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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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buschigem schwarzem Haar und Bart und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich hasse die Oberfläche schon jetzt.«
    Selbst Warlon rang sich ein müdes Lächeln ab.
    »Machen wir eine Rast«, sagte er.
    »Kein besonders günstiger Ort dafür«, widersprach Lokin. »Hier gibt es nichts, was uns Schatten spenden könnte, wir wären hinterher fast ebenso erschöpft wie jetzt.«
    »Und wenn wir noch länger marschieren, fallen wir bald vor Erschöpfung um.«
    »Seht Ihr den dunklen Schatten dort hinten? Das ist ein Wäldchen. Unter den Bäumen ist es wesentlich kühler, und wenn ich mich recht erinnere, gibt es dort sogar einen kleinen Bach, an dem wir uns erfrischen können. Wir können den Wald in knapp einer Stunde erreichen.«
    »Also gut«, gab Warlon nach. »Eine Stunde ist nicht zu viel.«
    Müde schleppten sie sich weiter dahin. Zunächst schien es, als kämen sie dem Wäldchen keinen Schritt näher, sondern als würde es im gleichen Maße vor ihnen zurückweichen,
in dem sie sich ihm näherten. Schließlich jedoch wurde der Schatten immer größer, und einzelne Bäume waren zu erkennen.
    Der Anblick verlieh ihnen noch einmal frische Kraft, und sie schritten schneller aus. Bald darauf erreichten sie den Rand des Waldes und tauchten ein unter das grüne, Schatten spendende Blätterdach, wo es tatsächlich schlagartig kühler wurde.
    Staunend blickte Warlon sich um. Natürlich wusste er, dass es Bäume gab, sogar verschiedene Arten, aber er kannte sie hauptsächlich aus Schilderungen, Darstellungen und den vagen Erinnerungen an seinen Kindheitsausflug an die Oberfläche. Jetzt erkannte er, dass es ein grundlegender Unterschied war, etwas beschrieben zu bekommen und es selbst zu sehen, sogar dazwischen umherzuwandern. Vor allem hätte er niemals für möglich gehalten, dass es so viele Bäume geben könnte.
    Sie waren noch immer nur wenige Stunden von Elan-Dhor entfernt, und doch schien es ihm, als befänden sie sich in einer völlig fremden Welt.
    Lokin führte sie noch einige Minuten weiter, dann drang das leise Plätschern des Baches an ihre Ohren, von dem er gesprochen hatte. An seinem Ufer ließen sie sich nieder.
    Der Bach war so schmal, dass ein Zwerg mühelos hinüberspringen konnte. Munter strömte das Wasser in einem Bett aus Kieseln dahin, ergoss sich in winzigen Kaskaden über Steine und bildete kleine Wirbel und Strudel an Hindernissen wie einem größeren Stein oder einem herabgefallenen Zweig.
    Dafür hatte Warlon jedoch kaum einen Blick übrig. Ihn interessierte nur, ob das Wasser angenehm kühl war, und das war es in der Tat, wie er feststellte, als er seine Arme
hineintauchte. Genau wie die anderen schöpfte er sich einige Hände voll ins Gesicht und wusch sich den Schweiß ab. Erst als er sich auf diese Weise erfrischt hatte, stillte er seinen Durst. Er trank in tiefen, gierigen Zügen und hatte das Gefühl, noch nie etwas Köstlicheres getrunken zu haben.
    Anschließend aßen sie etwas von dem gedörrten Luanen-Fleisch und dem Brot, das sie mit sich führten. Warlon streifte seine Stiefel ab, lehnte sich gegen eine große, knorrige Wurzel am Ufer und ließ seine nackten Füße ins Wasser baumeln.
    »So lasse ich mir die Oberfläche schon eher gefallen«, murmelte er.
    Erst jetzt nahm er seine Umgebung genauer in Augenschein. Diese Welt mochte fremdartig sein, aber sie besaß dennoch eine gewisse Schönheit. Der ungeordnete Fluss des Wassers faszinierte ihn ebenso wie das Spiel von Licht und Schatten, das die durch das Blätterdach dringenden Sonnenstrahlen auf den Waldboden malten. Selbst die vielen fremdartigen Geräusche, vor allem die zahlreichen unterschiedlichen Laute der Vögel, waren interessant. Trotzdem wusste Warlon, dass er hier nicht auf Dauer leben könnte. Dafür war alles zu unruhig. Wohin er auch blickte, überall um ihn herum waren Bewegungen. Schon jetzt vermisste er die ruhige, tote Steinwelt Elan-Dhors, wo er jeden Fels kannte und anhand seiner Maserung bestimmen konnte.
    Sie rasteten rund eine Stunde, dann füllten sie ihre Wasserflaschen am Bach auf und gingen weiter. Während des ersten Stücks war der Marsch recht angenehm, doch schon bald erreichten sie das Ende des Wäldchens, wo die Hitze bereits wieder wie ein auf der Lauer liegendes Raubtier auf
sie wartete, das sie ansprang, kaum dass sie den Schutz der Bäume verließen.
    Und sie war mittlerweile noch schlimmer und drückender geworden.
    Meile um Meile schleppten sie sich weiter dahin. Lange Märsche machten

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