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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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Haggy – nichts. Absolut nichts, nur Dunkelheit. Lediglich die Oberkante des Waldes zeichnete sich vor dem dunklen Hintergrund ab. „Schwarz auf schwarz“, grübelte Haggy, „der Dunkle Wald trägt seinen Namen zu Recht.“ Stier stockte, als er den weiteren Weg erblickte, und blies durch die Nüstern. Doch dann setzte er den Ritt fort.
    „Meine Güte“, formulierte Otto, „das ist wirklich … dunkel.“ „Gut, dass wir da nicht rein müssen“, ergänzte Zahrin.
    Auch in den Gesichtern der Elfen zeigte sich Unbehagen. So nahe waren sie dem Dunklen Wald nur selten gekommen, und jedes Mal verwunderte es sie, dass sie ihn nicht spüren konnten. Die enge Bindung zwischen Elfen und Wald erlaubte es ihnen unter normalen Umständen, den Wald zu erfühlen, die Bäume zu spüren und gedanklich zu umfassen. Doch hier, beim Dunklen Wald, spürten sie dort, wo der Wald war, einfach nichts. So als wäre dort kein Wald, sondern nur totes Land.
    Die sich nähernde Waldfront verdunkelte gar den Mond und warf einen langen Schatten auf den Weg. Haggy fröstelte es, wobei er nicht wusste, ob das von der Kälte kam oder durch die Nähe zum Dunklen Wald bedingt war. Er lauschte in die Nacht hinein, doch so nah am Dunklen Wald, der vielleicht noch 800 Schritte entfernt war, war nichts mehr zu hören. Kein Tier schrie, kein Baum raschelte. Nur absolute Stille.
    Haggy sprach seine Hoffnung laut aus: „Hoffentlich müssen wir da nicht viel näher ran.“ Otto nickte. Er zog seinen Kopf so tief zwischen die Schultern, als wolle er sich verstecken.
    Schon bald, der Dunkle Wald war keine 300 Schritte mehr entfernt, fanden sie eine Abzweigung zu einem kleinen Weg hin, der parallel zum Dunklen Wald in Richtung Osten verlief. Haggy seufzte erleichtert: „Puh, das ist näher als nahe genug. Der Wald ist wirklich unheimlich.“ Alle stimmten zu.
    Sie nahmen die Abzweigung und setzten den Weg fort. Immer wieder musste Haggy zum Forst starren. Obwohl man von hier aus einzelne Bäume erkennen konnte, wirkte der Rand des Waldes wie eine schwarze Wand. Die Bäume wuchsen hoch, alle bis fast zur gleichen Höhe, und der Bodenbewuchs im unteren Bereich war so dicht, dass man keinen Meter in den Wald hineinsehen konnte. Und immer noch war kein Geräusch zu hören.
    „Es reizt mich, dort hinzureiten und reinzusehen“, gab Thrylas zu bedenken. „Das lässt du schön bleiben“, sprach seine Frau mit entschlossenem Blick. „Ich habe Angst, dass der Wald dich gefangen nimmt.“ „Ich weiß“, antwortete er kaum hörbar und ritt weiter. Doch auch Wynlana spürte das dringende Bedürfnis, das Geheimnis des Waldes zu erforschen. Doch dann dachte sie an all diejenigen, die es versucht hatten und nie wieder gesehen worden waren.
    Die Dunkelheit des Waldes drückte auf die Stimmung. Haggy hoffte, dass es nicht zu lange dauern würde, bis man auf die alten Grenzanlagen des Königreiches stoßen und den Weg nach Norden fortsetzen könnte, weg vom Dunklen Wald.
    Plötzlich ging Piggy mit den Vorderläufen in die Knie. Er führte seine Schnauze zu Boden; offenbar hatte er Witterung aufgenommen. Sein Schwanz tänzelte nervös hin und her. Haggy stieg reflexartig von Stier ab und ging in die Hocke. Die anderen taten es ihm gleich, lediglich Zahrin blieb auf ihrem Pony sitzen und suchte die Umgebung ab, ohne zu wissen, nach was sie eigentlich Ausschau hielten.
    Piggy stürmte mit der Nase am Boden voran vom Weg ab in Richtung des Waldes. Haggy wurde nervös, doch Piggy hielt nach wenigen Schritten inne. Er wandte den Kopf herum und grunzte. „Kommt“, sprach Haggy und eilte zu Piggy. Der deutete mit dem Kopf Richtung Gras. Haggy konnte zuerst nichts erkennen, doch dann bemerkte er ein kaum sichtbares Lichtlein am Boden, zwischen den Halmen. Er kniete nieder, und schob vorsichtig das Gras zur Seite. Dann entdeckte er, was das Lichtlein ausstrahlte. Mit beiden Händen umfasste er es schüsselförmig und hob es ganz vorsichtig an.
    „Was zur Unterwelt ist das?“, fragte Otto und mühte sich, im Dunkeln etwas zu erkennen. „Keine Ahnung“, sagte Thrylas und ergänzte: „Ein Glühwürmchen vielleicht?“ „Nein, zu groß“, bemerkte Haggy, der das Ding näher zu seinen Augen führte. Auf einmal schien es die Augen zu öffnen und Haggy anzublicken. Dieser erschrak und ließ es fast fallen, doch er beherrschte sich. Erneut hob er es an und inspizierte es. Kaum hörbar vernahm er, wie es seufzte. „Es ist verletzt“, stellte er fest. „Aber was ist

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