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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Decke trugen, waren in lebensecht aussehende Statuen der ersten Könige Elan-Dhors verwandelt worden, als würden sie noch heute über die hier entschiedenen Geschicke der Stadt wachen.
Steinerne Vögel schienen unter dem künstlichen Himmel zu flattern.
    An der Stirnseite des Saals hing ein kunstvoll geknüpfter Wandteppich, der das Wappen Elan-Dhors zeigte. Ein Geschenk der Menschen der umliegenden Städte aus den Zeiten, als es noch regen Handel mit ihnen gegeben hatte, denn das Knüpfen von Teppichen hatte niemals zu den Handwerken der Zwerge gehört. Davor erhob sich der Königsthron, zweifellos der Höhepunkt an Prunk in diesem Saal, denn er war ganz aus purem Gold gefertigt und ebenfalls reich verziert. Rechts und links davon standen halbkreisförmig marmorne Tische, hinter denen jeweils drei der Mitglieder des Hohen Rates saßen.
    Erst dicht vor dem Thron blieb Barlok stehen. Vor seinem rechtschaffenen Zorn wich Nuran ein paar Schritte zur Seite.
    »Majestät, wie Ihr zweifellos schon erfahren habt, sind wir tatsächlich auf Gold gestoßen, eine Ader von schier unglaublicher Größe. Aber wir fanden auch etwas anderes. Als wir eine Wand durchbrachen, stießen wir auf einen bislang völlig unbekannten Bereich der Tiefenwelt, der offenbar bewohnt ist, denn wir entdeckten Spuren künstlicher Bearbeitung. Bewohnt von Kreaturen, wie wir sie uns kaum vorstellen können. Eines dieser Wesen griff uns an. Es war zweifellos intelligent, das beweist die Art seines Vorgehens, und es benutzte künstlich hergestellte Waffen. Es schlug blitzschnell und erbarmungslos zu.«
    »Das hat Nuran uns bereits berichtet«, sagte König Burian und strich sich über den Bart, der ebenso ergraut war wie sein Haar. Einst war er eine beeindruckende Erscheinung gewesen, ein Herrscher, dessen bloßer Anblick Macht und Autorität vermittelte. Mittlerweile jedoch war davon
nicht mehr viel geblieben. Trägheit und gutes Essen hatten ihn dick gemacht. Zu viel Wein und Bier hatten seine scharfen Züge erschlaffen und sein Gesicht aufgedunsen werden lassen. Einzig seine Stimme war noch ebenso kraftvoll wie früher. »Und er berichtete auch, dass Ihr es anscheinend nur mit einem einzigen Feind zu tun hattet«, fuhr er fort. »Wie wollt Ihr erklären, dass eine Eskorte aus fünf ausgebildeten und im Kampf erprobten Kriegern nicht damit fertig wurde und nahezu der gesamte Erkundungstrupp ausgelöscht wurde?«
    »Majestät, diese Kreatur muss über starke magische Kräfte verfügen, denn wie Nuran Euch vermutlich auch berichtet hat, besaß sie die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Unsichtbar, begreift Ihr, was das bedeutet? Wie hätten wir einen Feind bekämpfen sollen, den wir nicht einmal sehen konnten, bevor er scheinbar aus dem Nichts zuschlug und ebenso blitzartig wieder verschwand? Rein theoretisch könnte eines dieser Ungeheuer in diesem Moment hinter Euch stehen, ohne dass wir es wüssten. Es könnte Euch den Kopf abschlagen, ohne dass wir die Gefahr auch nur erahnen oder etwas dagegen tun könnten.«
    Erschrocken zuckte der König zusammen und blickte sich instinktiv um, ebenso wie einige der Ratsmitglieder. Barloks Worte hatten Eindruck gemacht, erst jetzt schienen sie wirklich zu begreifen, was es bedeutete, von einem Unsichtbaren bedroht zu werden.
    »Seid unbesorgt, ich würde es spüren, wenn eine fremde Kreatur unter uns wäre. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten«, behauptete Tharlia. In ein bodenlanges, schwarzes Kleid gehüllt, das auf der Vorderseite mit goldenen Stickereien versehen war, deren Vielfalt und Muster ihren Rang als Hohepriesterin verrieten, saß sie zusammen
mit dem greisen Selon für die Gelehrtenkaste an der äußeren rechten Seite. Ihr gegenüber auf der anderen Seite des Thrones saßen Torgan und Artok von der Arbeiterkaste, während die beiden Abgesandten der Kriegerkaste, Loton und Sutis, traditionell beiderseits des Königs Platz genommen hatten.
    Das Stehen und das lange Reden strengten Barlok an. Der unterdrückte Schmerz wurde heftiger. Er begann erneut Schwäche zu spüren, wankte und konnte nur mit einem taumelnden Schritt das Gleichgewicht halten.
    »Ihr seid verletzt!«, stieß Tharlia erschrocken hervor.
    »Es geht schon«, keuchte Barlok. »Aber dürfte ich die Bitte an Euer Majestät richten, mich zu setzen, bis ich mit meinem Bericht zum Ende gekommen bin?«
    Mit Ausnahme der Mitglieder des Hohen Rates hatte jeder, der vor den König trat, zu stehen, doch auf einen Wink Burians hin brachte

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