Zwergensturm

nach der Unterkunft, dann bestellten sie Essen und Getränke. Sie hielten sich mit Alkoholkonsum zurück, denn am nächsten Morgen wollten sie früh aufbrechen, um die Stadt zu erkunden und Leute nach der Person auf dem Bild zu fragen.

Dämonenfeste Ushgors, ostsüdöstlich des Besetzten Landes, an der Grenze zum Dunklen Wald
    Erhabenen Schrittes ging Ushgor durch die große Halle in der Mitte der Feste. Von hier aus schuf er sein Werk und lenkte seine Diener. Die Nacht war bereits angebrochen, und die aufkommende Dunkelheit spendete ihm Wohlbehagen.
    Der schwarze Umhang bedeckte einen großen Teil seines Körpers und aus seinem Mund kroch gerade eine weiße Made heraus, die er geschickt mit seiner Zunge zurück in den Mund beförderte und genüsslich zerbiss. Im hinteren Drittel des Raumes war auf dem Boden eine Rune eingezeichnet. Vor einigen Jahrzehnten, als die Arbeit mit dem sogenannten Besetzten Land begann, hatte er diese selbst angebracht. „Pah, einige Jahrzehnte“, dachte er sich. „Was ist das schon im Leben eines Dämons?“ Bald würde es 800 Jahre her sein, seitdem das biologische Leben ihn verlassen hatte. Doch die dämonischen Energien, die er speicherte, nährten seinen toten Körper.
    Er hatte die Rune erreicht, quietschend atmete er durch, wobei ein Teil der eingesaugten Luft sogleich durch die Löcher und Risse in seinem Brustkorb entkam. Er hob den rechten Arm in die Luft, seine Hand begann, kleine Kreise zu zeichnen. Er schloss die Augen, auch wenn seine Augenhöhlen seit etwa 700 Jahren leer und seine Lider porös waren; dieses Ritual diente ihm nach wie vor zur Konzentration. Er spürte Vorfreude, und gerade als seine dämonische Seele die weltlichen Überbleibsel seines Körpers verließ, brummte er: „Erntezeit!“
    Während der Körper weiter den Zauber kanalisierte, entschwebte seine Seele in Form einer grünen Energiewolke der Feste. Mühelos durchflog er das Dach der Festung, das aus massivem Stein gebaut war. Er gewann noch etwas Höhe, dann schwebte er fort, Richtung Nordwesten.
    Bald erkannte er unter sich das Heerlager der Orks. Einige Feuer brannten, doch die meisten der grünen Monster waren wohl noch bei den Goldminen beschäftigt oder damit, die Einwohner der nahe gelegenen Regionen des Besetzten Landes zu terrorisieren. Ein paar Orks sahen die dämonische Wolke am Himmel und grunzten ihr zu. Ushgor flog weiter. Er hatte in der heutigen Nacht einiges vor. Für den anstehenden Feldzug würde er viel Energie benötigen, um damit seine Diener zu formen, Orks und mächtige Oger. Für die anderen Monster waren die anderen zuständig, aber er war sich sicher, dass auch die von ihm geschaffene Streitmacht ausreichen würde, um das Land zu unterjochen.
    Bald tat sich am Boden ein Lichtschein auf, und je näher er hinflog, umso deutlicher erkannte er die Ausmaße der Stadt. Aurum, die ehemalige Hauptstadt der Zwerge. Hätte er gerade einen Mund gehabt, dann hätte er in diesem Moment grimmig gelacht. Die Effizienz von ihm und den anderen fand er nach wie vor bestechend. Kaum waren die Völker von den Dunkelelfen unterworfen worden, waren sie zur Stelle gewesen, um sich zu bedienen. Alles lief nach Plan.
    Langsam schwebte er über Aurum. Er blickte von oben auf die Häuser hinab und sah, dass in einigen noch Licht brannte. Die ließ er aus, als er sich konzentrierte, um die Lebewesen dort unten wahrzunehmen. „Viele Tausend Seelen, die schlafen“, dachte er. „Und träumen.“ Einige Hundert hatte er identifiziert. Es war ihm ein Leichtes, diejenigen wahrzunehmen, die schliefen und träumten. Mehrere Hundert fingerartige Strahlen schickte er aus seiner energetischen Wolke hinunter, genau in die Häuser und Zimmer der Träumenden. Mit atemberaubender Genauigkeit drang er in deren Stirne ein und tastete sich in ihren Schädeln voran, bis er an das Traumzentrum der Hirne stieß. Seine Finger glitten dort hinein, und er spürte die hundertfache Energie, die die Träume dort generierten. Er sog sie hinaus, blitzschnell, alle Traumenergie aus den Gehirnen der Menschen, Zwerge und Gnome. Gleichzeitig waren alle entleert. Die Finger aus Dämonenenergie verließen die Schädel wieder und fuhren gen Himmel, um sich dort mit der Wolke zu vereinen.
    „So viel Energie “, freute sich Ushgor. „Das reicht für ein weiteres Dutzend Orks, vielleicht sogar mehr.“ Er überlegte kurz, ob er schon zurückfliegen sollte, entschied sich aber, noch ein paar Höfe und Dörfer in der Nähe