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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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drohte, schritten sie schneller aus. Bald darauf fanden sie an einer Kreuzung einen weiteren Toten. Barlok vermied es, den Leichnam anzusehen, als sie an ihm vorbeigingen, sondern wandte den Kopf leicht zur Seite.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine undeutliche, huschende Bewegung wahr, die aus dem linken Seitengang auf ihn zuraste. Seine in vielen Kämpfen und unzähligen Trainingsstunden erworbenen Reflexe retteten ihm das Leben. Noch bevor er selbst richtig begriff, was dies zu bedeuten hatte, warf er sich bereits zur Seite.
    Scheinbar aus dem Nichts heraus blitzte Stahl auf. Ein greller Schmerz zuckte durch seine linke Seite, als sich eine Klinge durch sein Kettenhemd bohrte. Ungeachtet der Schmerzen schlug er im gleichen Moment mit seinem
Schwert zu und spürte, wie er etwas traf. Erneut erscholl der schrille, verzerrte Schrei, gleichermaßen von Schmerz wie von abgrundtiefer Wut erfüllt. Während er zu Boden stürzte, bot sich Barlok ein Anblick, den er nie mehr in seinem Leben vergessen würde.
    Direkt neben ihm schälte sich eine unheimliche Gestalt aus dem Nichts. Sie war lang und hager, mindestens einen Kopf größer als die meisten Menschen, denen er bislang begegnet war. Gekleidet war sie ganz in Schwarz, das einen scharfen Gegensatz zu ihrer Haut bildete, die im Schein von Warlons Laterne in gespenstischem Weiß schimmerte. Lange, ebenfalls schneeweiße Haare fiel ihr über die Schulter und rahmten ein längliches Gesicht mit einem dünnlippigen Mund und einer schmalen Nase ein, dazu Augen … Sie waren das Schrecklichste an der Kreatur. Es sah aus, als würden sie von innen heraus in flammendem Rot glühen, und ein so unbändiger Hass loderte in ihnen, wie Barlok es noch niemals erlebt hatte.
    Nach kaum einer Sekunde verschwand die Erscheinung so abrupt wieder, wie sie sichtbar geworden war. Auch Warlon überwand seine Erstarrung und schlug mit dem Schwert zu, traf jedoch nichts. Nur der Grauen einflößende Schrei der Kreatur war noch immer zu hören, entfernte sich jedoch rasch.
    »Was... was war das?«, presste Warlon hervor. Fassungslosigkeit und namenloses Entsetzen standen in seinem Gesicht geschrieben. Seine Hände, mit denen er Schwert und Lampe hielt, zitterten. Unstet tanzte das Licht über die Wände, brach sich an Kanten und Vorsprüngen und schuf ein Spiel von Schatten und Helligkeit, das überall um sie herum Bewegungen vorgaukelte, wo keine waren, und so eine noch unheimlichere Stimmung erzeugte.

    »Ich … ich weiß es nicht«, murmelte Barlok. Auch er stand noch ganz im Bann des gerade Erlebten und rang mühsam um Fassung. Es war nicht das erste Mal, dass er sich in Lebensgefahr befunden hatte und nur um Haaresbreite davongekommen war, aber noch nie war es unter solchen Umständen geschehen. Mühsam erhob er sich wieder. Sein Herz hämmerte, als wolle es aus seiner Brust brechen. Der Feind, mit dem sie es hier zu tun hatten, war anders als jeder, gegen den er zuvor gekämpft hatte. Dies waren keine bösartigen Gnome oder gierige Goblins, sondern eine Lebensform, deren bloße Gegenwart ihn mit einem Schrecken erfüllte, der sich jeder normalen Erklärung entzog.
    »Aber du hast es verwundet.«
    Barlok musterte sein Schwert. Eine weißliche, zähe Flüssigkeit schimmerte auf der Klinge, hatte dunkle Flecken gebildet und sich stellenweise wie Säure in den Stahl hineingefressen. Angeekelt schleuderte er das Schwert zur Seite.
    »Du bist ebenfalls verletzt!«, rief Warlon erschrocken.
    Barlok blickte an sich herab. Blut sickerte aus seiner linken Seite, wo ihn die Waffe seines Gegners getroffen hatte. Erregung und Entsetzen hatten ihn die Wunde fast vergessen lassen. Erst jetzt begann er wieder den Schmerz zu fühlen, doch hielt dieser sich in Grenzen.
    »Das ist nichts, nur ein Kratzer«, behauptete er. »Ich konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, sodass mich seine Klinge nur gestreift hat.« Mit Schaudern dachte er daran, dass er es neben seinen blitzartigen Reflexen auch einer gehörigen Portion Glück zu verdanken hatte, dass er noch am Leben war. Hätte er nicht so schnell reagiert, hätte das Schwert zweifellos sein Herz durchbohrt und ihn auf der Stelle getötet. Er dachte lieber nicht weiter darüber nach. »Hauptsache, wir haben dieses Ungeheuer vertrieben,
wenigstens für den Moment. Nutzen wir die Gelegenheit.«
    Wesentlich schneller als zuvor eilten sie voran, bis sie schließlich wieder die Stelle erreichten, die sie auf dem Hinweg von den Arbeitern genauer hatten

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