Zwergensturm
gar nicht mehr wiederbelebt werden.“ Haggy war sich immer noch nicht sicher, ob er das glauben sollte. Bong bemerkte dies und schaltete sich in die Diskussion ein: „Doch, doch, es stimmt, was Wynlana erzählt. Ich selbst hatte schon fünfundzwanzigmal die Ehre, von den Toten wieder aufzuerstehen.“ „Wirklich?“, fragte Zahrin. „Du warst wirklich schon fünfundzwanzigmal tot??“ „Ja.“ Bong sah sie nun direkt an. „Das ist nicht so schlimm. Wenigstens brummt einem dann der Schädel nicht mehr.“ Sein Esel wieherte Zustimmung. „Wie alt bist du eigentlich?“, fragte Haggy, der sich darüber wunderte; schließlich beherrschte im Besetzten Land keiner mehr die Hellmagie, und so schloss er, dass der Gnom von den Zeiten vor der Besatzung sprach. Bong lachte – Haggy deutete es zumindest als Lachen – und antwortete: „Als die Dunkelelfen das Land besetzten, lebte ich bereits seit zweieinhalb Jahrhunderten. Mich haben die Bohnenstangen nicht kleingekriegt.“ Haggy und seine Freunde staunten.
Als sie die Pferde bestiegen, äußerte Haggy: „Auf geht’s, Richtung Süden. Dann wollen wir mal sehen, wie dunkel der Dunkle Wald tatsächlich ist.“ Er sah sich den Himmel an, der durch den anstehenden Sonnenuntergang bereits in ein Zwielicht getaucht war. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, dem Wald ausgerechnet bei einbrechender Dunkelheit so nahe zu kommen.
Östlich des Dorfes Aurelia, Orkstellung
Dunkeltod grübelte. Sie hatten sich hier in den langen Graben, den die Oger in Windeseile gezogen hatten, zurückgezogen. Einige der Riesen suchten nach wie vor nach werfbarem Felsgestein, das sie mit all ihrer Kraft in das vor ihnen liegende Dorf schleuderten. Nicht alle Wurfgeschosse trafen, doch jedes Mal, wenn einer der Felsbrocken in das Dorf einschlug, erfüllte es Dunkeltod mit einem wohligen Gefühl.
Er sah, wie Brecher auf seine zentrale Position zukam. Er war an der linken Flanke gewesen und hatte sich beim dortigen Hauptmann nach den Verlusten erkundigt. „Zu viele“, raunte er dann auch Dunkeltod zu, als er ihn erreicht hatte. „Wenn der Heermeister davon erfährt, macht er uns beide einen Kopf kürzer.“ „Dann darf er es nicht erfahren“, sagte Dunkeltod. „Heute wird er nicht mehr hierherkommen. Wenn es uns morgen gelingt, das Dorf einzunehmen, ohne dass wir wesentliche zusätzliche Verluste einfahren, dann steigen unsere Überlebenschancen deutlich.“ „Mal sehen, ob er morgen überhaupt auftaucht. Vielleicht haben wir auch einen Tag mehr Zeit, aber darauf ankommen lassen will ich es nicht. Also greifen wir morgen an? Entweder die Magierin vernichtet uns oder unser Heermeister.“ „Ja“, stimmte Dunkeltod zu, „wir haben keine andere Wahl. Achte nur darauf, dass sich hier keiner aus dem Staub macht und zu Duradon petzen geht.“ Brecher nickte. „Wir brauchen für morgen einen Schlachtplan.“
Sie riefen die Hauptleute zu sich und berieten sich lange. Als die Nacht schon hereinbrach, einigten sie sich auf einen Plan, der Brecher und Dunkeltod hoffnungsfroh stimmte. Sie waren sich sicher, Aussicht auf Erfolg zu haben. Zudem war der Plan gemeinsam mit den Hauptleuten geschmiedet worden und somit die Verantwortung geteilt. Würde die Ausführung des Plans nicht gelingen, wären sie nicht die Einzigen, die sich vor dem Heermeister rechtfertigen müssten.
Die Hauptleute gingen zu ihren Truppen und übergaben die Befehle. Augenblicklich hörte der „Beschuss“ mit Felsbrocken auf.
Südöstlich Aurums, Trampelpfad zur Grenze
Sie sprachen nicht viel, während sie den Trampelpfad entlangritten, der in Richtung des Dunklen Waldes führte. Haggy war froh, dass das Wetter mitspielte und der Mond die Szenerie leidlich erhellte. Irgendwo hörten sie einen Wolf heulen. Der steinige Pfad, dem sie folgten, mochte vor vielen Jahrzehnten angelegt worden sein. Er führte durch Wiesen hindurch, in denen das Gras meterhoch stand. Ein paar Bäume vervollständigten das Landschaftsbild. Ab und zu ließ war ein modriger Tümpel zu sehen, doch ansonsten war die Gegend nicht moorig. Haggy blickte noch einmal hinauf zum hellen Halbmond, da überrumpelte ihn die unangenehme Erinnerung an den Dämonenlord, der ihn in Form der Energiewolke auf der Straße nach Grünleben heimgesucht hatte. Keine angenehme Erinnerung.
Der Pfad war zuerst kurvig, doch nach und nach wurde er gerader, bis er schließlich schnurstracks geradeaus verlief und so den Blick auf den Horizont freigab. Dort erkannte
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