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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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dass es sich vielleicht lediglich um irgendeine Art von Hinweis, möglicherweise sogar eine Warnung handelte, die irgendjemand einst in elbischer Schrift dort hinterlassen hatte. Dass es sich stattdessen um ein Siegel handelte, das eine grauenvolle Gefahr, die sich dahinter verbarg, für alle Zeiten bannen sollte, hatte niemand voraussehen können.
    Und Warlon hatte es gebrochen!
    Barlok konnte ihm deshalb keinen Vorwurf machen; er selbst hätte vermutlich nicht anders reagiert. Selbst wenn Warlon die Rune aufgefallen wäre, hätte er nicht gewusst, was sie zu bedeuten hatte. Bis vor wenigen Minuten war es ja auch Barlok nicht anders ergangen, und er wünschte fast, daran hätte sich nie etwas geändert. Dass es sich bei den Fremden ausgerechnet um die Nachfahren abtrünniger Elben handelte …
    Einst waren die Elben das mit Abstand mächtigste Volk der bekannten Welt gewesen, als Krieger ebenso berüchtigt wie als Magier und Gelehrte. In den vergangenen Jahrtausenden jedoch hatten sie sich immer mehr zurückgezogen, hatten den jüngeren Rassen wie den Menschen Platz gemacht; eine ähnliche Entwicklung, wie sie sich auch bei den Zwergen abzuzeichnen begann. Mittlerweile kümmerten die Elben sich kaum noch um die Belange der Welt, wurden sogar immer seltener gesehen.
    Ihren dunklen Brüdern jedoch, wie der unbekannte Verfasser der Schriftrolle die Abtrünnigen genannt hatte, war ein solches Schicksal erspart geblieben, wenn auch unfreiwillig.
Seit Äonen hatten sie abgeschieden vom Rest der Welt in den Katakomben tief unter dem Schattengebirge gehaust, doch die lange Zeit der Gefangenschaft schien ihnen ihre Kräfte keineswegs geraubt oder sie auch nur geschwächt zu haben, weder ihre Fähigkeiten als Magier, wie ihr Unsichtbarkeitszauber und die magisch vergiftete Klinge bewiesen, noch als Krieger, wie Barlok bereits am eigenen Leib hatte erfahren müssen.
    Dem Bericht zufolge hatten selbst die Elben zu den Hochzeiten ihrer Macht ihre dunklen Brüder erst nach einem langen, blutigen Krieg bezwingen können. Wie sollte das dann irgendeinem anderen Volk gelingen, wenn die Macht dieser dunklen Elben immer noch der von einst entsprach? Vor allem einem Volk wie den Zwergen, das zwar noch immer stark und mächtig war, seinen Zenit aber dennoch bereits überschritten hatte?
    Barlok wusste keine Antwort darauf.
    Seit seiner frühen Jugend, seit seine Begabung für die Kampfkunst entdeckt worden war und er der Kaste beigetreten war, war er mit Leib und Seele ein Krieger gewesen. Bislang war er stets der Meinung gewesen, dass sich jedes militärische Problem auch durch Einsatz militärischer Mittel lösen ließ, wenn politische Lösungsversuche versagt hatten.
    Bei Kreaturen wie den dunklen Elben, die vom Hass zerfressen waren und nur das Ziel zu kennen schienen, jedes andere Lebewesen aus Rache für ihre Jahrtausende währende Gefangenschaft zu töten, schien jede Form der Verhandlung sinnlos. Aber auch ob sie im Kampf gegen einen solchen Feind eine Chance hatten, der ihnen allein schon durch seine Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, so weit überlegen war, war zumindest fraglich.

    Am liebsten wäre Barlok mit dem, was er inzwischen herausgefunden hatte, direkt zum König gegangen, doch Selon hatte es ihm ausgeredet. Zum einen würde man seine Bitte um eine Audienz ohnehin abweisen, weil Burian um diese Zeit noch zu schlafen pflegte. Zum anderen besaß er keine hieb- und stichfesten Beweise. Für den Hinterhalt, in den die ausgesandte Kampftruppe geraten war, gab es keinen Beleg außer Tharlias Behauptung, mit ihrer Weihepriesterin geistig verbunden gewesen zu sein. Nach dem, was er in der Tempelhalle mit angesehen hatte, hatte Barlok keine Zweifel mehr am Wahrheitsgehalt dieser Aussage. Burian hingegen würde sie kaum als Beweis hinnehmen, dass die Mission seines Sohnes gescheitert und ihm womöglich etwas zugestoßen war.
    Ähnlich verhielt es sich mit dem, was Selon herausgefunden hatte. Der König würde seine Behauptungen nicht nur aufgrund eines uralten Schriftstücks unbekannter Herkunft akzeptieren. Einfach schon deshalb, weil er die Wahrheit nicht akzeptieren wollte , bedeutete sie doch, dass er all seine Hoffnungen bezüglich des Goldes begraben müsste und das Schicksal des Thronfolgers und seiner Begleiter so gut wie besiegelt war. Niemand wusste, wie viele Abtrünnige damals verbannt worden waren und wie groß ihre Zahl heute war, doch selbst wenn es sich nur um wenige hundert handelte, hatte der Kampftrupp

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