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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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zu sehen war. Es war ein
hartes, markantes Gesicht mit vorstehenden Wangenknochen und von mehreren kleinen Narben gezeichnet. Aber der Anflug eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel, und seine braunen Augen blickten freundlich, was dem Gesicht einiges von seiner Härte und Düsterheit nahm. Dunkle Locken bedeckten seinen Kopf. Sein Alter war schwer zu schätzen, es musste innerhalb des bei Menschen unbestimmbaren Bereichs zwischen Mitte dreißig und Ende vierzig liegen.
    »Seid willkommen, kleine Leute«, sagte Shaali. »Ich muss gestehen, dass ich noch niemals Zwerge gesehen habe, umso mehr freue ich mich über unsere Begegnung.«
    »Warlon aus dem Hause Korrilan, Kampfführer der Kriegerkaste von Elan-Dhor, zu Euren Diensten.« Der Zwerg verneigte sich tief. Fast ohne sich dessen bewusst zu sein, sank er im nächsten Moment auf ein Knie herab und senkte noch einmal demütig den Kopf.
    Shaali stieß ein glockenhelles Lachen aus und klatschte in die Hände.
    »Ein echter Kavalier, ich bin entzückt. So höfliche Leute findet man selten«, sagte sie. »Aber du brauchst dich weder vor mir zu verbeugen noch mich so ehrenvoll anzusprechen. Ehrentitel bedeuten nichts in diesem Haus. Warum stellst du mir nicht lieber deine Begleiter vor?«
    »Sicher, sofort«, entgegnete Warlon hastig. »Das ist Ailin, Weihepriesterin der Göttin Li’thil. Und das ist Lokin, ein … Krieger aus unserer Eskorte.« Er hoffte, dass Shaali sein kurzes Zögern nicht aufgefallen war, aber zumindest Lokin hatte bemerkt, was er gesagt hatte, und lächelte ihn dankbar an. »Zu acht brachen wir von Elan-Dhor auf, aber am Rande dieses Waldes wurden wir überfallen. Nur wir drei kamen mit dem Leben davon.«

    »Sie waren auf der Suche nach mir, als sie in den Hinterhalt gerieten«, ergänzte Malcorion. »So war es das Mindeste, dass ich sie hierher einlud, um mir ihr Begehren anzuhören. Gebt mir eure Mäntel und eure Rucksäcke. Und auch eure Äxte und Schwerter werdet ihr hier nicht brauchen.«
    Sie taten, wie ihnen geheißen. Er stellte die Rucksäcke und die Waffen neben der Tür ab, dann verstaute er die Mäntel an zwei Haken. Zuletzt hängte er auch seinen eigenen dazu. Darunter trug er ein braunes Hemd und eine dunkelgrüne Hose, dazu kniehohe Stiefel. Auch sein Schwertgehänge band er ab und stellte es zu ihren Waffen.
    »Ihr müsst hungrig und durstig sein, wenn ihr den ganzen Tag gewandert seid«, vermutete er. »Kommt, setzt euch, ein paar weitere Gedecke aufzulegen macht keine Umstände. Ich …« Er brach ab und blickte zur linken der beiden Türen in der Seitenwand hinüber, die sich geöffnet hatte. Zwei Kindergesichter lugten durch einen Spalt zu ihnen heraus. »Wen haben wir denn da? Ihr solltet doch schon längst schlafen! Na, wenn ihr schon einmal wach seid, kommt heraus, und begrüßt unsere Gäste.«
    Die Tür wurde vollends aufgerissen. Ein Junge von etwa acht Jahren und ein etwas jüngeres Mädchen kamen herausgestürmt und blickten die Zwerge neugierig an.
    »Die sind aber lustig«, rief der Junge kichernd. »Sie sind kaum größer als ich, sehen aber wie Erwachsene aus.«
    »Torn, es gehört sich nicht, so über Fremde zu reden«, tadelte Shaali. »Das sind unsere Kinder, Tora und Torn. Und das sind Ailin, Warlon und Lokin. Sie stammen aus dem Volk der Zwerge.«
    »Sind alle Zwerge so klein wie ihr, oder wachst ihr noch?«, erkundigte sich das Mädchen neugierig. Genau wie ihr Bruder
hatte sie die blonden Haare und das ebenmäßige Gesicht ihrer Mutter, aber die dunklen Augen ihres Vaters.
    »Oh, bei unserem Volk sind wir sogar fast schon Riesen«, scherzte Lokin. »Und ihr solltet erst mal sehen, wie klein die Kinder bei uns sind. Da müsstet ihr glatt aufpassen, dass ihr nicht aus Versehen auf sie drauftretet.«
    Die beiden kicherten erneut.
    »So, jetzt aber ab mit euch ins Bett«, entschied Shaali. »Aber es ist ganz gut, dass ihr noch wach seid.« Sie wandte sich an Malcorion. »Wir werden heute Nacht zusätzliche Schlafplätze benötigen. Ich schlage deshalb vor, die beiden schlafen bei mir, dann können wir ihr Zimmer für unsere Gäste herrichten.«
    »Und wo soll ich schlafen?«, erkundigte er sich.
    »Du hast schon an wesentlich unbequemeren Plätzen geruht als auf einem Strohsack hier in der Stube.«
    »Sicher doch. Nun wisst ihr, warum ich nur selten Besucher empfange«, grummelte der Waldläufer in Richtung der Zwerge und bemühte sich, ein möglichst finsteres Gesicht zu machen, doch in seinen Augen blitzte

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