Zwergensturm
zu, wie sich das Metall erhitzte. Sie spürte die immer stärker werdende Hitze am ganzen Körper und zog ihre Bluse aus. Da stand sie nun, nur mehr im Unterhemd. Unter normalen Umständen hätte sie einen Arbeitskittel angehabt, aber da außer ihr keiner mehr in der Schmiede anwesend war, legte sie keinen Wert auf derartige Maßnahmen. Sie blies vorsichtig in die Pfanne, um festzustellen, wie heiß die Eisenlegierung schon war. Zufrieden lächelte sie und sah sich alsbald nach ihrem Schmiedehammer um. Er hing an der Wand mit den anderen Schmiedewerkzeugen – der Meister hatte einen Sinn für Ordnung. Er war damit aber auch der Einzige, weshalb er oft länger blieb und eine gewisse Ordnung wiederherstellte. Sie nahm ihren Hammer und ihre Zange. Durch deren Gewicht spannten sich ihre Armmuskeln etwas an. Sie mochte den Anblick ihrer Muskeln. Wenn sie schon keine wirklich gute Schmiedin werden würde, so sah sie wenigstens wie eine aus! Sie merkte, wie ihr Körper begann, Schweiß abzusondern. Ihr Unterhemd und ihre Hose begannen, an ihrem Körper zu kleben. Nun machte sie sich an die Arbeit.
Mit ihrer Zange entnahm sie einen Klumpen Eisen und ließ ihn auf den Schmiedetisch platschen. Sogleich fing sie an, das Metall zu formen. „Ein Schwert vielleicht?“, dachte sie. Sie hatte nicht viel Ahnung von Waffen. Die Dunkelelfen waren die einzigen Bewaffneten im Besetzten Land, aber die bevorzugten ihre Langbögen. Manche trugen dazu auch Kurzschwerter, fiel ihr ein. Aber nein, Kurzschwerter erschienen ihr zu … feminin. Sie wollte lieber etwas, mit dem man richtig draufhauen konnte. Ein Zweihandschwert? Also müsste sie eine Klinge schmieden. Aber woher bekäme sie einen Griff? Ihr Blick schweifte umher, als sie wieder die Fackeln erblickte. Ein Fackelhalter würde es tun! Sie überließ das Metall kurz sich selbst und bediente sich am Fackelhalter beim Tisch des Meisters. Sie kehrte zurück und begann erneut, das Metall zu formen. „Ein Schwert … hinten breiter und vorne spitz? Nein, das könnte vorne nicht stabil genug sein. Also eine gleichmäßige Breite.“ Gesagt, getan; sie breitete das Eisen gleichmäßig aus, sodass es eine Länge von etwa einem Schritt hatte. Allerdings hatte sie wohl zu viel von dem glühenden Metall genommen, denn es wurde vier Hand breit, als sie es flachklopfte. Der Meister hätte ihr sicherlich einen Vortrag gehalten, von wegen Materialverschwendung und so weiter. Na, man würde es ja weiterverwenden können. Allerdings kamen ihr Zweifel, ob es ihr gelingen würde, eine hinreichend scharfe und stabile Klinge zu schmieden.
Ihr Magen begann zu knurren , und Zahrin wurde sich gewahr, dass sie seit einer längeren Zeit nichts mehr gegessen hatte. „Ich kann mir ja eine Wurst formen“, lachte sie. Sie ertappte sich dabei, wie sie tatsächlich versuchte, das heiße Eisen aufzurollen. „Unten schmal und oben etwas breiter, eine dicke Keule!“ So machte sie es. Sie befestigte noch den Fackelgriff und kühlte ihr neues Gerät dann in einem Wasserbecken ab. Es zischte laut, als sie es eintauchte. Sie hob es wieder heraus und betrachtete ihr Kunstwerk. „Hmm.“ Richtig erkennen, was es sein sollte, konnte man nicht. Gleichmäßig gerundet war es auch nicht, es hatte einige Beulen und Ecken. „Das wird schon seinen Zweck erfüllen“, dachte sie sich dann aber, löschte das Feuer, zog sich wieder an und ging nach Hause. Sie fröstelte etwas, als ihr schweißgebadeter Körper vom kalten Nachtwind umweht wurde.
Haggy hatte den Fehler gemacht, Dunkelmagiekugeln zu unterschätzen; er hatte nicht wissen können, was für einen Rückstoß sie zu produzieren vermochten. Die Kupferbüchse hatte den Schuss abgegeben und Haggy rücklings durch die Stube katapultiert. Er raffte sich auf, rückte seine Schulter zurecht und rannte zum Fenster. Er sah hinaus; die Dose hatte er getroffen! Sie lag zwanzig Schritte weiter hinten und wies ein dickes Einschussloch auf! Haggy jubelte, und sein Vater stimmte ein: „Ein Meisterschuss!“ Auch die Mutter lachte. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass die Dunkelmagiedingsbums so sehr rumsen! Hast du die Waffe früher auch zum Jagen benutzt, Vater?“ Urplötzlich änderte sich der Blick des Alten, und er wurde sehr ernst: „Ja, aber ich möchte nicht darüber sprechen.“ Der Vater legte die Hand auf Haggys Schulter, lächelte ihn an und ging hinaus, um Luft zu schnappen, wie er sagte. Haggy schaute seine Mutter fragend an. „Gejagt hat er früher damit,
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