Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
Vom Netzwerk:
Hauptleuten die Bitte übermittelt hatten, schnellstmöglich nach Grünleben zu kommen. Man wolle die neue Lage gemeinsam erörtern.
    Die Hauptleute hatten sich auf den großen Holzstühlen, die am Tisch standen, niedergelassen. Lok’thodar schmunzelte, als er wahrnahm, dass man den Rüstungen der Hauptleute unmittelbar den Wohlstand der von ihnen bewachten Gebiete ansehen konnte. Dawaas, der über Pruda wachte, hatte seinen vergoldeten Kettenhelm in den Schoß gelegt. Der Helm, der im Wesentlichen aus Silber gefertigt und eben mit reinem Gold verziert war, passte zum Rest der Rüstung. Einen Moment lang fragte Lok’thodar sich, ob dies wirklich eine Rüstung war, die Dawaas im Kampf schützen würde, oder doch nur ein überdimensioniertes Schmuckstück. Der Hafen Prudas war der größte im Besetzten Land und wichtiger Umschlagpunkt von Handelsgütern aller Art. Daher glich die Garnison in Pruda auch eher einem Handelszentrum, und die Dunkelelfen vor Ort hatten ihre Fähigkeiten zur Generierung von Reichtum über all die Jahrzehnte deutlich optimiert.
    Ganz früher einmal, noch vor der Besatzung, hatte es einen zweiten Hafen gegeben, oben im Gnomenreich. Der lag aber bereits seit Langem im Gefallenen Gebiet, im Reich der Orks und Dämonen.
    Ran’thamans Rüstung sah komplett anders aus, obwohl auch sie verziert war. Die Nähe zum Gefallenen Gebiet forderte ihren Tribut, zudem war Aurum immer noch das Schmiedezentrum des Landes, auch wenn die Arbeiten nicht mehr von Zwergen, sondern von Menschen durchgeführt wurden. Seine Rüstung war mit schwereren Metallplatten verstärkt, überall dort, wo Feindeinwirkungen den größten Effekt haben würden. Einige feine Verzierungen in den Metallteilen ließen Lok’thodar zweifeln, ob die Rüstung tatsächlich komplett von Menschen geschmiedet worden war oder ob nicht doch der eine oder andere Zwerg Hand angelegt hatte.
    Rak’namurs Rüstung hingegen war deutlich von den Gnomen inspiriert worden. Einige Metallfedern stachen aus Stellen heraus, wo sie überhaupt keinen Sinn zu haben schienen. Alles war irgendwie bunt und passte nur halbwegs zusammen. Auch wenn er in der Rüstung wie ein Paradiesvogel aussah, strahlte er trotzdem noch die Eleganz aus, die die Dunkelelfen auszeichnete.
    Die Hauptleute aus den ländlichen Regionen mussten sich mit weniger Verzierungen zufrieden geben.
    „Danke, dass ihr alle gekommen seid. Hier sind wir also, die vereinte Führungsriege der Streitmacht der Dunkelelfen, Bewahrer unserer Traditionen und Beschützer des Besetzten Landes. Ihr alle habt die Nachrichten von den Goldminen erhalten. Wir sehen uns an der Ostgrenze einer Streitmacht aus mehreren Hundert Orks, unterstützt von einigen Ogern, gegenüber. Dies ist eine Bedrohung, die nicht vorhersehbar war und seit Beginn der Besatzung einzigartig ist. Dreißig Jahre lang haben wir nicht gekämpft, weil wir keinen Grund dazu hatten. Nun hat sich die Lage grundlegend gewandelt. Zurzeit scheinen sich die Orks damit zu begnügen, über die Höfe und durch die Dörfer im Umfeld der Goldminen zu streifen und dort ihren Terror zu säen. Ich brauche euch nicht darauf hinzuweisen, dass es dabei nicht bleiben dürfte.“
    Die anderen Hauptleute murmelten Zustimmung. Lok’thodar strich sich durch das Haar und fuhr fort: „Ich weiß noch nicht, was wir den Orks entgegensetzen können und wie wir das anstellen werden. Wir müssen schauen, was uns eigentlich an Kräften zur Verfügung steht. Wie ihr wisst, gibt es kein Zentralkommando mehr. Uns Militärs hat ja niemand mehr gebraucht“, fügte er mit nachdenklichem Blick hinzu. „Also, auf wie viele ausgebildete Kämpfer kann ein jeder von euch zurückgreifen?“ Er sah Dawaas an. Pruda war durch die Nähe zum Hafen immer eine blühende Garnison gewesen, vermutlich neben Grünleben die größte im Land. Von ihr erwartete Lok’thodar eigentlich den größten Beitrag.
    Dawaas lachte freudlos auf: „Soldaten? Dunkelelfen unter Waffen? Nun, wir sind noch achtzehn.“ Lok’thodar schaute ihn entsetzt an: „Was, nur achtzehn? Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Dawaas hielt dem Blick stand: „Doch. Ich und siebzehn andere. Alle anderen haben sich längst die Rüstungen ausgezogen, sich dem Handel gewidmet, Reichtum angehäuft und sind nunmehr damit beschäftigt, ihre Villen zu pflegen und sich gegenseitig mit ihren Kunstsammlungen zu übertreffen. Einige wenige sind auch zur Verwaltung gewechselt, da gibt es noch mehr Aufgaben. Die paar, die übrig

Weitere Kostenlose Bücher