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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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die Ungeheuer auch nicht. Aber ich bin sicher, dass sie noch irgendwo da draußen lauern. Sie bleiben außerhalb des Bereichs, in dem sie sichtbar werden, und scheinen sich damit zu begnügen, dass wir hier festsitzen.«
    »Dann sollten wir sie vielleicht einmal aus ihrer Ruhe aufscheuchen.« Turons Gesicht wurde grimmig, ihm war eine Idee gekommen. Leise sprach er mit den Priesterinnen, die mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden saßen und sich in eine leichte Trance versetzt hatten, um ihre Kräfte zu sammeln, und anschließend mit den Kriegern, die den Durchgang mit kampfbereiten Äxten bewachten.
    Auf ein Zeichen hin ergriffen sich die Priesterinnen an den Händen. Schlagartig erweiterten sie den bislang nur wenige Meter durchmessenden überwachten Bereich vor dem Durchgang um ein Mehrfaches.
    Ein zorniges Fauchen erklang, und insgesamt sechs Thir-Ailith mit Schwertern in den Händen wurden schemenhaft sichtbar. Sofort stürmte Turon mit den anderen Kriegern vor, um sich auf sie zu stürzen. Wenn es ihnen gelang, die Dunkelelben zu töten und es sich um die einzigen handelte, die sich noch in Elan-Dhor befanden, konnten sie wenigstens den Rückzug gefahrlos antreten.
    Aber seine Hoffnung wurde enttäuscht. Sonst waren es stets die Thir-Ailith gewesen, die sich in blindwütigem Hass auf jedes andere Lebewesen gestürzt hatten, das ihren Weg kreuzte. Auch jetzt schien es, als ob sie sich in der ersten
Überraschung mehr einem Instinkt als ihrem Verstand gehorchend gegen den Angriff zur Wehr setzen wollten, doch schon im nächsten Moment verfielen sie stattdessen auf ein Verhalten, das Turon bei den Kreaturen aus der Tiefe noch nie erlebt hatte.
    Sie fuhren herum und flohen vor der Übermacht, bis sie den von den Priesterinnen erfassten Bereich verlassen hatten und wieder durch den Tarnmantel ihrer Unsichtbarkeit geschützt waren.
    »Bei den Dämonen der Unterwelt!«, presste Turon zwischen zusammengebissenen Zähnen verblüfft und wütend zugleich hervor und gab den Kriegern den Befehl, sich ebenfalls zurückzuziehen. Er hätte nicht gedacht, dass für die Dunkelelben so etwas wie Flucht überhaupt existierte, selbst wenn sie nur taktischen Zwecken diente, sondern dass sie sich zumindest einem direkten Angriff stellen würden, selbst wenn sie eigentlich keinen offenen Kampf führen wollten.
    Plötzlich jedoch geschah etwas Seltsames. Einige Dutzend Schritte entfernt wurden die Thir-Ailith erneut sichtbar. Turon nahm an, dass die Priesterinnen noch einmal all ihre Kraft aufgeboten und den Kreis weiter ausgedehnt hatten. Sofort befahl er einen weiteren Angriff, obwohl zu erwarten war, dass die Ungeheuer auch diesmal weiter zurückweichen würden.
    Das jedoch geschah nicht. Stattdessen machten die Kreaturen einen verwirrten, sogar entsetzten Eindruck, soweit man das bei ihrer nur schemenhaft sichtbaren Erscheinung beurteilen konnte. Sie wandten die Köpfe von einer Seite zur anderen, schienen unentschlossen, ob sie fliehen oder sich zum Kampf stellen sollten.
    Und auf einmal gaben sie ihre Tarnung auf und wurden vollends sichtbar!

    Ratlos fragte sich Turon, was für eine neue Teufelei das nun schon wieder war. Die Priesterinnen verfügten nicht über die Kraft, die magisch hervorgerufene Unsichtbarkeit der Dunkelelben völlig zunichtezumachen - um ihr Werk konnte es sich nicht handeln.
    Fast hatten er und seine Begleiter die Thir-Ailith erreicht, als er plötzlich Gestalten bemerkte, die weiter hinten zwischen den Häusern der Stadt hervortraten, doch konnte er kaum fassen, was er sah. Unwillkürlich verlangsamte er seinen Schritt und starrte ungläubig auf Königin Tharlia, die sich dort zusammen mit zahlreichen Priesterinnen, mehreren Dutzend Elben und vielen Zwergenkriegern in einem weiten Halbkreis näherte und den Thir-Ailith den Fluchtweg abschnitt.
    Der kurze Moment der Unachtsamkeit hätte ihn fast das Leben gekostet. Urplötzlich und mit der ihnen eigenen Schnelligkeit gingen die Dunkelelben zum Angriff über und stürzten sich auf ihn und seine Schar, die ihnen zwar zahlenmäßig ebenfalls weit überlegen war, aber nicht ganz so erdrückend wie die Angreifer von der anderen Seite.
    Erst im letzten Moment gelang es ihm, einen Schwerthieb abzufangen, doch wurde er durch die Wucht des Angriffs von den Beinen gerissen und stürzte mit hoch erhobener Axt zu Boden. Der Dunkelelb wechselte seinen Griff und packte das Schwert mit beiden Händen, um es ihm in den Leib zu rammen, aber diesmal war Turon schneller.

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