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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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nicht mehr
als ein undeutlicher Schatten gewesen, eine formlose Zusammenballung von Dunkelheit, nur deshalb sichtbar, weil sie sich gegen das dahinter leuchtende Licht abgezeichnet hatte. Aber immerhin - so wenig es auch gewesen war, er hatte etwas gesehen, und die winzig kleine Chance, die sich ihm dadurch bot, durfte er nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Noch bevor der Schatten vollends verschwand, ließ Barlok ohne zu überlegen seine Axt fallen, riss blitzartig zwei Dolche aus dem Gürtel und schleuderte sie beidhändig mit einer tausendfach geübten Bewegung auf die Stelle, wo sich der finstere Umriss gerade noch befunden hatte. Eine der Klingen prallte klirrend gegen den Fels und fiel zu Boden, die andere schien sich kurz vor der Wand mitten in der Luft aufzulösen und zu verschwinden.
    Ein grauenhafter Schrei ertönte, so hoch und schrill, dass er gerade noch an der Schwelle des Hörbaren lag und körperliche Schmerzen erzeugte. Mühsam widerstand Barlok der Versuchung, die Hände auf die Ohren zu pressen, sondern hob stattdessen hastig seine Axt wieder auf. Nach wenigen Sekunden brach der Schrei wieder ab.
    Barloks Hoffnung, den unheimlichen Angreifer getötet oder wenigstens so schwer verletzt zu haben, dass dieser die Flucht ergriff, erfüllte sich nicht. Hilflos musste er mit ansehen, wie ein weiterer Arbeiter und auch Okran, der zweite seiner auf der anderen Seite ihrer Gruppe postierten Krieger, niedergemetzelt wurden, ohne dass der Unbekannte den Fehler beging, noch einmal ins Gegenlicht zu geraten.
    Dieser neuerliche Angriff war zu viel für die Männer des mittlerweile auf Nuran und nur noch vier weitere Arbeiter zusammengeschmolzenen Schürftrupps. Erneut begannen sie zu schreien und blindlings loszurennen. Diesmal versuchte
Barlok gar nicht erst, sie zurückzurufen. Sie hätten ohnehin nicht auf ihn gehört, und er konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Auch er musste dagegen ankämpfen, sich von Furcht und Schrecken überwältigen zu lassen, dabei war er ein Krieger. Für Angehörige der Arbeiterkaste, die nur selten in gefährliche Situationen gerieten, musste dieser Albtraum um ein Vielfaches schlimmer sein.
    »Diese Kreatur lauert hier noch irgendwo«, raunte er Warlon zu, befestigte die unhandliche Streitaxt an seinem Gürtel und zog stattdessen sein Schwert. Wenn überhaupt, dann würde ihm die wesentlich leichtere Waffe gegen einen so blitzschnell angreifenden Feind bessere Dienste leisten. »Bleib dicht hinter mir. Falls ich getötet werde, kannst du vielleicht erkennen, wo sich dieses Ungeheuer befindet.«
    »Es ist besser, wenn ich vorgehe«, widersprach Warlon, obwohl ihm anzusehen war, wie schwer ihm diese Worte fielen. »Du -«
    »Das war ein Befehl«, unterbrach Barlok ihn scharf. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, während er langsam einen Schritt nach dem anderen machte. Das Schwert hielt er weit vor sich gestreckt und ließ es immer wieder durch die Luft sausen, um es dem Unsichtbaren so schwer wie möglich zu machen, an ihn heranzukommen.
    Ohne dass etwas geschah, gelangten sie an der Stelle vorbei, an der er den Unbekannten verletzt und von wo aus dieser zuletzt zugeschlagen hatte. Barlok schöpfte wieder etwas Hoffnung. Vielleicht war die Wunde doch schwer genug gewesen, dass der Angreifer die Flucht ergriffen hatte. Zumindest wünschte Barlok inbrünstig, dass es so wäre.
    Einige Dutzend Meter weiter wurde seine Hoffnung jedoch brutal zerstört. Nur ein kurzes Stück hinter einer Biegung des Ganges lag ein Toter, einer der Männer aus
Nurans Trupp. Auch ihm hatte man den Kopf abgeschlagen.
    In ohnmächtiger Wut krampfte Barlok die Hände fester um den Griff seines Schwertes. Niemand hatte vorhersehen können, welch eine grauenvolle, bislang völlig unbekannte Gefahr hier unten auf sie lauerte. Niemand würde ihm einen Vorwurf machen können, er trüge auch nur die geringste Schuld am Tod dieser Männer, aber das war ihm gleichgültig. Er hatte die Aufgabe gehabt, sie zu beschützen, und jetzt waren fast alle tot, brutal abgeschlachtet von einem Feind, den sie noch nicht einmal kannten.
    Hinzu kam noch, dass sie keine Möglichkeit besaßen, wenigstens die Leichen mitzunehmen, um sie ihren Familien zu übergeben. Das Andenken von Toten stand bei ihrem Volk hoch in Ehren, deshalb widerstrebte es Barlok zutiefst, die Gefallenen zurückzulassen. Er hoffte, dass sich später eine Gelegenheit ergab, sie zu bergen.
    Da ihnen im Moment offenbar keine unmittelbare Gefahr

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