Zwergenfluch: Roman
Geschlechts auch in dir stecken.«
»Aber - ich will mich einer solchen Gefahr nicht aussetzen!«
»Nein, du willst lieber weiter saufen und herumhuren und alle Annehmlichkeiten mitnehmen, die es gibt, daran habe ich keinen Zweifel. Ich habe dir das schon viel zu lange durchgehen lassen«, schnappte Burian. »Aber das Leben besteht nicht nur daraus. Du bist über hundertfünfzig Jahre alt, und es wird Zeit, dein Leben zu ändern. Wenn du wirklich eines Tages König werden willst, musst du endlich lernen, Verantwortung zu übernehmen. Man hält dich für einen Schwächling und lacht hinter deinem Rücken über dich! Du musst Ansehen und Ehre erwerben, damit das Volk zu dir aufsieht, und dies ist eine hervorragende Gelegenheit dazu.«
»Man lacht über mich? Man hält mich für einen Schwächling?« Eine Zornesader begann an Farlians Schläfe zu pochen.
»Ja, das tut man, und das zu Recht, was vermutlich auch mein Fehler ist, da ich immer zu nachgiebig zu dir war. Aber jetzt kannst du auf einen Schlag viel von dem wettmachen, was du in den vergangenen Jahren versäumt hast. Denk doch nur einmal daran, dass man dich plötzlich mit ganz anderen Augen betrachten, dich sogar bewundern wird, wenn du dieses Kommando zu einem erfolgreichen Ende führst.«
Farlian schwieg einen Moment. Mit Genugtuung registrierte Burian, dass die Worte nicht erfolglos von seinem Sohn abprallten, wie es sonst meist der Fall war, dass sie ihn bewegten, etwas in ihm bewegten.
»Aber warum gerade diese Mission?«, fragte er schließlich. »Kannst du mir nicht einfach das Kommando über eine Patrouille übertragen? Dieses Ungeheuer - du sagst, es hat fast die ganze Expedition umgebracht?«
»Es hört sich schlimmer an, als es ist. Die Eskorte bestand nur aus fünf Mann, von denen drei getötet wurden, aber auch das Ungeheuer wurde verwundet. Diesmal wird es sich um einen starken Kampftrupp von fünfzig Kriegern handeln. Außerdem wird euch eine der Hexen begleiten. Tharlia behauptet, ihre Priesterinnen könnten die Anwesenheit einer fremden Kreatur spüren, auch wenn sie unsichtbar wäre. Man wird euch also nicht überraschen können. So ausgerüstet, dürftet ihr wohl mit einem einzelnen verletzten Ungeheuer mühelos fertig werden, selbst wenn noch ein paar weitere dieser Kreaturen dort herumstreifen, wie Barlok fürchtet. Niemand erwartet, dass du an vorderster Front kämpfst. Du sollst den Trupp nur befehligen,
und der Ruhm wird dennoch dein sein. Dieses gewaltige Goldvorkommen muss für Elan-Dhor gesichert werden, und wenn dies unter deiner Führung gelingt, wird man sich noch in vielen Generationen daran erinnern. Auch deine Mutter wäre stolz auf dich, wenn sie dies noch miterleben könnte.«
Ein Funkeln glomm in Farlians Augen auf.
»Ruhm und Ehre für viele Generationen«, murmelte er. »Dann wird es niemand mehr wagen, über mich zu lachen. Gut, ich werde tun, was du von mir verlangst und die Expedition befehligen.«
»Ich habe nichts anderes von dir erwartet, und ich bin sehr stolz auf dich, mein Sohn«, sagte Burian lächelnd und erhob sich. »In einer Stunde wirst du dich in der Kaserne einfinden, um dich mit Warlon zu beraten. Er wird dem Trupp ebenfalls angehören, um euch ans Ziel zu führen, außerdem hat er bereits Erfahrungen im Kampf mit diesem Ungeheuer gesammelt. Von ihm wirst du alle weiteren Einzelheiten erfahren, die du noch wissen musst.«
Zufrieden verließ Burian die Gemächer seines Sohnes. Alles entwickelte sich ganz in seinem Sinne. Selbst Barloks beschämende Feigheit kam ihm äußerst gelegen. Schon lange missfiel ihm, dass der Kriegsheld beim Volk eine so große Verehrung genoss, wesentlich größer, als man sie ihm, dem König, entgegenbrachte. Nun aber bot sich eine unverhoffte Gelegenheit, dies umzukehren. Sein Sohn würde etwas vollbringen, wovor der angeblich so tapfere Barlok zurückschreckte, und würde damit den Grundstein für eine Zeit des Aufschwungs und neuen Reichtums Elan-Dhors legen.
Für König Burian stellte sich die Zukunft in leuchtendsten Farben dar.
Barloks nächstes Erwachen war wesentlich angenehmer - und leichter - als das erste. Diesmal gab es kein mühsames Ankämpfen gegen etwas, das ihn in der Finsternis der Bewusstlosigkeit festhalten wollte, und, wie Tharlia ihm versprochen hatte, war er auch nicht von Albträumen gequält worden. Jedenfalls keinen, an die er sich nach dem Aufwachen erinnerte.
Man hatte ihn in einen anderen Raum als zuvor gebracht, das erkannte er an der
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