrscherin ohnehin nur eingeschränkt befolgte?

    Der Schürfmeister zwang sich zur Mäßigung. Er durfte nicht zulassen, dass der Zorn auf Barlok die Oberhand

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