Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge
Buch nach Hinweisen zu forschen, wie die Macht des Kristallschädels freizusetzen ist.«
Vor den Palasttoren harrten immer noch viele besorgte Bürger aus, um zu erfahren, ob sich Tomli in den Dienst des Fürsten gestellt hatte und die Stadt verteidigen würde. Deshalb hatten Lirandil und Tomli den Palast durch einen geheimen Hinterausgang verlassen. Außerdem hatte man ihnen lange Kapuzenmäntel gegeben, damit sie unerkannt blieben. In den Straßen der Stadt nahm kaum jemand Notiz von den beiden Vermummten.
Den Kristallschädel verbarg Tomli in einer ledernen Tasche, die das Wappen des Fürsten trug. In solchen Taschen brachten dessen Boten normalerweise wichtige Schriftstücke und Dokumente in weiter entfernte Städte.
Eigentlich war es Tomli gar nicht recht, dass er den Kristallschädel trug. Was, wenn er diesen wertvollen Gegenstand durch eine Ungeschicklichkeit beschädigte? Das Unglück schien ihm bisweilen ja geradezu an den Schuhsohlen zu kleben. Schließlich hing nicht nur die Rettung der Stadt Hiros von dem Kristallschädel ab.
Nur allzu gern hätte er Lirandil die Tasche übergeben. Aber dieser wies ihn zurück, als Tomli ihn fragte. »Morgen, wenn wir den Leviathan-Reitern gegenübertreten, wirst du den Schädel ja auch nehmen müssen. Schließlich bist du der Einzige, dem man zurzeit zutraut, die Macht des Schädels wecken zu können.«
»Aber ich kann es doch gar nicht!«
»Du bist ein Nachfahre von Ubrak, Tomli. Wenn wir alle sieben magischen Gegenstände gefunden haben, wirst du dich auch nicht mit solchen Ausflüchten herausreden können. Drei Zwergenkinder sind auserwählt, die Welt vor der Vernichtung zu bewahren. Und ob es dir nun gefällt oder nicht, du bist eines davon. Du kannst die Verantwortung nicht einfach jemand anderem zuschieben.«
Darauf wusste Tomli nichts mehr zu sagen.
Tomli und Lirandil kehrten zu ihren Gefährten in der Herberge »Zur letzten Hoffnung« zurück. Sogleich machte sich Saradul daran, im Buch des Heblon nachzuschlagen, was sein ehemaliger Lehrer seinerzeit über die Wirkungsweise des Kristallschädels herausgefunden hatte.
Ambaros schlief schon seit geraumer Zeit, und sein sägendes Schnarchen war im ganzen Haus zu hören.
Irgendwann wurde es Ilbon zu viel, und er beschwerte sich.
»Bitte beruhigt Euch«, bat Lirandil den Whanur. »Immerhin habt Ihr zurzeit ja keine anderen Gäste, die sich gestört fühlen könnten. Denkt daran, dass wir sowohl Eure Herberge als auch die ganze Stadt vor weiteren Angriffen der Leviathan-Reiter bewahren werden.«
Der Elb sprach mit einer Zuversicht, über die sich Tomli nur wundern konnte. Er wechselte einen Blick mit Olba, doch das Zwergenmädchen zuckte nur mit den Schultern. Ein Blick in die Zukunft war ihr im Moment nicht vergönnt.
»Lasst Ambaros den Schlaf«, sagte Lirandil in versöhnlichem Tonfall zu Ilbon. »Er braucht ihn von uns allen am dringendsten. Zwerge und Elben können eher darauf verzichten als ein Zentaur.«
Ilbon stieß ein Zischeln aus, wobei ihm eine seiner beiden Zungen kurz aus dem Maul fuhr. »Mehr als einer unter Euch riecht nach großer Angst. Wenn Ihr den Leviathan-Reitern so gegenübertretet, könnt Ihr nur hoffen, dass sie einen schwachen Geruchssinn haben.«
»Die Leviathan-Reiter sind Menschen«, erinnerte ihn Lirandil, was als Erklärung genügte.
Im Morgengrauen holte Olfalas die Elbenpferde aus dem Stall. Er hatte die ganze Nacht über bei ihnen gewacht, aus Furcht, der Gargoyle Ar-Don könnte zurückkehren.
»Sollten wir Olba und Arro nicht besser in der Stadt lassen?«, fragte Meister Saradul an Lirandil gewandt. »Sie könnten auf die Drachenschuppe und Meister Heblons Buch aufpassen. Sollte uns etwas zustoßen, wären zumindest diese beiden Zwergenkinder in Sicherheit und könnten etwas unternehmen.«
»Nein«, sagte Lirandil. »Wir werden nicht nach Hiros zurückkehren.«
»Woher wollt Ihr das so genau wissen? Wir bräuchten ja entweder ein Meeres- oder ein Wüstenschiff, um die Gegend zu verlassen.«
Lirandil schüttelte den Kopf. »Olba sah in einer ihrer Visionen das Innere eines Leviathans. Offenbar steht uns eine ganz andere Art der Reise bevor.«
Saradul runzelte die Stirn. »Habe ich das richtig verstanden?«
Lirandil jedoch gab ihm keine Antwort, sondern drängte zum Aufbruch, indem er sagte: »Vergeuden wir die Zeit nicht weiter mit Reden, Meister Saradul.«
Tomli hatte Olfalas zwar versprochen, dessen wertvollen Pfeil mit seiner Magie aus dem Turm am Hafen zu
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