Zwergensturm
ja“, sagte sie zu Haggy. „Aber keine Tiere.“
Sein Vater kam bald wieder h erein, und sie redeten noch, bis es endgültig dunkel geworden war. Dann gingen sie zu Bett. Haggy fiel in einen unruhigen Schlaf.
Waldstück westlich der Goldminen
Finscha stolperte mehr vorwärts, als dass sie lief. Sie hatte das kleine Waldstück ein paar Hundert Schritt e westlich der Goldminen erreicht. Hinter sich hörte sie immer noch den Kampflärm und die Schreie der Opfer, gepaart mit dem fürchterlichen Lachen der Orks, das immer dann zu ertönen schien, wenn die Opferschreie besonders prägnant wurden. Dennoch, der Lärm klang langsam ab, es schien, als hätte das Orkheer bald erreicht, wozu es gekommen war.
Finscha hielt kurz an und lehnte sich, laut und erschöpft nach Luft schnappend, an einen Baum. Sie hielt den Stiel des Morgensterns fest in der rechten Hand, aber die Kugeln lagen auf dem Boden und nahmen den Ketten, mit denen sie am Stiel befestigt waren, die Spannung. „Schwer“, dachte sie. Wieder ertönte ein greller Menschenschrei. Finscha zuckte und raffte sich auf. Sie wuchtete den schweren Morgenstern über ihre Schulter und machte sich auf, weiter nach Westen zu fliehen. Aber wohin? Sie war so lange in den Minen gewesen. Richtung Aurum? Würde sie es bis zu den Zwergen schaffen? Wie weit war es eigentlich bis dorthin? Sie kannte auch nur die grobe Richtung, mehr nicht.
Plötzlich vernahm sie eine Art Schnaufen. Erschrocken ging sie in die Hocke. Sie griff den Morgenstern fester, ihre Nackenhaare richteten sich auf. Nervös sah sie sich um. Aus dem Schnaufen wurde ein Schnüffeln. „Hier ist wer“, grunzte jemand kaum verständlich. Zwischen einigen Buschblättern hindurch sah Finscha, dass eines der grünen Monster auf ihre Position zukam. Orks! „Mist“, dachte sie. „Jetzt laufe ich tatsächlich in eine Orkpatrouille hinein.“ Der Ork war nicht alleine, sie sah nun alle drei. Einer, dessen grüne Haut einen bräunlichen Schimmer hatte, war der, der vorneweg marschierte und von dem das Schnüffeln ausging. „Wo bist du, kleiner Mensch?“, hörte sie ihn grunzend fragen.
Sie ging noch etwas tiefer in die Hocke und blickte sich um. Eine lichte Buschreihe trennte sie von der Patrouille. Einige Bäume standen ringsherum, doch nichts war da, was ihr wirklich Deckung bieten würde. Sie konnte versuchen, einfach fortzurennen. Allerdings erinnerte sie sich daran, wie geschickt einer der Orks Jonn ein Wurfschwert in die Kniekehle geworfen hatte, weshalb sie diesem Plan keine Erfolgsaussichten einräumte.
Die Orks kamen näher. „Er muss hier irgendwo sein, ganz in der Nähe. Komm , mein kleiner Mensch, komm zu mir!“ Die anderen beiden Orks lachten kurz. „Da sitzt sie, eine Menschenfrau!“, rief einer der beiden plötzlich und zeigte durch die Buschreihe auf Finscha. Finscha Herz stockte, als die Orks auf sie zurannten. Langsam erhob sie sich, den Morgenstern in der Hand. Was konnte sie schon ausrichten? Sie lief los, so schnell sie konnte. Weg von den Orks, Wurfschwert hin oder her. Sie passierte ein paar Bäume, die Orks waren etwa zwanzig Schritte hinter ihr. Nun hatte sie es schon geschafft, dem Gemetzel an der Mine zu entkommen, und dann traf sie mitten im Wald auf eine herumstreunende Orkpatrouille! Ihre Beine rotierten. Sie gab Acht, nicht über Äste zu stolpern und sich nicht im leichten Bodenbewuchs zu verfangen.
Sie rannte schnell, doch die Orks kamen immer näher. Und sie lachten ihr grunzendes, blutrünstiges Lachen. Im Laufen nahm einer von ihnen einen Stein auf und warf ihn aus vollem Lauf nach Finscha. Die Orks waren nicht nur Experten im Schleudern von Schwertern, sondern scheinbar konnten sie alles gut werfen. Der Stein traf Finscha am Hinterkopf und riss sie um. Sie fiel hart. Durch ihre Geschwindigkeit rutschte sie noch ein paar Schritte über den Waldboden und schrammte sich die Stirn auf. Ein kleines Blutrinnsal bildete sich auf ihrem Gesicht. Die Orks hatten sie nun eingeholt und umstellten sie. „Wen haben wir denn da? Wolltest du etwa aus den Minen entkommen? Das mögen wir aber nicht.“ Finscha stand schwankend auf, ihr Rücken und ihr Gesicht schmerzten am meisten. „Was wollt ihr? Wollt ihr mich töten? Dann macht es kurz.“ Sie schaute grimmig drein und erwartete, dass einer der Orks ihr mit einem kurzen Schwung den Kopf von den Schultern trennen würde. „Recht hat sie, zum Spielen haben wir keine Zeit“, raunte einer ihrer Verfolger. „Nun denn“, sagte der
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