Zwergenfluch: Roman
Patrouille stockend. »Nuran und ein weiterer Arbeiter kamen wie von Dämonen gehetzt hier an und stammelten voller Panik etwas von einem schrecklichen Massaker, denen alle außer ihnen zum Opfer gefallen wären. Wir hatten keine Hoffnung mehr, Euch jemals wiederzusehen.«
»Offenkundig hat der Erzmeister sich getäuscht und wird mich noch eine Weile ertragen müssen. Wie lange ist es her, dass er hier durchkam?«
»Etwas mehr als drei Stunden.«
»Dann ist es vielleicht noch nicht zu spät. Ich muss...« Barlok verstummte. Schwindel überfiel ihn und ihm wurde schwarz vor Augen. Trotz aller Willenskraft vermochten seine Beine das Gewicht seines Körpers nicht länger zu tragen, und er wäre zusammengebrochen, wenn Warlon ihn nicht rechtzeitig aufgefangen hätte.
Alles um ihn herum war dunkel. Er hörte Stimmen, die wie aus weiter Ferne an seine Ohren drangen, ohne dass er ihre Bedeutung verstand. Seine Schmerzen waren gewichen. Überhaupt spürte er seinen Körper nicht mehr, schien empfindungs- und schwerelos zu gleiten.
Es war ein äußerst angenehmer Zustand, von dem Barlok nicht zu sagen wusste, wie lange er andauerte. Irgendwann, nach einer zeitlosen Ewigkeit, wich die Schwärze unstetem Zwielicht. Die Stimmen wurden lauter, und sein Körper bekam wieder Gewicht, schien aber immer noch zu schweben. Barlok begriff, dass er auf einer Trage lag, wie sie überall in den Minen herumstanden, um Verletzte schnell bergen zu können, wenn sich ein Notfall ereignete. Zwei Männer der Patrouille trugen ihn, während Warlon neben ihm her eilte und beruhigend auf ihn einsprach.
»Wohin... bringt ihr mich?«, stieß Barlok hervor. Das Sprechen fiel ihm ungewohnt schwer. Er richtete sich ein wenig auf und blickte sich um. Zu seiner Überraschung befanden sie sich bereits innerhalb des eigentlichen Stadtgebietes von Elan-Dhor, hatten längst die schwer bewachten Tore der Außenbezirke hinter sich gelassen. Offenbar hatte man ihn mittels des Käfigs, der normalerweise dem Transport von Waren vorbehalten war, nach oben gebracht. Trotzdem musste er länger, als er angenommen hatte, ohne Bewusstsein gewesen sein.
»Was für eine Frage! Zu den Heilern natürlich«, erwiderte Warlon. »Du musst sofort versorgt -«
»Nein«, fiel Barlok ihm ins Wort und griff nach seinem Arm. »Ich muss... zum König. Wir dürfen... keine Zeit verlieren.«
»Aber...«
»Es geht schon wieder, ich muss nur meine Kräfte noch
ein wenig sammeln. Es steht... zu viel auf dem Spiel. Ich muss dem König Bericht erstatten!«
Warlon zögerte kurz, dann nickte er.
»Ihr habt es gehört. Zum Palast!«, befahl er.
Die Träger änderten die Richtung. Barlok ließ sich wieder zurücksinken, um noch etwas Kraft zu sammeln. Es war schon spät, und obwohl Tag und Nacht unter der Erde längst nicht die Bedeutung wie an der Oberfläche besaßen, begegneten sie kaum jemandem. Barlok war es nur recht. Aus einem unsinnigen Gefühl von Stolz heraus war es ihm unangenehm, wenn jemand ihn in diesem Zustand sah.
Nuran und sein Begleiter waren nur knapp drei Stunden vor ihnen eingetroffen, und der Aufstieg von den Kohleflözen in die Stadt hatte sie einiges an Zeit gekostet, da sie im Gegensatz zu Barlok und Warlon nicht mit dem Käfig nach oben befördert worden waren. Trotz der Dringlichkeit des Anliegens dürfte es danach noch eine Weile gedauert haben, bis Nuran eine Audienz bekam, da König Burian vermutlich schon geschlafen oder irgendwelchen Ausschweifungen gefrönt hatte, und auch das Zusammenrufen des Hohen Rates musste Zeit gekostet haben. Vielleicht kamen sie noch nicht zu spät, um eine verzerrte Schilderung der Geschehnisse, bei der Nuran ohne Zweifel den Kriegern die alleinige Schuld zuschieben würde, zu verhindern.
Als sie sich dem Königspalast näherten, verlangte Barlok einen Halt und schwang seine Beine über den Rand der Trage. Warlon musste ihm beim Aufstehen helfen, und seine ersten Schritte fielen noch ziemlich unsicher aus, wurden aber rasch fester. Die Ruhepause hatte ihm gutgetan und ihm zumindest einen Teil seiner Kraft zurückgebracht.
Dennoch ging er langsam und vorsichtig, stützte sich immer wieder auf Warlons Arm, besonders wenn es Treppen zu steigen galt.
Nach Norden hin, in Richtung des Palastes, stieg der Boden der Höhle in weitflächigen Terrassen immer mehr an, sodass der Sitz des Königs jedes andere Gebäude überragte. Barlok ließ seinen Blick an der Fassade des Palastes emporwandern, und wie stets erfüllte ihn der
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