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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Anblick mit einem Schauer von Ehrfurcht.
    Im Grunde handelte es sich nur um einen Teil der nördlichen Felswand, so wie der gesamte Palast im Gegensatz zu den offen in den verschiedenen Riesenhöhlen Elan-Dhors errichteten Prunkbauten mancher Häuser kaum mehr als eine Grotte war. Hier hatten einst die ersten Zwerge, die kamen, um dieses Gebiet zu besiedeln, die Stadt Elan-Dhor gegründet, hier hatten sie sich während des Aufbaus der Stadt stets zusammengefunden, um Wichtiges zu besprechen, lange bevor es einen König gegeben hatte. Hier hatte schon damals das Herz der neuen Siedlung zu schlagen begonnen, und dieser Platz war beibehalten worden, man hatte ihn nur in einem bis in die Gegenwart noch nicht abgeschlossenen Prozess stets weiter verschönert. Statt einen neuen Palast zu errichten, hatte man dem ursprünglichen Versammlungsort das Aussehen einer königlichen Residenz verliehen. Was einst eine einfache Felswand gewesen war, hatte sich durch die Arbeit unzähliger Generationen in ein Kunstwerk ohnegleichen verwandelt, in die Illusion einer mit unzähligen Skulpturen, Türmchen und Wasserspeiern geschmückten Fassade. Alles wurde durch Fackeln und Lampen hell erleuchtet. Niemand, der die Wahrheit nicht kannte, hätte vermutet, dass es sich um etwas anderes als das Äußere eines gewaltigen
Bauwerks handelte, in dem nur der Eingang wirklich war, was er zu sein schien.
    Eine gewaltige, frei schwebende Treppe, von der jede dritte Stufe rechts und links von einer Lampe erleuchtet wurde, führte zu dem Eingang empor, der sich ein gutes Stück über dem Höhlenboden befand.
    Die am Fuße der Treppe stationierten Wachen reagierten ebenso ungläubig wie zuvor die Männer der Patrouille, als sie erkannten, wer sich ihnen näherte. Einige machten Anstalten, ihre Posten zu verlassen und auf den langsam ausschreitenden Barlok zuzueilen. Mit einem scharfen Befehl scheuchte der Hauptmann der Palastgarde sie zurück und trat ihnen selbst entgegen.
    »Barlok, Warlon, wir -«
    »Ich weiß, man hat Euch gesagt, wir wären tot«, unterbrach Barlok ihn. »Aber wir sind es nicht, und um dafür zu sorgen, dass es so bleibt, müssen wir unverzüglich mit dem König sprechen.«
    »Nuran erstattet dem Hohen Rat gerade Bericht. Ich werde Eure Anwesenheit melden.«
    »Mit unverzüglich meine ich auch unverzüglich!«, polterte Barlok. »Also gebt den Weg frei, oder müssen wir meiner Forderung Nachdruck verleihen?«
    Angesichts der mehr als ein Dutzend Wachen war es eine wenig überzeugende Drohung, dennoch wirkte sie. Er war Barlok, und kaum ein Krieger würde es wagen, sich ihm entgegenzustellen. Der Hauptmann zuckte zusammen, dann gab er nicht nur den Weg frei, sondern führte sie sogar persönlich die Treppe hinauf und durch eine Ehrenformation in der Vorhalle des Thronsaals. Riesige, kunstvoll ausgeführte Mosaike, die bedeutende Ereignisse aus der Geschichte Elan-Dhors darstellten, bedeckten den Boden
und die Wände. Auf einen Befehl des Hauptmanns hin öffnete eine Wache das mit prachtvollen Schnitzereien verzierte Portal zum Thronsaal.
    »... die Krieger bei unserem Schutz völlig versagt«, war Nurans Stimme zu vernehmen. »Ohne das Andenken des großen Barlok schmälern zu wollen...« Er fuhr herum, als er vernahm, wie das Portal geöffnet wurde. Seine Augen weiteten sich vor Fassungslosigkeit, als er sah, wer auf der Schwelle stand. »Barlok!«, keuchte er.
    »Und das äußerst lebendig, also spart Euch Eure Heuchelei.« Gefolgt von Warlon trat Barlok ein. »Meine Krieger und ich haben alles in unserer Macht Stehende getan, um Euch und Eure Männer zu schützen. Die meisten haben dafür mit dem Leben bezahlt, weil unsere Eskorte entgegen meinem Rat viel zu klein war und wir auf einen so schrecklichen Feind trafen, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Wagt es nicht, ihr Opfer mit Lügen zu besudeln!«, rief er mit dröhnender Stimme, während er vortrat.
    Wie am Äußeren waren auch im Inneren des Thronsaals keine grundlegenden architektonischen Änderungen vorgenommen worden, sondern nur Verschönerungen. Durch die Wände zogen sich breite Adern von Quarzen und Erzen, dazwischen Ansammlungen von Kristallen, denen sich keiner der Zwerge Elan-Dhors mit einer Spitzhacke auch nur nähern würde. Sie waren sorgsam geglättet und bearbeitet worden, sodass sie im Fackellicht in unterschiedlichsten Farben schimmerten, die sich je nach Standpunkt des Betrachters veränderten und miteinander verschwammen. Säulen, die die gewölbte

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