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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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ähnliche Fähigkeit wie das angeborene Talent der Zwerge besaßen, sich niemals zu verirren, würde es Wochen, vielleicht Monate oder sogar Jahre dauern, die labyrinthartig verzweigten Stollen und Höhlen dieses Gebietes zu erforschen. Vor allem, da sie nicht einmal wissen konnten, in welcher Richtung sie suchen mussten, um die Heimat der kleinwüchsigen Gestalten zu finden, die sie so verbissen abzuschlachten trachteten.
    Insofern war es wenig wahrscheinlich, dass sie bereits bis zum Tiefenmeer vorgedrungen waren. Wenn allerdings auch nur ein Einziger von ihnen rein zufällig den Weg dorthin entdeckt hatte …
    Warlon zog es vor, erst gar nicht weiter darüber nachzudenken.
    Sie quälten sich einen steil ansteigenden Stollen entlang, dessen Boden zudem mit lockerem Geröll übersät war, das immer wieder unter ihren Füßen nachgab und sie abrutschen ließ. Zu Warlons Überraschung gelang es Ailin am leichtesten, das schwierige Stück zu bezwingen, dabei hatte er zunächst sogar ihr helfen wollen. Ihre Geschicklichkeit
und die Anmut ihrer Bewegungen erstaunten ihn immer wieder aufs Neue.
    Als sie den Anstieg hinter sich gebracht und ein einigermaßen eben verlaufendes Stück des Stollens erreicht hatten, legten sie eine kurze Rast ein. Sie waren vom Kampf, der vorausgegangenen langen Wanderung und der nachfolgenden Flucht erschöpft, dennoch setzten sie ihren Weg schon nach wenigen Minuten wieder fort. Keiner von ihnen konnte sich in dieser Umgebung ausruhen und entspannen. Alles hier wirkte fremd und bedrohlich. Bei jedem Geräusch, bei jedem unerwarteten Schatten, den einer von ihnen durch eine rasche Bewegung über die Wände huschen ließ, zuckten sie zusammen. Vor allem aber trieb der Gedanke an die drohende Gefahr, die ihnen noch immer im Nacken saß, sie voran.
    Sie folgten dem Gang eine ganze Weile, da er von verschiedenen Kehren und Windungen abgesehen im Großen und Ganzen nach Norden führte, wo auch das Tiefenmeer lag. Erst als er einen Knick nach Osten machte, bogen sie in einen Seitenstollen ein, durch den sie weiter in nördliche Richtung gelangten.
    Sie erstarrten, als irgendwo vor ihnen ein Knacken im Gestein zu hören war, das sich gleich darauf zum Bersten von Fels steigerte. Mit lautem Getöse stürzten Steinbrocken herab. Klamme Furcht griff nach ihren Herzen, und unwillkürlich richteten sie alle ihren Blick zur Decke des Stollens, aber dort waren glücklicherweise keinerlei Risse zu entdecken.
    Fast eine Minute lang blieben sie reglos stehen und warteten, bis das Poltern und Dröhnen endlich verklungen war. In Gedanken waren sie so mit der Bedrohung durch die Unsichtbaren beschäftigt gewesen, dass sie völlig außer
Acht gelassen hatten, dass in diesen unerforschten - und vor allem ungesicherten - Stollen noch ganz andere Gefahren lauerten. Ein Steinschlag, der sie unter sich begrub, konnte ebenso tödlich sein wie die Klinge einer der Schattenkreaturen.
    »Wartet hier!«, befahl Warlon. Vorsichtig drang er allein weiter vor, wobei er vor allem die Wände und die Decke über sich im Auge behielt.
    Er war erst wenige Schritte weit gekommen, als erneut irgendwo ein Felsbrocken aus der Decke brach und zu Boden stürzte, doch das Geräusch klang merkwürdig gedämpft, schien eher aus einem Seitengang als aus diesem zu stammen.
    Ein Stück vor Warlon zog sich ein gezackter, mehr als handbreiter Riss durch eine Felsplatte an der rechten Seite des Stollens, der noch frisch zu sein schien. Erneut zerbarst Gestein, und jetzt war unverkennbar, dass das Geräusch aus dem Riss stammte. Staub und feiner Sand rieselten daraus hervor. Einige kleinere Steinchen kollerten zu Boden, und der Riss verbreiterte sich noch ein wenig.
    Vorsichtig näherte Warlon sich mit der Fackel. Als er bis auf drei Schritte an den Riss herangekommen war, erklang ein wütendes Fauchen, das sich zu einem lauten, markdurchdringenden Brüllen steigerte.
    Entsetzt wich Warlon zurück. Er hatte ein Geräusch wie dieses noch nie zuvor selbst gehört, aber er kannte es aus Schilderungen. Es handelte sich um das Brüllen eines Zarkhan.
    Und er hatte die Bestie mit dem Licht seiner Fackel aufgeschreckt!
    Warlon fuhr herum und begann zu rennen.

    Zutiefst erschüttert verließ Barlok das Marlus Thain. Er hatte sich zuvor keinen Reim darauf machen können, wie die Elbenrune so tief in die Gewölbe unter dem Schattengebirge geraten war. Trotzdem war er sich jedoch sicher gewesen, dass es eine einfache und harmlose Erklärung dafür gab,

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