Zwergenfluch: Roman
mit der Knochenbrecher an seinem Gürtel befestigt war, entschied sich dann aber anders. Die Streitaxt war für den Kampf gegen die ungeheuer schnellen und wendigen Dunkelelben ungeeignet.
Axthiebe besaßen eine enorme Wucht, aber selbst bei aller Geschicklichkeit, mit der Barlok die Waffe zu führen vermochte, kostete es Zeit, sie zu schwingen. Selbst wenn es sich nur um Sekundenbruchteile handelte, konnten diese im Kampf entscheidend sein. Er ließ die Axt, wo sie war, und zog stattdessen sein Schwert.
Als er in die große Höhle gelangte, sah er zu seinem Schrecken, dass bereits zahlreiche Dunkelelben den Strand erreicht hatten und unzählige weitere hinter ihnen herangestürmt kamen. Ihre Bewegungen hatten eine breite Bresche in den Flammenteppich gerissen, die sich auch durch ständiges Nachschütten von Petroleum nicht mehr schließen ließ. Nur noch vereinzelt fing eine der Kreaturen Feuer. Ihr Fleisch musste wesentlich leichter entflammbar sein als das anderer Lebewesen.
Aber auch von denen, die das Ufer erreichten, lebten die meisten nicht länger als ein paar Sekunden, ehe sie von Speeren, Pfeilen oder Lanzen durchbohrt oder sogar von den Nachdrängenden so weit vorwärtsgeschoben wurden, dass sie an den vorstehenden Spitzen der hölzernen und steinernen Barriere aufgespießt wurden. Für jeden Gefallenen rückte sofort ein anderer nach. Ohne jede Rücksicht auf ihr Leben drangen sie vor und hieben mit aller Kraft mit ihren Schwertern auf die Barriere ein, ehe auch sie getötet wurden. Sie kämpften buchstäblich auf einem rasch anwachsenden Leichenhügel.
Und ihre Angriffe hatten Erfolg! Schon waren zahlreiche Streben des Hindernisses zerschmettert. Kleine Breschen waren entstanden, durch die sich Dunkelelben hindurchzwängten. Noch bereitete es den dahinter postierten Zwergen keine Mühe, sie abzuwehren, doch gerade ihre Erfolge beschworen eine weitere Gefahr herauf.
Dutzende der Kreaturen waren bereits an den Hindernissen aufgespießt worden, Hunderte weitere türmten sich dahinter auf. Indem sie direkt über die Leichen ihrer Artgenossen hinwegkletterten, gelang es immer mehr Dunkelelben, die Barriere unbeschadet zu überwinden und in die Reihen der Verteidiger einzubrechen.
Ohne länger zu zögern, stürzte sich Barlok mit einem wilden Schlachtruf auf den Lippen ins Kampfgetümmel.
Die Luft war erfüllt vom Geruch brennenden Petroleums und frischen Blutes, vom Klirren aufeinanderprallender Waffen und vom lauten Schreien. Manche der Zwerge schrien vor Schmerz, wenn sie von den Schwertern der Angreifer getroffen wurden, andere, um sich Mut zu machen, und immer wieder ertönten auch die unerträglich hohen, in den Ohren vibrierenden Schreie der sterbenden Dunkelelben.
Erst vor wenigen Minuten hatte Barlok das Kampfgebiet erreicht, doch es kam ihm bereits wie Stunden vor. Er hatte wie ein Rasender gekämpft und fast ein halbes Dutzend Angreifer erschlagen. Es war seltsam und bizarr, gegen die nur als schattenhafte Schemen ohne Gesichter oder sonstige erkennbare Einzelheiten sichtbaren Wesen zu kämpfen. Erst im Tod erlosch ihre Magie, und ihr wahres Aussehen wurde offenbar.
Aber so wild er auch kämpfte, es war, als wolle er eine Flutwelle aufhalten. Für jeden getöteten Dunkelelb stürmten zwei neue heran. Statt zu schrumpfen schien ihre Zahl unablässig weiter anzuwachsen.
Über welche scheinbar unerschöpflichen Reserven verfügten diese Kreaturen bloß?
Die Verteidigungslinien begannen bereits zu wanken.
Nicht nur Dunkelelben, sondern auch zahlreiche Zwerge lagen tot auf dem Boden. Andere waren verwundet, ignorierten jedoch den Befehl, sich zu den Priesterinnen und Heilern zu begeben, sondern kämpften weiter. Ohne ihren selbstmörderischen Einsatz wären sie in diesem Bereich vermutlich schon von den Angreifern überrannt worden.
»Haltet sie auf!«, brüllte Barlok. »Treibt sie zurück ins Feuer!«
Einige Zwerge, die ihre bedrohliche Lage erkannten, kamen ihnen aus benachbarten Strandabschnitten zu Hilfe, doch durften auch diese nicht zu stark entblößt werden, da dort jeden Moment ein weiterer Angriff erfolgen konnte.
Warum, beim Pfuhl derVerdammnis, schickt Loton nicht endlich Verstärkung? , fragte sich Barlok. Von seinem erhöhten Beobachtungsposten aus musste der greise Kriegsmeister doch erkennen, in welcher Bedrängnis sie steckten!
Er tauchte unter einem Schwerthieb hindurch, gleichzeitig riss er seine eigene Klinge nach oben, schmetterte sie gegen die des Dunkelelben,
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