Zwergensturm

kniete sie immer wieder vor verletzten Zwergen und heilte kleine Wunden, so gut und so schnell es eben ging. So wirkte sie wie eine Inkarnation des Todes und des Lebens zugleich. Haggy machte sich keine Sorgen mehr um sie.
    Piggy hingegen blieb bei Haggy und hielt ihm tapfer die Orks vom Leib, sodass Haggy relativ frei schießen konnte.
    Doch langsam begannen die Orks sich zu fassen. Ihre Gegenwehr organisierte sich. Sie reihten sich immer mit ein paar Leuten auf, die nichts weiter taten, als die wütenden Angriffe der Zwerge abzuwehren. Dann öffneten sie kurz die Linie, um den sich hinter ihnen sammelnden Orks Angriffsfenster zu bieten. Die hieben dann kraftvoll in die Lücken. Sie profitierten von ihrer weit überlegenen Kampferfahrung, ahnten die Schläge der Zwerge im Voraus, parierten sie und schlugen zurück, dorthin, wo die Zwerge es nicht erwarteten. Doch die Dunkelelfen mit ihren Langbögen und Kurzschwertern machten den Orks zu schaffen.
    Beide Truppen waren hart im Nehmen. So wie die Orks eine Vielzahl von Wunden aushielten, taten es die kräftigen Zwerge auch. Bald blutete es überall, und auf dem Boden begannen die Rinnsale sich zu vereinen.
    Otto stach einem Ork mit beiden Messern von hinten in die Kniekehle, woraufhin der zu Boden ging. Mit einem weit ausholenden Schlag hämmerte Zahrin dem Ork ihren Kolben mit voller Wucht ins Gesicht. Der Helm des Orks flog weg, und ein lautes Knacksen verriet den Genickbruch. Otto und Zahrin hatten auf dem Schlachtfeld zusammengefunden und bildeten ein tödliches Paar.
    Einige Dunkelelfen, kaum mehr als zwanzig, feuerten noch mit den Bögen, doch der Rest hatte sich mittlerweile ebenfalls in den Nahkampf begeben. Behände, elegant und blitzschnell wüteten sie sich durch die Reihen der Orks, die mit diesen flinken Gegnern Mühe hatten. Doch waren die Dunkelelfen zu wenige, um die gesamte Streitmacht der Orks ins Wanken zu bringen.
    Duram hatte gerade eine m Ork mittig den Schädel gespalten, als Lok’thodar mit gezogenem Schwert auf ihn zueilte. Er gestikulierte, doch Duram verstand nicht, was Lok’thodar ihm mitteilen wollte. Er hatte ihn fast erreicht, als sich seitlich ein Ork näherte, sein Schwert mit beiden Händen umfasste und Lok’thodar in den Rücken schlagen wollte. Duram stürzte vorwärts, boxte einen Ork mit dem Ellbogen aus dem Weg und lenkte im letzten Moment den tödlichen Schlag auf Lok’thodar ab. Der erstarrte und sah seitlich an sich herunter. Das Orkschwert hatte nur seinen linken Arm getroffen, aus dem es nun blutete. Ein Schuss war zu hören, einen Augenblick später zerplatzte dem Ork ein Auge, und er wandte sich mit einem Schmerzensschrei ab. „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Duram, doch Lok’thodar hob sein Schwert und schlug es mittig in Richtung von Durams Kopf, der erschrocken zur Seite wich. Lok’thodars Schwert jedoch spaltete dem Ork, der sich Duram von hinten genähert hatte, den Schädel.
    Lok’thodar stützte sich erschöpft auf seine Oberschenkel, sah zu Duram und fragte zurück, wobei er lächelte: „Und bei Euch?“
    Für einen Moment erschien es beiden, als ob die Schlacht ruhen würde. Gerade eben hatte erst ein Zwerg einem Dunkelelfen das Leben gerettet, nur damit der sich den Bruchteil einer Sekunde später dafür revanchiert e. Das Ende der Schlacht und der Untergang des erst gestern gekrönten Königs waren nur einen Waffenhieb entfernt gewesen. Duram kam ein Gedanke. Entschlossen schnitt er sich den linken Arm auf. Das Blut begann aus der Wunde zu tropfen. Er hielt Lok’thodar den blutigen Arm hin. Lok’thodar sah den Arm an, verstand und blickte dann auf seinen eigenen blutenden Arm. Nun sah er Duram ins Gesicht und nickte. Er legte seinen verwundeten Arm auf den Durams, und als sich das Blut des Zwergenkönigs mit dem des Dunkelelfenhauptmannes vermischte, war es, als ob die ganze Welt vor Erleichterung aufstöhnte. Für den Bruchteil eines Augenblickes meinte Haggy gar, die Götter im Himmel vor Freude lachen zu hören. Kurz nur, ganz kurz, stand die Welt still.
    Ein ohrenbetäubendes Gebrüll er füllte das Schlachtfeld. Jetzt fiel Lok’thodar wieder ein, was er dem Zwergenkönig mitteilen wollte.
    Weit hinter den Orks, mindestens 300 Schritt e entfernt, standen knapp zwanzig gewaltige Monster mit riesigen, fleischigen Schädeln. Ein jeder der Oger war mindestens so groß wie zwei Orks. Sie trugen leichte Lederrüstungen, während sie ihre Wut in die Welt hinausbrüllten. Augenblicklich