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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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keinerlei Chance gegen sie.
    Eigentlich hatte Barlok vorgehabt, sein Quartier in den Kasernen aufzusuchen, entschied sich dann jedoch anders und schlug stattdessen den Weg zum Drachentrunk ein. Nach zwei Nächten und einem Tag, in denen seine einzige Nahrung aus Tharlias Kräutersud bestanden hatte, sehnte er sich nach einem ordentlichen Stück Fleisch, und der
Drachentrunk war die seiner Meinung nach beste Schenke in ganz Elan-Dhor. Vor allem aber hatte sie auch zu dieser frühen Stunde schon geöffnet. Viele Angehörige der Arbeiterkaste kamen um diese Zeit von der Nachtschicht zurück und kehrten dort gerne noch auf eine kleine Mahlzeit und einen Becher Wein oder einen Krug Bier ein, ehe sie nach Hause gingen.
    Wie alle Schenken lag der Drachentrunk im Ostviertel, wo sich nicht nur sämtliche Fertigungs- und Handwerksbetriebe befanden, sondern auch die Häuser der weniger begüterten Familien, meist einfache, kleine Bauten, manche freistehend, manche auch nichts weiter als in den Fels der Ostwand getriebene Grotten. Der Boden in dieser Gegend war extrem uneben und stieg in ungleichmäßigen Terrassen an, sodass dieses Viertel ein regelrechtes Labyrinth aus verwinkelten Gebäuden, speziell in den Wohngebieten teils äußerst engen Gässchen und vor allem unzähligen Treppen und Stufen darstellte, die die unterschiedlich hohen Terrassen miteinander verbanden.
    Auch der Drachentrunk war eine direkt in die östliche Felswand getriebene Höhle. Über dem bogenförmigen Eingang stand der Name der Schenke in verschnörkelten Lettern ins Gestein gemeißelt. Im Inneren gab es rund zwei Dutzend steinerne Tische, von denen nur etwa die Hälfte besetzt waren. An den größtenteils mit zerschlissenen Teppichen verhangenen Wänden blakten Fackeln, und im Kamin prasselte ein Feuer und verbreitete angenehme Wärme.
    Barlok wurde begrüßt und sofort mit Fragen über seine Expedition bestürmt, noch während er die Schankstube durchquerte. Zahlreiche Gerüchte schienen sich bereits verbreitet zu haben; kein Wunder, immerhin waren elf von fünfzehn Teilnehmern nicht mehr zurückgekehrt. Er wehrte
alle Fragen ab und ließ sich an einem freien Tisch nieder, doch es dauerte nur Sekunden, bis er umringt und mit weiteren Fragen bombardiert wurde. Erst als Quorros, der Wirt, hinter der gleichfalls steinernen Theke hervorkam und die Neugierigen mit barschen Worten verscheuchte, wichen sie widerstrebend zurück.
    »Ich konnte es gleich nicht glauben, als ich vorgestern Abend die Gerüchte über Euren angeblichen Tod hörte«, sagte er. »Und anscheinend habe ich Recht gehabt.«
    Erwartungsvoll blickte er Barlok an, doch dieser nickte nur. Es ging ihm nicht einmal so sehr um den Befehl des Königs, nicht über das zu sprechen, was in der Tiefe passiert war. Das hatten offenbar schon andere erledigt, vermutlich Nuran oder der zweite überlebende Arbeiter, auch wenn sie wohl keine Details verraten hatten. Barlok hatte einfach nicht die geringste Lust, darüber zu sprechen, und das schloss Quorros ebenso ein wie die übrigen Gäste.
    »Ich fühle mich noch sehr lebendig«, bestätigte er. »Und damit das so bleibt, bring mir eine Platte mit einer ordentlichen Portion Fleisch darauf, dazu etwas Brot und Käse. Und einen Becher Wein.«
    Quorros nickte.
    »Wie Ihr wünscht«, entgegnete er und kehrte sichtlich enttäuscht, dass er ebenfalls nichts in Erfahrung bringen konnte, zur Theke zurück. Seine Enttäuschung änderte jedoch nichts an seiner Gastfreundschaft, denn als er wenig später die bestellte Platte brachte, lagen darauf mehrere große Scheiben Luanen-Braten, wesentlich mehr, als er gewöhnlich servierte, und auch mit Brot und Käse hatte er nicht gespart.
    Barlok aß langsam und genussvoll und spülte jeden Bissen mit einem Schluck Wein herunter. Obwohl nur aus
Gärmoos gewonnen, schmeckte dieser einigermaßen, bot jedoch keinen Vergleich zu dem echten Wein, den er früher oft getrunken hatte, als er noch dem Hause Lius angehört hatte. Er musste wieder an Tharlias Angebot denken, in den Schoß seiner einstigen Familie zurückzukehren, die ihn allein schon aufgrund seiner Berühmtheit zweifelsohne mit offenen Armen aufnehmen würde, aber dies war kaum der geeignete Zeitpunkt dafür.
    Barlok bestellte einen weiteren Becher Wein, schließlich noch einen. Allmählich begann sich das Wirtshaus zu füllen. Immer wieder traten einige Neuankömmlinge an Barloks Tisch, um ihm Fragen zu stellen, auf die er auch weiterhin jede Antwort

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