Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Titel: Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
kannst das. Denn du bist ein Nachfahre Ubraks, ich nicht. Auch Meister Heblon hat damals erkannt, dass nur ein Erbe des Ubrak solch eine Illusion erschaffen kann, um die Cosanier und die fremde Magie des Tempels zu täuschen.«
    Tomli nickte. Aber es war ihm gar nicht angenehm, dass Saradul ihm diese riesige Verantwortung aufbürdete.
    Am nächsten Tag erblickte Tomli andere Wüstenschiffe am Horizont, die über die Dünen dahinzogen. Und wieder war für einige Zeit ein dunkler Punkt am Himmel zu sehen.
    Diesmal erkannte auch Lirandil, dass es sich um einen Greifen handelte. Selbst Tomli glaubte, die riesigen Flügel erkennen zu können.
    Am Horizont war bereits ein ganz dünner Streifen Grün auszumachen. Dort endete die Wüste. Es konnte nicht mehr weit bis Cosan sein, dachte Tomli. Allerdings hatte er nun schon mehrfach erlebt, wie sehr man sich bei Entfernungen in der Wüste verschätzen konnte.
    Als der Greif am nächsten Tag erneut auftauchte und so groß und deutlich am Himmel stand, dass ihn vermutlich selbst ein Mensch hätte sehen können, meinte Kapitän Kandra-Muul: »Das kann nur ein Zeichen sein, ein gutes Omen. Denn Greife begegnen einem auch in dieser Gegend nur sehr selten.«
    In der Ferne war an diesem Morgen klar und deutlich ein blaues Band zu sehen. Es handelte sich um einen breiten Fluss, der in einem felsigen Gebirge mitten in der Wüste entsprang und sich bis zur Küste durch ganz Cosanien zog. Zu beiden Seiten des Wasserlaufes gab es einen schmalen Streifen mit Wiesen, Bäumen, Feldern und Ortschaften.
    Kapitän Kandra-Muul änderte die Fahrtrichtung des Schiffes. Doch statt auf dieses fruchtbare Gebiet zuzusteuern, vergrößerte er noch den Abstand dazu, denn sein Schiff konnte sich schließlich nur im weichen Wüstensand fortbewegen. So segelte die »Wüstenblume« zunächst ein Stück nach Osten, umrundete die Quellen des großen Stroms und gelangte auf diese Weise auf die Ostseite des Flusses. Dort fuhr sie weiter Richtung Norden.
    Die Landschaft veränderte sich. Die Sanddünen wurden niedriger, Gräser raschelten im Wind, und hin und wieder sah man sogar Gruppen von Bäumen und kleine Wälder.
    Schließlich blieb das Schiff stehen, und einer der Sandlinger gab ein lautes, durchdringendes Hornsignal. Zudem schoss aus der Mastspitze ein grün und rot schimmernder Blitz in den Himmel, der sicherlich hundert Meilen weit zu sehen war und die Menschen aus den umliegenden Ortschaften anlocken würde. Händler und Reisende wussten nun, dass ein Sandlinger-Schiff am Rande der Wüste lag, dessen Mannschaft bereit war, Handel zu treiben und neue Passagiere an Bord zu nehmen.
    »Von hier aus werdet Ihr zu Fuß nach Cosan weiterziehen müssen«, sagte Kandra-Muul zu seinen Passagieren. »Die Stadt liegt an jeder Stelle, wo sich der Cosanische Strom in das Meer ergießt. Das Land ist dort für unsere Schiffe unbefahrbar. Aber es ist nicht weit, und ihr könnt den Weg nicht verfehlen.« Er deutete zum Fluss, dann sprach er mit ehrlichem Bedauern weiter: »Dort werden zwar in Kürze Dutzende von Booten und Schiffen anlegen, aber man wird sie mit unseren Waren beladen. Und wenn unser Schiffsbauch so voll ist wie bei dieser Fahrt, kostet ein Platz auf einem dieser Boote stets ein Vermögen.«
    »Die Bewegung wird unseren Elbenpferden guttun«, war Lirandil überzeugt.
    Wenig später hatten die Seilschlangen die Elbenpferde, den Zentauren, die Elben und die Zwerge auf der dünnen Sandschicht abgesetzt, unter der der härtere Untergrund bereits zu spüren war. Tomli ritt wieder auf Ambaros’ Rücken, während Olba und Arro auf Olfalas’ Pferd Platz fanden und sich Saradul hinter Lirandil in den Sattel setze.
    »Ich kenne mich hier aus«, erklärte Ambaros in seiner großspurigen Art. »Ich werde euch führen.«
    »Hoffentlich nicht in die Irre«, knurrte Saradul.
    »Da bietet man seine Hilfe an und wird noch dafür beleidigt«, beklagte sich Ambaros und verschränkte wütend die Arme.
    Lirandil flüsterte Saradul zu: »Zum Glück benutzt man in Cosanien die Rhagar-Sprache, und so weit ich das überblicke, beherrschen wir sie alle, sodass wir nicht auf irgendwelche zweifelhaften Übersetzer angewiesen sind.«
    Natürlich sagte er das so leise, dass Ambaros es nicht mitbekam.

Der Geheime Tempel von Cosan
    S chon bald sahen sie die Mauern von Cosan in der Ferne auftauchen. Dahinter ragten hohe Türme und Kuppeln empor, und im Hafen reckten sich die Masten unzähliger Schiffe dem Himmel entgegen. Ein Teil

Weitere Kostenlose Bücher