Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge
Leviathan-Reitern verhandeln«, schlug Lirandil vor.
»Glaubt Ihr wirklich, dass sich mit diesen zerstörungswütigen Bestienreitern eine Einigung erzielen lässt?«, fragte der Fürst äußerst skeptisch.
Das Wort Bestienreiter hatte Tomli schon in den Straßen der Stadt aufgeschnappt. Außerdem wusste er, dass die Leviathan-Reiter in den alten Geschichten über Hiros so bezeichnet wurden.
»Verhandlungen zu führen ist niemals ein Fehler«, stellte Lirandil fest. »Sie sind Krieg und Zerstörung allemal vorzuziehen.«
»Ich will Euch ja nicht allen Mut nehmen, Elb«, entgegnete der Fürst, »aber es sieht nicht so aus, als wäre eine Verhandlung mit den Leviathan-Reitern überhaupt möglich. Sie haben uns ohne Grund angegriffen. Nach langer Zeit sind sie zum ersten Mal wieder aus der Tiefen Wüste nach Rhagardan vorgedrungen. Offenbar hatten wir alle vergessen, welch große Macht sie auszuüben vermögen.«
»Ohne Grund wären sie nicht hier«, war Lirandil überzeugt. »Ich habe beobachtet, wie es zu den ersten Kämpfen kam. Man hat den Leviathan-Reitern nicht einmal die Gelegenheit gegeben, ihr Anliegen vorzutragen.«
»Wollt Ihr mir daraus etwa einen Vorwurf machen? Hätten wir vielleicht warten sollen, bis ihre monströsen Reittiere die gesamte Stadt dem Erdboden gleichmachen? Mit ihren tiefen Stimmen können die Leviathane unsere Verteidigungsanlagen einfach in sich zusammenbrechen lassen.«
Tomli hörte schiere Verzweiflung in den Worten des Fürsten von Hiros. Auch wenn er es nicht offen aussprach: Tomlis Magie schien für ihn so etwas wie ein letzter rettender Strohhalm zu sein. Jede andere Hoffnung, noch etwas gegen die Belagerer unternehmen zu können, hatte er offenbar schon aufgegeben.
Tatsächlich wandte sich der Fürst im nächsten Moment wieder an Tomli: »Was kannst du mit deinen Kräften gegen die Leviathan-Reiter ausrichten?«, fragte er, und seine Miene hellte sich auf.
»Nun, nicht so viel …«
Da erreichte ihn ein äußerst intensiver Gedanke. Er war kaum in Worte zu fassen, aber Tomli verstand ihn dennoch. Der Gedanke kam von Lirandil, der wollte, dass er sich zurückhielt.
»Wir sind gern bereit, für Euch tätig zu werden, so wie ich es auch für Euren geschätzten Großvater war«, sagte Lirandil zu dem Fürsten.
»Es soll Euer Schaden nicht sein«, versprach der Fürst und richtete seine Worte erneut an Tomli: »Hör zu, Zwerg! Wenn es dir gelingt, mit deiner Magie die Leviathan-Reiter zu verjagen, erhältst du von mir mehr Gold und Silber, als du und dein Elbenfreund tragen könnt!«
Tomli wollte etwas erwidern, aber Lirandil kam ihm zuvor: »Wenn Ihr damit die angebliche Gier der Zwerge nach edlen Metallen wecken wollt, so beleidigt Ihr meinen Gefährten.«
Mit einem hintergründigen Lächeln entgegnete der Fürst: »Nun, so soll er mir selbst sagen, dass er sich nichts daraus macht, dann werde ich ihn mit etwas anderem entlohnen!«
Seine überheblichen Worte machten Tomli zornig. Offenbar glaubte der Fürst, dass man einem Zwerg nur genug Gold und Silber anzubieten brauchte, damit er alles tat, was man von ihm verlangte. Zumindest auf Tomli traf das nicht zu.
»In Eurer Stadt soll sich etwas befinden, das viel mehr wert ist als alles Gold und Silber, das Zwerge in den nächsten Jahrtausenden aus den Tiefen der Erde holen können«, sagte er.
Der Fürst runzelte die Stirn. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Von einem Kristallschädel, der einst dem Bronzefürsten gehörte.«
Der Fürst wurde blass. Er machte ein paar Schritte zurück und ließ sich auf seinen Thron sinken. »Offenbar kann man vor dir und deinen magischen Künsten nichts geheim halten«, brachte er schließlich hervor. »Du kannst, wie es scheint, nicht nur Mauerwerk durch die Luft schleudern, sondern auch durch es hindurchsehen.«
Der Kristallschädel befand sich also tatsächlich in Hiros – und Ar-Don hatte das gewusst!
»Gebt uns diesen Schädel«, verlangte Tomli. »Ich will ihn nicht für mich. Meine Gefährten und ich brauchen ihn, um eine schreckliche Katastrophe zu verhindern!«
Der Fürst verstand nicht, was Tomli meinte. »Die Katastrophe geschieht gerade«, erwiderte er. »Die Leviathane haben bereits damit begonnen, die Stadt in Trümmer zu legen.«
»Warum habt Ihr die Magie des Schädels nicht gegen die Leviathan-Reiter eingesetzt, so wie es einst der Bronzefürst tat?«, fragte Tomli.
»Glaubst du, das hätte ich nicht versucht, Zwerg?«, entgegnete der Fürst. »Aber
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