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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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wurde. Obwohl schon so lange nicht mehr betätigt, war er hervorragend gepflegt, und dass er noch immer reibungslos funktionierte, sprach für die Qualität des Zwergenwerks. Ein Beben durchlief den Boden, und mit einem durchdringenden Knarren und Grollen begannen die beiden riesigen, mehr als einen Meter dicken Flügel des Tores zum ersten Mal seit vielen Jahren aufzuschwingen.
    »Alles nur dir zu Ehren«, hörte Warlon den neben ihm stehenden Barlok raunen. »Genieße diesen Moment und präge ihn dir gut ein. Wann immer dich Zweifel überkommen und du am Erfolg deiner Mission zu zweifeln beginnst, dann denke an diesen Augenblick zurück. Niemals hat ein Feind das Zarkh-Tahal bezwingen können. Nun liegt es in deinen Händen, ob durch dieses Tor Hilfe herbeigelangt, gegen den vermutlich schrecklichsten Feind, der uns je bedrohte.«
    Warlon antwortete nicht. Soweit es ihn betraf, wäre dieser offizielle Pomp anlässlich seines Aufbruchs nicht nötig gewesen. Er hätte die Stadt mit seinen Begleitern auch durch die kleine Pforte innerhalb des Tores verlassen können, die seit Jahrzehnten ausschließlich benutzt wurde, wenn jemand sich auf den Weg an die Oberfläche machte oder von dort zurückkehrte. Für ihre kleine Gruppe wäre es mehr als ausreichend gewesen.
    Gleichzeitig aber brachten Barloks Worte etwas in ihm zum Klingen. Während seiner Anfangszeit als Krieger hatte Warlon oft Wache auf den Laufgängen oberhalb des Zarkh-Tahal geschoben, von denen aus jeder sich nähernde Feind
durch Schießscharten unter Beschuss genommen werden konnte. Geöffnet jedoch hatte er es zeit seines Lebens noch nicht zu Gesicht bekommen.
    Nun jedoch fand dies seinetwegen statt, er würde es als erster Zwerg seit Jahrhunderten wieder durchschreiten. Obwohl er wusste, dass es keine Anerkennung für bereits geleistete Taten war, sondern eine Art Vorschuss auf einen Erfolg, den er erst noch erbringen musste, konnte er sich des Stolzes, der ihn dabei erfüllte, nicht erwehren. Es war ein erhebender Augenblick, an den er sich in der Tat immer erinnern würde und der ihm Kraft spenden mochte, wenn er sie am dringendsten benötigte.
    »Geht nun und erfüllt euren Auftrag«, sagte Tharlia schlicht. »Möge Li’thil euch beschützen und eure Füße stets auf sicheren Pfaden wandeln lassen. Unsere Gebete und die guten Wünsche aller Zwerge werden euch begleiten.«
    Inzwischen waren die Torflügel vollends aufgeschwungen und kamen mit einem letzten, durchdringenden Knarren zur Ruhe. Ein kühler Wind strich in die Höhle hinein. Die Morgendämmerung war bereits fortgeschritten, und in ihrem Licht war eine steinerne Brücke zu sehen, die einen sich unmittelbar vor der Bergflanke erstreckenden Abgrund überspannte, in dessen Tiefe der hoch im Gebirge entspringende Landorin schäumend dahinschoss. Die Brücke bildete den Beginn einer von scharfen Felsgraten gesäumten, abwärts verlaufenden Gebirgsstraße.
    Es gab keine feierlichen Ansprachen oder großen Verabschiedungen mehr, es war bereits alles gesagt, was zu sagen war. Genau wie seine Begleiter verneigte Warlon sich noch einmal vor der Königin und den Mitgliedern des Hohen Rates. Dann lächelte er Barlok zu, der sich mit einem aufmunternden Augenzwinkern von ihm verabschiedete, und
marschierte an der Spitze der kleinen Kolonne durch das Zarkh-Tahal.
     
     
    »Schließt das Tor!«, befahl Tharlia, als der Letzte es passiert hatte. Langsam begannen sich die Flügel wieder zu schließen. So leise, dass nur Barlok es hören konnte, fügte sie hinzu: »Ich glaube, noch niemals zuvor ruhte das Schicksal unseres ganzen Volkes in den Händen so weniger. Wenn sie scheitern, weiß ich nicht, was …« Sie zuckte zusammen und verstummte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie sich um. »Hier ist etwas!«, stieß sie hervor. »Ich spüre etwas … eine dieser Kreaturen. Sie ist ganz nah!«
    Instinktiv griff Barlok nach seiner Axt und sah sich genau wie die Mitglieder des Rates erschrocken um, freilich ohne etwas entdecken zu können.
    »Die Elbenkreatur entfernt sich wieder«, keuchte Tharlia. »Ich … Ich glaube nicht, dass sie es auf uns abgesehen hat.« Gleich darauf riss sie vor Schrecken die Augen noch weiter auf. »Das Zarkh-Tahal! Ihr Ziel ist das Tor. Sie will …« Tharlia schloss die Augen. »Zu spät. Der Dunkelelb ist fort. Nach draußen!«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Barlok bewusst wurde, welche Konsequenzen ihre Worte in sich bargen.
    »Warlon!«, stieß er hervor. »Wir müssen

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