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Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Titel: Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die blubberte und dampfte. Es war keine Magie mehr in ihr. Tomli spürte das deutlich und senkte den Zauberstab.
    Arro trat auf ihn zu und reichte ihm die Axt. »Hier«, sagte er, »dir gebührt die Ehre, sie Meister Saradul zu übergeben, denn ohne dich wäre alles verloren gewesen.«
    Tomli steckte den Zauberstab in seinen Gürtel und nahm die Axt.
    In diesem Moment verdüsterte sich das Innere des Tempels.
    Die große Öffnung in der Kuppel, die der Baum aufgerissen hatte, wurde durch einen gewaltigen Schatten verdunkelt.
    Der Greif! , durchfuhr es Tomli, aber da war es bereits zu spät.

Ubraks Zauberaxt
    D er Greif stürzte sich geradewegs durch das offene Kuppeldach des Tempels. Blitze zuckten aus den Bruchkanten des Gesteins und trafen den gewaltigen Löwenkörper. Es handelte sich wohl um Überreste der Schutzmagie, mit der man den Tempel vor langer Zeit gesichert hatte, aber sie schien dem Greif nichts auszumachen.
    Er packte Ubraks Axt mit dem Schnabel und entriss sie Tomlis Händen. Dann schnellte er mit kräftigen Flügelschlägen empor.
    Tomli riss den Zauberstab hervor und richtete ihn auf den Greifen, aber nur noch ein mattes Leuchten drang aus dem magischen Werkzeug.
    Der Zauberlehrling hatte all seine Kräfte aufgebraucht, um den Baum zu zerstören, und nun war nichts mehr übrig.
    Ihm wurde schwindelig. Olba musste ihn stützen, sonst wäre er zu Boden getaumelt.
    Der Greif war unterdessen durch das Tempeldach ins Freie geflogen. Er schlug mit den Flügeln, während ein schimmerndes Licht die Axt in seinem Schnabel umgab. Die beiden Zwergenrunen auf der Klinge und auf dem Griff leuchteten weiß, das Dunkelmetall des Axtblatts strahlte schwarzes Licht ab.
    »Die Axt!«, schrie Arro. »Sie ist für uns verloren, wenn der Greif sie davonträgt!« Er packte Tomli bei den Schultern. »Tu doch was!«
    »Es wird gleich ein anderer eingreifen«, antwortete Olba an Tomlis Stelle. »Olfalas!«
    Durch das Loch in der Tempeldecke sahen sie, wie der Greif von einem Pfeil getroffen wurde. Das riesige Geschöpf brüllte laut auf, flog aber mit kräftigen Flügelschlägen weiter und gewann schnell an Höhe.
    »Ein so großes Wesen und ein so kleiner Pfeil«, murrte Arro verdrossen. »Das scheint ihm nicht mehr auszumachen als uns ein Nadelstich.«
    Niedergeschlagen verließen Tomli, Arro und Olba den Tempel. Die Menschenmenge, die sich zuvor auf dem Platz um das Gebäude gedrängt hatte, hatte sich aufgelöst. Das pure Entsetzen hatte die Stadtwachen ebenso vertrieben wie Händler und Passanten.
    Nur Meister Saradul, Lirandil und Olfalas, der seinen Bogen in der Linken hielt, waren noch da. Ambaros hingegen hatte sich in eine der Gassen verzogen, um Schutz zu suchen. Gerade lugte er vorsichtig um die Ecke und überzeugte sich davon, dass keine Gefahr mehr drohte.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Tomli. »Der Greif ist mit Ubraks Axt auf und davon, und wer weiß, ob er nicht bis zum anderen Ende des Zwischenlandes damit fliegt.«
    »Das wird er nicht«, sagte Lirandil.
    »Aber Olfalas’ Pfeil vermochte ihn nicht aufzuhalten.«
    »Ein so großes Geschöpf wäre nicht einmal durch hundert Pfeile aufzuhalten«, erklärte Lirandil. »Zumindest nicht durch gewöhnliche Pfeile. Aber Olfalas hat seinen Pfeil zuvor in eine Mischung aus zerriebenen Kräutern und Harz getunkt. Diese Mixtur hat bei Elben eine heilende Wirkung, wenn sie verwundet sind oder sich verletzt haben, auf andere Geschöpfe wirkt sie jedoch betäubend. Ich glaube daher nicht, dass der Greif sehr weit kommen wird. Und ich denke, Olba kann uns vielleicht sogar schon den Ort nennen, wo wir ihn finden werden.«
    »Man sieht von dort aus jedenfalls die Ruine einer Burg«, wusste das Zwergenmädchen.
    »Hat diese Burgruine vielleicht drei Türme?«, fragte Ambaros, der die Gruppe inzwischen erreicht hatte.
    Olba nickte. »So ist es.«
    »Dann weiß ich, wo wir den Greifen suchen müssen«, sagte der Zentaur sichtlich erregt. »Ich war ja schon oft genug in Cosan, um mich ein wenig in der Umgebung auszukennen.«
    Sie kehrten zu Derrys Herberge zurück, stiegen auf die Elbenpferde und verließen die Stadt. Niemand hinderte sie daran. Die Wächter an den Stadttoren hatten aus Angst vor den Ereignissen am und im Geheimen Tempel ihre Posten verlassen.
    Nur ein paar Meilen mussten sie nach Nordosten reiten, immer an der felsigen Steilküste der Bucht von Cosan entlang. Der Salzgeruch und das Meeresrauschen wirkten auf Tomli und die anderen Zwerge befremdlich, denn

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