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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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ihn immer wieder zurück.
    Manchmal meinte er Stimmen zu hören, die in einer fremden Sprache beschwörend auf ihn einredeten, aber vielleicht kamen sie ihm auch nur fremd vor, weil er die Worte nicht richtig verstand. Dann wieder drohte er der Verlockung des Sumpfes zu erliegen, spielte mit dem Gedanken, den anstrengenden Kampf aufzugeben und sich einfach in das Dunkel und die ewige Stille gleiten zu lassen.
    Aber er war zeit seines Lebens ein Kämpfer gewesen und hatte niemals aufgegeben. Daran änderte sich auch jetzt nichts. Immer wieder gelang es ihm, die trügerischen Verlockungen abzustreifen und gegen den finsteren Sog anzukämpfen. Die fremden Stimmen mit ihrem melodischen, auf und ab wiegendem Gesang halfen ihm dabei, sie boten ihm Orientierung in dieser Welt augenloser Finsternis und bildeten einen Halt, wenn er abzugleiten drohte. Er wollte diese Stimmen erreichen, musste sie erreichen,
das war alles, was zählte. Lauter wurden sie, drängender ihr Ruf...
    Und dann, irgendwann, war es vorbei. Der dunkle Sog zerrte nicht länger an ihm, widerwillig gab der Sumpf sein störrisches Opfer frei. Der Gesang erklang nun ganz nahe, und es handelte sich in der Tat um Worte, wie er sie noch niemals zuvor gehört hatte.
    Barlok schlug die Augen auf. Über ihm erstreckte sich Finsternis wie ein höhnischer Nachgruß des Albtraums, der ihm ein Stück weit in die Wirklichkeit gefolgt war. Dann aber erkannte er, dass es sich lediglich um schwarzen Basalt handelte, und aus den Augenwinkeln nahm er das flackernde Licht von Fackeln und Kerzen wahr. Er war nicht länger ein Gefangener der Dunkelheit. Der Geruch fremdartiger Kräuter drang an seine Nase.
    Barlok versuchte sich zu bewegen. Erneut überschwemmte Panik sein Denken, als er erkannte, dass er keinerlei Kontrolle über seinen Körper besaß, ihn nicht einmal spürte. Es gelang ihm nicht, auch nur ein Glied zu rühren. Nur blinzeln konnte er, und auch seine Zunge gehorchte ihm noch, wie er gleich darauf merkte. Alles andere jedoch... War er etwa nur vor dem Tod oder einem womöglich noch schlimmeren Schicksal gerettet worden, um künftig als gelähmter Krüppel dahinzuvegetieren?
    »Li’thil der Allmächtigen sei Dank, er ist erwacht«, vernahm er eine weibliche Stimme. Der Gesang verstummte, dann schob sich ein vertrautes Gesicht in sein Blickfeld.
    »Tharlia«, krächzte er. Erst als das Wort bereits heraus war, wurde ihm bewusst, dass er gesprochen hatte, dass er also wenigstens dazu noch in der Lage war, auch wenn es ihm schwer fiel.
    »Ja, Barlok, ich bin hier. Und du hast großes Glück, dass
du es auch bist. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, aber du hast dich als stärker als erwartet erwiesen.«
    »Wo... bin ich?«, presste er hervor. Selbst das Denken fiel ihm schwer, als ob die Taubheit sich sogar auf seine Gedanken erstrecken würde. »Was ist... mit mir geschehen? Ich kann... mich nicht bewegen.«
    »Sei unbesorgt, das wird bald vergehen. Nur eine Nachwirkung der Drogen, die wir dir geben mussten, und der Beschwörungen, mit denen wir dich von der Schwelle des Todes zurückgerissen haben.«
    Grenzenlose Erleichterung überfiel Barlok, als er diese Worte hörte, und er schloss für einen Moment die Augen. Wenn er sich zwischen dem Tod und einem Leben als Gelähmter hätte entscheiden müssen, hätte er den Tod vorgezogen.
    »Du befindest dich im Dunkelturm«, fuhr Tharlia fort. »Ich habe dich hierherbringen lassen, nachdem du im Thronsaal zusammengebrochen bist. Die Heiler hätten dir nicht mehr helfen können.«
    »Gift?«
    »Nein.« Tharlia schüttelte den Kopf. »Schlimmer. Irgendeine teuflische Magie. Du verdankst es nur mir und meinen Schwestern, dass du noch am Leben bist, doch es war unglaublich knapp. Durch die Hilfe Li’thils gelang es uns, die fremde Magie zu bezwingen. Noch ein paar Stunden später, und auch wir hätten nichts mehr für dich tun können.«
    Noch einmal versuchte Barlok sich zu bewegen, und diesmal gelang es ihm mit äußerster Willensanstrengung, wenigstens den Kopf ein wenig zur Seite zu drehen. Hinter Tharlia standen fünf weitere Frauen, wie sie in schwarze, schlichte Gewänder gehüllt, deren silberne Stickereien sie
als Oberpriesterinnen auswiesen. Ihre Gesichter konnte er nicht sehen, da sie nach der Art der Priesterinnen Li’thils verschleiert waren, aber er begriff, dass sie es waren, deren Stimmen ihn zurück in die Welt der Lebenden gerufen hatten.
    »Du bist noch sehr schwach und brauchst Ruhe«,

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