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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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In der Mitte der Halle stand ein Stuhl, einem Thron gleich, aus Stein gehauen. Weit dahinter stand eine Gestalt, fast reglos, nur der in die Luft gestreckte rechte Arm kreiste umher. Eine Schwärze umgab die Gestalt, wie Haggy sie noch nicht gesehen hatte. Offenbar kam dies teilweise von dem schwarzen Umhang, welcher die Gestalt fast komplett bedeckte.
    „Sachte, ganz leise und langsam näher heran“, flüsterte er. Bong zog sein Visier wieder herunter und ging, obgleich er als Gnom ohnehin über keine bedeutende Körpergröße verfügte, gebückt voraus. Auch Zahrin und Otto schlichen los, gefolgt vom Rest.
    Je näher sie kamen, umso mehr Einzelheiten konnte Haggy erkennen. Auch wenn der Blick durch die Fensteröffnungen, durch welche kalter Wind hereinblies, ihn etwas ablenkte, faszinierte ihn doch die Gestalt dort vorne sehr. Er erkannte, dass sie leicht gebückt stand, das eine Bein etwas vorausgestreckt. Der Stand war dem Tinchenas nicht unähnlich, wenn sie einen Zauber sprach. Ist er das? Ist er das wirklich? Der Dämon, wie er einen Zauber … kanalisiert? Haggy sah, dass der Umhang nicht ganz bis zum Boden reichte. Das, was unter dem Vorhang zu erkennen war, erschreckte Haggy. Die Unterschenkel der Gestalt bestanden nur noch aus Knochen! Er sah zu der Gestalt hinüber und konnte einen Blick auf das Gesicht erhaschen. Oder eher auf das, was vom Gesicht übrig war. Ein paar Fleischfetzen hingen noch an dem Skelett, während die Augenhöhlen leer zu sein schienen. Angewidert erkannte Haggy, wie Maden auf dem Körper herumkrochen.
    Bong stand kaum fünfzehn Schritt e entfernt von der Gestalt, als er sein Schwert sinken ließ, das Visier hochklappte und, ohne den Blick abzuwenden, fragte: „Lebt der überhaupt noch?“

Östlich des Dorfes Aurelia, Schlachtfeld
    Auch Lok’thodars kleine Gruppe war nun eingeschlossen. Es gelang ihm und Duram schon seit Längerem nicht mehr, so etwas wie eine Schlachtformation zu halten.
    Stattdessen war die gemeinsame Streitmacht aus Zwergen und Dunkelelfen nun in kleine Gruppen und Grüppchen aufgeteilt, die allesamt von Orks und Ogern eingekesselt waren und ums nackte Überleben fochten. Besonders stark bedrängten die Kämpfer des Gefallenen Gebietes nach wie vor die Gruppe um den Zwergenkönig.
    Lok’thodar stieß einem Ork die Spitze seines Schwertes zwischen die Rippen. Den Moment der trügerischen Ruhe, die dem folgte, nutzte er aus, um zu seinem Blutsbruder hinüberzublicken. Entsetzt sah er, wie die Orks eine Gasse frei machten, während sich ein Oger bereit machte, eben durch diese auf die Gruppe Durams zu stürmen. „Das werden sie nicht aushalten“, dachte Lok’thodar sorgenvoll, „wenn der durchbricht, dann ist es aus mit dem neuen König des Reiches der Zwerge. Dann regiert hier nur noch einer. Der Dämon.“
    Duram focht noch mit einem Ork, als ihn der Warnruf ereilte. Sofort blickte er in die angegebene Richtung. Er sah die Gasse, die sich auftat und an deren Ende der riesige Oger sich mit einem breiten Lächeln daran machte, auf ihn einzustürmen. Die Orks rechts und links in der Gasse feuerten den Oger an, der Anlauf nahm und für seine Größe überraschend schnell beschleunigte. Entmutigt ließ Duram seine Waffe herab sinken. Wenn wir ausweichen, rennen wir in die Klingen der Orks. Bleiben wir und dieses Monstrum wirft sich auf uns, zerdrückt es uns, ohne dass wir uns wehren können.
    Auf einmal erschien ihm alles leicht. Leicht und einfach. Er stand einfach da, atmete vom langen Kämpfen erschöpft ein und aus und schaute auf das fleischige Ungeheuer, das ihm entgegenrannte. Für einen Moment blitzte eine Erinnerung an Grünleben in ihm auf. Er konnte gar den alten Steinbruch sehen, in dem er mit vielen der Zwerge, die hier mit ihm auf dem Schlachtfeld untergehen würden, so lange Zeit zusammengearbeitet hatte. Der Geruch des geschlagenen Steins stieg ihm in die Nase, wie ein ferner Gruß der Heimat.
    Und nun falle ich als König eines fremden Landes, von dem ich nichts gesehen habe außer diesem Feld voller Schweiß und Blut. Doch dann erschien ihm Lok’thodar vor Augen. Für einen Augenblick meinte er gar, den Dunkelelfen rufen zu hören. Seinen Blutsbruder. Es war so nah. Friede, Versöhnung, Zusammenleben vielleicht. Wir hätten es gekonnt. Doch nun überkommt uns Dunkelheit. Mehr Dunkelheit, als wir uns je vorstellen konnten.
    Die Dunkelheit überkam ih n tatsächlich, in Form des Schattens, den das riesige Ungeheuer warf, das die kleine Gruppe

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