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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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geschoben. Das Feuer auf der Treppe wurde bereits kleiner.
    Der Expeditionstrupp rückte vor.
    Kaum waren die letzten Flammen erloschen, drängten sie sich hastig durch die Öffnung in der Verteidigung auf die Treppe hinaus. Kaum auszuhaltende Gluthitze schlug ihnen entgegen. Der Fels selbst strahlte die Hitze ab, aber genau wie die anderen zwang Warlon sich, sie zu ertragen und weiterzuhasten. Verbrannte Leichen, über die sie hinwegsteigen mussten, bedeckten die Stufen.
    Sie hatten etwa ein Drittel der Treppe hinter sich gebracht, als auch die Thir-Ailith ihren Angriff wieder aufnahmen, und das mit einer Heftigkeit, die niemand von ihnen erwartet hatte. Nichts war mehr von dem geordneten Marsch geblieben, mit dem sie zuvor vorgerückt waren. Stattdessen kamen sie zischend, fauchend und mit markerschütternden Schreien voller Bosheit und Hass auf den Lippen die Treppe heraufgestürmt.
    Die gesamte Treppe.
    Warlon erkannte augenblicklich die Gefahr. Die Thir-Ailith kamen direkt auf sie zugestürmt, ein Zusammenprall war unter diesen Umständen unvermeidlich, und selbst wenn die Kreaturen sie nicht sehen konnten, durften sie nicht hoffen, gegen diese Übermacht bestehen zu können.
Selbst ein blindlings geführter Schwerthieb konnte töten, vor allem auf der nur wenige Meter breiten Treppe, wo es kaum Ausweichmöglichkeiten gab.
    Auch Gelinian begriff, dass sie nicht die geringste Chance hatten, an den Thir-Ailith vorbeizukommen.
    »Zurück!«, befahl sie. »Rückzug!«
    Während sie die Treppe wieder hinaufhasteten, flimmerte die Umgebung erneut vor Warlons Augen. Es war nicht vonnöten, dass sie länger unsichtbar blieben.
    Glücklicherweise war die Barrikade noch nicht ganz geschlossen worden, sodass sie rasch wieder zur Seite geschoben werden konnte. Sie eilten durch die Öffnung.
    Pfeile zischten an ihnen vorbei und mähten die vordersten Reihen der Thir-Ailith hinter ihnen nieder. Das verschaffte den Verteidigern genügend Zeit, die Barrikade wieder richtig in ihren Halterungen im Fels zu verankern, aber das bekam Warlon nur am Rande mit. Tiefe Niedergeschlagenheit erfüllte ihn.
    Ihr Vorstoß war gescheitert. Die Dunkelelben blockierten die Treppe; es gab keinerlei Möglichkeit, an ihrem gewaltigen Heer vorbei in die Tiefe zu gelangen.
    Damit war auch die winzige Hoffnung vereitelt, den Feind im Zentrum seiner Macht schlagen zu können und das Tor, das offenbar die Kraftquelle der Thir-Ailith darstellte, zu schließen.

15
    VERZWEIFLUNG
    »Es ist zum Verrücktwerden«, stieß Barlok hervor. »Ich könnte mir alle Barthaare einzeln ausreißen. Soll denn wirklich alles umsonst gewesen sein?«
    Niemand antwortete ihm. Resignation hatte sich über den gesamten Expeditionstrupp gelegt, und alle schienen in düsteres Grübeln verfallen zu sein, selbst Königin Tharlia, die mit in die Halle der Helden gekommen war, um sie zu verabschieden. Sie hatten sich in eine Ecke der riesigen Höhle zurückgezogen, eigentlich, um sich zu beraten, doch im Grunde schwiegen sie sich nur an.
    Jeder von ihnen wusste, was der Fehlschlag zu bedeuten hatte. Wenn sie schon auf den allerersten Metern der geplanten Strecke keine Möglichkeit fanden, an den angreifenden Thir-Ailith vorbeizugelangen, gab es keinerlei Hoffnung mehr, ihr Ziel zu erreichen.
    Darüber hinaus mussten sie die Engstelle auch noch unbemerkt überwinden. Bei einem offenen Angriff würde es ihnen vielleicht gelingen, die Thir-Ailith zurückzudrängen, aber sie konnten dann nicht einfach verschwinden, ohne dass der Feind es bemerkte.
    »Und es gibt wirklich keinen anderen Weg in die Tiefe?«, fragte Lhiuvan. Von den Elben war er derjenige, der sich bislang noch am wenigsten mit dem Fehlschlag abfinden wollte.

    Durch Thilus hatte Barlok von Aliriels Tod in Zarkhadul erfahren - der Frau, die für den Elbenkrieger offenbar weit mehr als nur eine Waffenschwester gewesen war. Ihr Verlust hatte ihn verändert. Anfangs war er noch hochmütiger als die meisten anderen Angehörigen seines Volkes gewesen, vor allem aber hatte er die Notwendigkeit nicht eingesehen, den Zwergen in ihrem Kampf beizustehen. Seit dem Tod seiner Gefährtin hingegen schien er nur noch von dem Gedanken an Rache erfüllt zu sein, kannte kein anderes Ziel mehr, als die Abtrünnigen seines Volkes zu vernichten.
    »Früher hatten wir noch den Lastenkorb, mit dem wir Erze und andere schwere Güter zur Weiterverarbeitung aus der Tiefe heraufgeholt haben«, beantwortete Tharlia seine Frage. »Aber wir haben

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