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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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zu hören, dann breitete sich eine fast unnatürliche Stille aus. Alle Blicke waren auf das Tiefenmeer gerichtet. Auch Barlok starrte angestrengt auf das Wasser hinaus, aber nirgendwo war auch nur der geringste Hinweis auf sich nähernde Dunkelelben zu entdecken. Selbst wenn sie ihre Flöße ebenfalls unsichtbar machen konnten, müssten zumindest Unregelmäßigkeiten und Verwirbelungen im Wasser zu sehen sein, aber die Wasseroberfläche lag völlig ruhig da.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch nicht getäuscht habt?«, wandte er sich zweifelnd an Tharlia.
    »Völlig sicher«, antwortete sie. »Ich kann mir das auch nicht erklären. Sie sind bereits ganz in der Nähe und müssten längst zu sehen sein. Selbst ich kann sie bereits spüren.«
    Eine schreckliche Idee kam Barlok.

    »Wäre es möglich, dass sie gar nicht über das Meer kommen? Dass sie einen uns noch unbekannten Weg auf diese Seite gefunden haben und sich uns von hinten nähern?« In diesem Fall wären alle ihre Verteidigungsvorbereitungen umsonst. Nicht nur das, sie müssten sogar mit dem Rücken zum Ufer kämpfen und drohten selbst ins Wasser gedrängt zu werden.
    »Nein«, behauptete Tharlia. »Die fremde Ausstrahlung kommt eindeutig aus Richtung des Meeres.«
    »Dann gibt es nur eine Erklärung.« Barlok stockte und schluckte schwer. Schrecken spiegelte sich auf seinem Gesicht. »Die Fähigkeiten der Priesterinnen versagen. Es gelingt ihnen nicht, den Unsichtbarkeitszauber der Dunkelelben aufzuheben!«
    Auch auf Tharlias Gesicht zeichnete sich Schrecken ab. Sie wusste so gut wie er, was es bedeutete, wenn seine Befürchtung zutraf. Ihre stärkste Waffe überhaupt war die Magie der Priesterinnen, die die Dunkelelben wenigstens teilweise sichtbar machte. Wenn diese versagte, würden aller Mut und alle Tapferkeit nichts nutzen, sie würden ohne eine echte Chance zur Gegenwehr von den Kreaturen aus der Tiefe überrannt und niedergemetzelt werden!
    »Dort, seht doch!«, rief Sutis in diesem Moment und deutete über die Brüstung in die Tiefe.
    Wenige Meter vom Ufer entfernt geriet das Meer in Unruhe und schien zu schäumen, dann erhoben sich Dutzende nur als verschwommene Schemen sichtbare Gestalten aus dem Wasser und stürmten auf die Verteidiger zu.
    Barlok erkannte den Denkfehler, den er und die anderen gemacht hatten. Angesichts der Furcht, die nicht nur das Volk der Zwerge, sondern fast alle bekannten Bewohner der Tiefenwelt gegenüber größeren Wassermengen hegten,
hatten sie dieses Verhalten ohne zu überlegen auch auf die Dunkelelben übertragen und waren davon ausgegangen, dass auch diese darauf angewiesen wären, das Meer mit Flößen oder irgendwelchen ähnlichen Gefährten zu überwinden. Ihnen war nicht einmal der Gedanke gekommen, dass die Dunkelelben sich - möglicherweise geschützt durch ihre Magie - auch direkt innerhalb des Wassers bewegen könnten.
    Die Hoffnung, die Angreifer bereits vor dem Anlegen mit Pfeilen und Speeren unter Beschuss nehmen zu können, war damit dahin. Vor allem jedoch bestand keine Möglichkeit mehr, die Flöße durch brennende Petroleumteppiche in Brand zu setzen.
    »Das Petroleum ins Wasser, schnell!«, brüllte Loton dennoch.
    Während die ersten schemenhaften Schattengestalten bereits das Ufer erreichten, wurde die dunkle Flüssigkeit aus bereitstehenden Fässern in zuvor in den Boden gegrabene Rinnen gegossen. Durch diese floss sie direkt ins Meer, wo sie sich dank des leichten Wellengangs rasch auf der Wasseroberfläche verteilte.
    »Legt Feuer!«, befahl Loton.
    Eine brennende Fackel wurde auf das Petroleum geschleudert. Mit einem fauchenden Geräusch verwandelte es sich augenblicklich in ein Flammenmeer, als gerade mindestens hundert weitere Schattengestalten aus dem Wasser hervorkamen, die durch ihre unscharfen Umrisse fast wie wogende Schatten wirkten. Unerträglich schrille, in den Ohren schmerzende Schreie aus zahllosen Kehlen ertönten, als das Feuer nach den Dunkelelben griff.
    Aber Barlok sah auch, dass mehrere Dutzend von ihnen das Ufer bereits erreicht hatten. Die lodernden Flammen in
ihrem Rücken und der Tod ihrer Artgenossen schienen sie zur Raserei zu treiben. Wie besessen hieben sie mit ihren Schwertern auf die spitzenbewehrten Barrikaden ein oder versuchten, sich darüberzuschwingen.
    Die Zwergenkrieger spießten sie mit langen Lanzen auf oder schleuderten Speere nach ihnen, aber zu Barloks Schrecken erwiesen sich die Dunkelelben als ungeheuer zäh. Selbst wenn sie eine Wunde erlitten hatten,

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