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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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dass der Dunkelelb, geschwächt wie er durch die Verletzungen war, beschloss, zunächst einmal möglichst viel auszukundschaften, um mehr über unsere Stärke herauszufinden. Er folgte Warlon und mir heimlich bis nach Elan-Dhor, statt uns noch einmal anzugreifen.«
    »Und die Luanen?«, fragte Sutis mit einem Blick, der verriet, dass er dieser neuen Theorie noch keinen Glauben schenkte.
    »Eine weitere fremde Lebensform, auf die er stieß. Vermutlich kennen diese Kreaturen nach ihrer langen Zeit in der Verbannung nicht einmal den Unterschied zwischen Tieren und intelligenten Wesen. Er wollte erproben, ob auch die Luanen eine Gefahr für ihn darstellen«, spekulierte Barlok weiter und lächelte grimmig. »Und das war der Fall, wenn auch auf ungewöhnliche Art. Die Tiere gerieten in Panik und trampelten ihn genau wie den unglücklichen Toluran nieder, wie das Blut beweist, das wir fanden. Er überlebte, aber danach wurde er noch vorsichtiger. Er leckte
seine Wunden und beobachtete nur noch aus dem Verborgenen heraus, weil er begriff, dass unsere Patrouillen ihm gefährlich werden konnten. Nur diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass es zu keinem Gemetzel kam.«
    »Und als das Zarkh-Tahal geöffnet wurde, erkannte er die Gelegenheit, aus Elan-Dhor zu entkommen, das für ihn zu einer Falle geworden war«, nahm Sutis den Gedanken auf. »Allerdings hat er sich damit auch den Weg zurück zu seinem Volk versperrt und kann nicht von dem berichten, was er herausgefunden hat.«
    »Möglicherweise«, brummte Barlok. »Das wäre zweifelsohne die wünschenswerteste Erklärung. Aber es gibt noch eine andere, die wesentlich mehr Anlass zur Sorge bietet.« Er machte eine kurze Pause. Die Augen aller Anwesenden waren auf ihn gerichtet. »Ich fürchte, wir dürfen die Intelligenz dieser Bestie auf keinen Fall unterschätzen, das zeigt ihr gesamtes Vorgehen. Es ist auch vorstellbar, dass sie herausgefunden hat, wie gefährlich ein Erfolg der Expedition für die Eroberungspläne ihres Volkes werden kann, und sie diesen Erfolg deshalb unter allen Umständen verhindern will.«
    Betroffenes Schweigen folgte seinen Worten.
    »Dennoch gibt es mehr als einen Grund, optimistisch zu sein«, ergriff Tharlia schließlich wieder das Wort. »Meine Hoffnungen gründen sich nicht allein auf Ailin. Aus Warlons Bericht wissen wir, dass diese Kreaturen sich vor Feuer fürchten. Vielleicht liegt der Grund dafür nicht allein in den Flammen, die ihren Körper verzehren können, sondern auch in der Helligkeit, die sie verbreiten. Vergessen wir nicht, dass diese Elbenabkömmlinge seit vielen Jahrtausenden in einer Welt leben, in der es möglicherweise überhaupt kein Licht, wie wir es kennen, gibt.«

    »Und?«, erkundigte sich Torgan. »Welchen Nutzen sollte das für die Expedition bringen?«
    Tharlia deutete lächelnd auf den Wehrgang über dem Zarkh-Tahal, wo durch die Schießscharten immer mehr Tageslicht in die Halle drang.
    »An der Oberfläche geht gerade die Sonne auf, das wohl grellste Licht, das es überhaupt gibt.«
     
    Als das Zarkh-Tahal mit einem in der Stille der frühmorgendlichen Bergwelt dumpf widerhallenden Dröhnen zuschlug, hatte Warlon, der zusammen mit Ailin an der Spitze des Trupps ging, die Brücke über den Landorin bereits ein gutes Stück hinter sich gelassen.
    Erst einmal zuvor war Warlon aus Elan-Dhor fortgegangen, aber da war er noch ein Kind gewesen. Das lag nicht nur bereits mehr als hundert Jahre zurück, er besaß auch kaum noch Erinnerungen daran. Umso mehr erfüllte ihn das, was er jetzt sah, mit Trauer.
    So selten, wie die zum Fuß des Berges hinabführende Straße benutzt wurde, in so schlechtem Zustand befand sie sich auch. Überall lagen Geröll und herabgestürzte Felsbrocken herum. Niemand kümmerte sich mehr darum, die Straße instand zu halten, es lohnte den Aufwand einfach nicht mehr. Handelskarawanen steuerten Elan-Dhor ohnehin nicht mehr an, dafür war die Ausbeute zu gering. Handel zwischen den verschiedenen Städten der Menschen erwies sich mittlerweile als sehr viel lukrativer.
    Wenn es noch eines Beweises für den wirtschaftlichen Niedergang der letzten großen Zwergenheimstatt bedurft hätte, so lieferte ihn diese Straße.
    »Ein trauriger Anblick, nicht wahr?«, sagte Lokin und trat neben ihn. »Wenn nicht Leute wie ich einen kleinen Rest
an Handel aufrechterhalten würden, hätten die Menschen wahrscheinlich schon längst vergessen, dass unter diesen Bergen überhaupt noch Zwerge

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