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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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bloßen Vorstellung ein eisiger Schauer über den Rücken lief. »Dieser Stollen ist wie ein Nadelöhr. Nur wenige gleichzeitig können ihn passieren.«
    »Das haben wir auch in der Tiefenwelt gehofft. Wir haben darauf gesetzt, wenigstens schmale Stollen längere Zeit gegen sie halten zu können, aber auch das ist uns nicht gelungen. Sie haben uns …« Turon brach ab, als zwei Zwerge auf ihn zukamen.
    »Wir sehen keine Möglichkeit, den Stollen erneut zu versperren«, berichtete einer von ihnen. »Die Decke besteht aus massivem Granit.Wir könnten nur einzelne Brocken herausschlagen, die jedoch leicht wieder beiseitezuräumen wären.«
    »Und wenn wir oberhalb des Eingangs einen Steinschlag auslösen?«, hakte Turon nach.
    »Der Fels ist fest, nur wenig ließe sich ohne Sprengpulver lösen. Und selbst davon würde das meiste wirkungslos in den Abgrund fallen. Es tut mir leid, Kampfführer, dass wir Euch keine besseren Nachrichten überbringen können, aber mit unseren begrenzten Mitteln ist es uns unmöglich, den Durchgang wieder sicher zu verschließen.«
    »Schon gut, es ist nicht eure Schuld.« Niedergeschlagen schickte Turon die beiden Zwerge mit einer Handbewegung fort.
    Valutus blickte zu der Öffnung in der Felswand hinüber. Eine verzweifelte, gerade deshalb aber auch reizvolle Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an.
    »Vielleicht sollten wir erst gar nicht warten, bis die Thir-Ailith ihre Truppen in der Tiefe für einen geballten Sturmangriff gesammelt haben«, sagte er.

    »Was meint Ihr?«
    »Warum wohl glaubt Ihr, versuchen schon seit Minuten keine weiteren Dunkelelben mehr ins Freie zu gelangen?«, antwortete Valutus mit einer Gegenfrage und beantwortete sie gleich darauf selbst: »Nachdem sie Elan-Dhor erobert hatten, mussten sie feststellen, dass sie dort ebenso gefangen sind wie in ihrem unteririschen Reich, und die meisten werden dorthin zurückgekehrt sein. Sobald sie erst von dem offenen Durchgang erfahren, werden sie vermutlich erneut mit ganzen Heeren anrücken, und dann ist dieser Stollen hier unsere letzte und einzige Hoffnung, sie aufzuhalten. Überwinden sie unsere Abwehr hier, sind sie an der Oberfläche, ohne dass wir anderswo eine neue errichten können.«
    »Und was schlagt Ihr stattdessen vor?«
    Valutus zögerte einen Moment, dann lächelte er kalt.
    »Der Durchgang steht momentan nicht nur für den Feind offen, sondern auch für uns. Ihr habt selbst gesagt, dass Ihr nicht glaubt, dass wir diesen Durchgang bis zum Eintreffen unserer restlichen Truppen halten können. Warum also sollten wir nicht, so weit es geht, in die Tiefe vordringen, solange wir noch die Möglichkeit dazu haben, und dort unsere Verteidigung errichten?«

7
    RÜCKKEHR NACH ELAN-DHOR
    Das Feuer im Kamin war nahezu heruntergebrannt. Schatten hatten einen Großteil des Raumes erobert, und die Kühle der Nacht breitete sich aus, aber Sindilos spürte sie nicht. Er war ein großer, kräftiger Mann mit dunklem Haar und gewaltigen Muskeln, doch im Moment saß er zusammengesunken in einem Sessel vor dem Schreibtisch seiner Amtsstube, die Füße auf einem Schemel hochgelegt, und starrte gedankenverloren mit seinem einzigen Auge ins Leere. Das andere hatte er schon vor Jahren durch einen hochspritzenden Eisensplitter verloren.
    Noch vor nicht einmal zwei Wochen hatte er sich am Ziel all seiner Hoffnungen gewähnt. Als einer der Ersten hatte er erkannt, welche Gefahr von mehr als zwanzigtausend Zwergen ausging, die aus den Tiefen der Berge an die Oberfläche gekommen waren und in unmittelbarer Nähe von Clairborn eine Siedlung errichtet hatten, und seine Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Durch ihre größere Kunstfertigkeit hatten sie nicht nur seine Schmiede nahezu ruiniert, es war auch schon bald aus unterschiedlichsten Gründen zu Spannungen gekommen, die immer weiter eskaliert waren.
    Durch die Belagerung von Clairborn schließlich hatten die Zwerge den Zorn fast aller Bewohner geweckt, so dass es ihm gelungen war, Lavinion vom Posten des Bürgermeisters
zu verdrängen, denn er hatte gewusst, dass bereits eine zehntausendköpfige lartronische Armee unterwegs war, um den Belagerungsring zu durchbrechen und die Stadt vor weiteren Übergriffen der Zwerge zu schützen.
    Dann jedoch war mit einem Mal alles schiefgelaufen.
    Dass die Zwerge ihre Belagerung aufgegeben und - verfolgt von der lartronischen Armee - nach Norden abgezogen waren, war ihm noch überaus gelegen gekommen, hatte er sich dies doch als eigenen Verdienst

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