Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
sagte Tharlia. »Schlaf wieder ein, so wirst du dich am schnellsten erholen. Diesmal brauchst du keine bösen Träume zu fürchten.«
    Sie vollführte mit ihren Fingern einige komplizierte Gesten vor seinem Gesicht, dann legte sie ihre Hände sanft auf seine Schläfen. Ein wohliges Gefühl von Frieden und Geborgenheit erfüllte Barlok und löschte seine Gedanken aus.
     
     
    Verdrossen stapfte Burian durch die von Fackeln beleuchteten Gänge, die die verschiedenen Gemächer und sonstigen Räume des Königspalastes miteinander verbanden. Als Kind war er von der Weitläufigkeit des Komplexes mit seinen unzähligen Verstecken, die zum Spielen einluden, begeistert gewesen. Jetzt jedoch, im Alter, verfluchte er immer häufiger das labyrinthartige Gewirr der Gänge zwischen den verschiedenen Höhlen. Denn welche hochtrabenden Bezeichnungen man ihnen auch verleihen mochte, im Grunde waren sie nichts anderes als das: Höhlen. Nicht nur der Thronsaal, sondern auch der gesamte Rest des Palastes bestand nur aus Grotten. Teilweise waren sie von der Natur geformt, teilweise aus dem Fels herausgemeißelt worden, aber wie wundervoll verziert sie auch sein mochten, es blieben Höhlen. Manchmal hatte er das Gefühl, darin nicht einmal mehr richtig atmen zu können, doch am meisten hasste er die zum Teil langen Wege zwischen ihnen.

    So auch an diesem Morgen; sogar besonders an diesem Morgen. Sein Kopf schien auf das Doppelte seiner normalen Größe angewachsen zu sein, und auch die Gänge kamen ihm länger vor denn je. Er wusste, dass es im Volk Stimmen gab, die behaupteten, er würde zu viel trinken, aber wen interessierte schon, was das Volk dachte? Er war König und besaß jedes Recht zu tun und zu lassen, was ihm beliebte, außerdem hatte er gerade in dieser Nacht mehr als genug Grund zum Trinken gehabt.
    Im Anschluss an die Ratssitzung und die Anhörung von Nuran und Barlok war er noch lange wach geblieben und hatte bei mehr als nur einem Krug Wein über alles nachgedacht, was er gehört hatte, wobei seine Gedanken ungleich mehr dem Bericht des Erzmeisters als dem des Kriegers gegolten hatten.
    Eine Goldader, die sogar noch größer als die legendären Vorkommen Zarkhaduls sein sollte - bei Li’thil, das war endlich einmal eine Nachricht nach seinem Geschmack!
    Burian war sich durchaus bewusst, dass es schlecht um sein Volk stand und dass man dies unberechtigterweise wenigstens zum Teil auch ihm anlastete. Aber die Zeiten waren nun einmal so, und auch keiner seiner ruhmreicheren Vorfahren hätte aus dem Nichts Reichtümer herbeizaubern können. Die einst so ergiebigen Minen Elan-Dhors waren nahezu erschöpft, und neue Vorkommen an wertvollen Erzen, Edelmetallen oder gar Edelsteinen waren unter dem Schattengebirge schon lange nicht mehr entdeckt worden.
    Zumindest bis zum gestrigen Tag. Mit diesem unter seiner Herrschaft gemachten Fund würde sich alles ändern, noch auf seine alten Tage würde er als einer der ruhmreichsten Könige in die Geschichte Elan-Dhors eingehen.
Er sah im Geiste unvorstellbare Reichtümer vor sich, Handelskarawanen, die wie in früheren Zeiten in dichter Folge die Straßen zum Schattengebirge bereisten und seltene Güter aus fremden Ländern mit sich führten …
    Diese glorreichen Aussichten für Elan-Dhor würde er mit Sicherheit nicht aufgeben, nur weil sich eines oder vielleicht auch mehrere noch unbekannte Ungeheuer in der Nähe der Goldader herumtrieben. In der Tiefe existierten zahlreiche Gefahren, und bislang war sein Volk noch mit allen fertig geworden. Dafür gab es schließlich die Kriegerkaste. Dass ausgerechnet der mit höchsten Ehren überhäufte Barlok sich dagegen wehrte und völlig übersteigerte Schreckensbilder an die Wand malte, konnte Burian nicht verstehen. Entweder hatte seine Verletzung auch Barloks Geist getrübt, oder er wurde im Alter einfach furchtsam und feige.
    Nun, Burian war entschlossen, sich davon nicht beirren zu lassen, und er war sicher, die passende Antwort gefunden zu haben. Aus Begeisterung darüber hatte er sich selbst auf den Weg zu den Gemächern seines Sohnes gemacht, statt diesen durch einen Diener zu sich zu bestellen. Wahrscheinlich hätte er sonst noch mindestens zwei Stunden warten und noch etliche weitere Diener losschicken müssen. Wie er den verdammten Bengel kannte, schlief dieser nach einer Nacht der Ausschweifungen noch tief und fest und würde sich selbst von einem königlichen Diener nicht wecken lassen. Es wurde höchste Zeit, andere Saiten bei

Weitere Kostenlose Bücher