Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02
oder Meister Saradul dieser Sache angenommen hätte, würde nicht eine wirklich große Gefahr bestehen. Und wem könnte ich teure elbische Heilkräuter verkaufen, wenn alles zerstört ist und nichts mehr existiert? Und genau darauf scheint es ja wohl hinauszulaufen, wenn ich all das, was ich bisher mitbekommen und aufgeschnappt habe, richtig verstanden habe.«
»Das habt Ihr zweifellos«, bestätigte ihm der Elbenkrieger.
Nach Cosanien
D ie Gefährten kehrten zur »Wüstenblume« zurück und ließen sich von den Seilschlangen empor heben. Als alle an Bord angekommen waren, trat der Sandlinger-Kapitän zu ihnen.
»Ich freue mich, Euch alle wohlbehalten wiederzusehen«, begrüßte sie Kandra-Muul. »Aus der Entfernung betrachtet war damit ja nicht unbedingt zu rechnen.«
»Was Zukunftsaussichten betrifft, sollte der Sandlinger lieber mich fragen, als auf seine eigenen Vermutungen zu bauen«, flüsterte Olba Tomli zu.
»Wieso?«, wisperte Tomli erstaunt zurück. »Hast du etwa gewusst, dass wir nicht nur mit heiler Haut davonkommen, sondern auch noch die ›Wüstenblume‹ hier auf uns wartet?«
»Ehrlich gesagt …“ Sie zögerte.
»Na?«
»Nein«, gestand sie kleinlaut. »Die Zukunft ist eben nicht so klar und vorhersehbar, wie mancher es sich denkt.«
In diesem Moment mischte sich Olfalas in das Gespräch ein, das Meister Saradul gerade mit dem Sandlinger-Kapitän führte. Der Halbelb deutete zum schwarzen Felsen, der in Wahrheit der Troll Brasom war. »Wenn ich mit den Augen die Entfernung abschätze, werter Kapitän Kandra-Muul, so scheint es mir, dass Ihr nicht nur auf uns gewartet habt, sondern uns sogar ein ganzes Stück entgegengekommen seid.«
»Ach, das glaubt Ihr nur«, wehrte Kandra-Muul ab.
»Für mein Elbenauge ist deutlich zu erkennen, dass der Abstand zwischen dem Schiff und dem Felsen kleiner ist als zu dem Zeitpunkt, als wir aufbrachen. Der Felsentroll hat sich nämlich exakt an derselben Stelle wieder schlafen gelegt, an der er zuvor schon ruhte.«
»Nun, Ihr seid ein Elb, und ich zweifle nicht an der Schärfe Eurer Sinne«, sagte Kapitän Kandra-Muul. »Es war in der Tat ein großes Wagnis, das meine Mannschaft und ich für Euch eingegangen sind, vor allem angesichts der Wüsten-Orks, die auf einmal überall aus dem Sand gekrochen kamen.«
»Dafür danken wir Euch ausdrücklich«, sagte Lirandil der Fährtensucher.
»Nun, da dieser Felsentroll die Orks in die Flucht geschlagen hat, werden sie uns sicherlich eine Weile in Frieden lassen«, war Kandra-Muul überzeugt und wandte sich an Meister Saradul. »Ich vermute, Ihr habt dieses Wesen beschworen.«
»Wer sonst?«, grummelte Saradul.
»Ich weiß nicht, inwieweit es unter den Zwergen von Ara-Duun bekannt ist, aber die Legenden unseres Volkes behaupten, die Wüste sei voll von Felsentrollen. Sieht man einen eigenartig geformten Felsen aus dem Sand ragen, ist es fast immer einer dieser steinernen Gesellen.«
»Legenden«, sagte Saradul abfällig und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Legenden, von denen sich nur leichtgläubige Sandlinger und Rhagar beeindrucken lassen.«
»Wie auch immer, falls noch einmal Wüsten-Orks unseren Weg kreuzen, findet Ihr hoffentlich einen dieser Trolle in unserer Nähe und beschwört ihn, Meister Saradul.«
Der Zwergenzauberer schüttelte ungehalten den Kopf, versprach aber: »Ich werde tun, was ich kann.«
Das Schiff setzte sich in Bewegung, und Tomli und Olba begaben sich zum Bug, gefolgt von dem breitschultrigen Arro.
»Ich denke, es gibt einen ganz simplen Grund, weshalb Kapitän Kandra-Muul noch nicht auf und davon war, als wir zurückkehrten«, sagte Tomli. »Sein Handeln war alles andere als uneigennützig.«
»Wovon sprichst du?«, fragte Olba erstaunt.
»Ganz einfach«, antwortete Tomli. »In der Nähe des Felsentrolls war es für ihn am sichersten. Deswegen hat er sein Schiff auch näher an Brasom herangefahren. Schließlich hatten die Orks enormen Respekt vor dem Troll, das haben wir ja alle mit eigenen Augen gesehen.«
»Sofern man nicht gerade die Augen voller Sand hatte«, maulte Arro.
Olba nickte. »Ja, was du da sagst, Tomli, klingt für mich durchaus einleuchtend.«
»Aber hätte der Troll nicht auch die ›Wüstenblume‹ zerschmettern können?«, fragte Arro.
Tomli schüttelte den Kopf. »Nein, das ist sehr unwahrscheinlich. Hier an Bord sind starke magische Kräfte am Werk, und ich schätze, selbst ein wütender Troll hütet sich davor, diese freizusetzen, indem er
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