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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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leben.«
    »Schmuggel meinst du wohl«, erwiderte Warlon scharf. Als Ausgestoßener hatte Lokin kein Recht auf eine ehrenvolle Anrede mehr. »Oder das Verscherbeln von Diebesgut, das du zuvor zusammengerafft hast.«
    »Manchmal«, gab Lokin ungerührt zu. »Aber manchem Zwergenhandwerker ginge es noch schlechter, als es ohnehin der Fall ist, würde ich seine Waren nicht in den Menschenstädten verkaufen, und manche Waren wären in Elan-Dhor gar nicht erhältlich, wenn ich oder andere wie ich sie nicht besorgen würden. Nur leider laufen die ehrlichen Geschäfte oft nicht besonders gut, vor allem, wenn man ein Ausgestoßener ohne Haus ist.«
    »Eine mehr als gerechte Strafe für einen Feigling, der seine Kameraden im Stich ließ und sie dem Tod auslieferte, um seine eigene Haut zu retten«, sagte Warlon verächtlich. »Für mich bist du nichts als Abschaum.«
    »Wäre König Burian noch an der Macht, würdet Ihr nicht als Held gelten, sondern er hätte Euch unter die gleiche Anklage gestellt«, entgegnete Lokin. »Was Euch zeigen sollte, wie leicht so etwas passieren kann.«
    Warlon fuhr herum und packte ihn an den Aufschlägen seines Lederwamses.
    »Wage es nicht, dich mit mir zu vergleichen«, stieß er von bodenlosem Zorn erfüllt hervor. »Du und ich, wir haben nichts gemeinsam, hörst du? Die Nachricht vom Tod seines Sohnes hat Burians Verstand getrübt, sonst hätte er eine solche Anschuldigung niemals erhoben.«
    »Aufhören!«, rief Ailin. Sie trug an diesem Tag nicht ihr Priestergewand, sondern ganz normale, zweckdienliche
Kleidung wie alle anderen. Vor allem jedoch trug sie keinen Schleier! Als Begründung für diesen Bruch mit den Regeln der Priesterinnen hatte Tharlia einige ausweichende Gründe angeführt: dass sie auf ihrer Reise wohl kaum gläubigen Anbetern Li’thils begegnen würden und dergleichen mehr, von denen keiner wirklich überzeugend klang. Bei passender Gelegenheit würde er die Weihepriesterin selbst danach fragen.
    Als sie sich an diesem Morgen begegnet waren, hatte Warlon jedenfalls zum ersten Mal ihr Gesicht gesehen. Es war ein schönes, ebenmäßiges Gesicht, umrahmt von blondem Haar, dass sie entgegen der üblichen Zwergensitte sehr kurz trug. Sie war jünger, als Warlon erwartet hatte, vermutlich sogar noch etwas jünger als er selbst. Die erste Zeit hatte er sie nur voller Bewunderung anstarren können, und noch immer hatte er sich an den Anblick nicht völlig gewöhnt.
    Im Moment jedoch verzerrte Zorn ihr Gesicht, während sie die beiden Streithähne anfunkelte.
    »Seid ihr denn verrückt geworden? Wir haben Elan-Dhor gerade erst verlassen, und schon benehmt ihr euch wie kleine Kinder. Soll das etwa die ganze Zeit so weitergehen? Hier steht wesentlich mehr auf dem Spiel als eure persönlichen Streitereien!«
    Nach einigen Sekunden ließ Warlon sein Gegenüber los, obwohl sein Zorn nicht verflogen war.
    »Sie hat Recht«, sagte er widerstrebend. »So wenig es mir gefällt, Königin Tharlia hat dich dieser Expedition zugeteilt, damit muss ich mich wohl abfinden. Aber ich rate dir, versuche nicht, meine Geduld zu strapazieren.«
    Brüsk wandte er sich ab und ließ seinen Blick an den Hängen des Tharakols hinaufwandern, des Berges, in dessen Flanke sich das Zarkh-Tahal befand. Er musste den
Kopf weit in den Nacken legen, um bis zu den von ewigem Schnee bedeckten Gipfeln emporzuschauen, die im Licht der Morgensonne gleißten und funkelten. Rasch wandte er den Blick wieder ab. Das Licht brannte in seinen an solche Helligkeit nicht gewöhnten Augen.
    Nach einer knappen Meile erreichten sie das Ende der Gebirgsstraße und der zu beiden Seiten aufragenden Felsgrate. Zwei seit langer Zeit verfallene Wachhäuschen zeigten an, dass sie am Fuß des Schattengebirges angelangt waren. Der Boden unter ihren Füßen wurde sandiger, der nackte Fels wich mit Gras und Unkraut bewachsener Erde.
    So weit der Blick reichte, erstreckte sich eine fruchtbare Hügellandschaft vor ihnen, durch die sich in sanften Kehren und Windungen der Landorin schlängelte, der nun nicht länger ein reißender Wildbach, sondern gespeist durch mehrere Zuläufe zu einem ruhig dahinströmenden Fluss angewachsen war.
    Warlon schauderte, was nicht nur an dem kühlen Wind lag, der ihnen entgegenwehte. Die Weite der Landschaft drohte ihn zu überwältigen. Unter der Erde aufgewachsen, war er an Felswände um sich herum gewöhnt. Hier gab es nichts dergleichen, in alle Richtungen nur offenes Land bis zu einem unendlich fernen

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