Zwergenzwist im Monsterland
Fingern, und er nahm eine hellere Grünschattierung an. »Ist das nicht das Land, wo sie Helden nehmen und zwischen zwei Brötchenhälften backen?«
Ich versicherte dem Dämonen, daß ich diese Punkte bereits mit meinem Meister diskutiert hätte und daß Ebenezum diese Geschichten für stark übertrieben hielt.
»Übertrieben?« schnappte Brax. »Was soll das heißen? Daß sie die Helden im eigenen Saft schmoren lassen? Ich hatte ja keine Ahnung, daß diese Reise in die…«
Guxx hob eine seiner klauenbewehrten Hände, womit er seinen Lakaien auf der Stelle zum Schweigen brachte.
»Noch einmal!« sagte Guxx. Brax hob die Trommel auf und begann zu schlagen.
Guxx Unfufadoo, Sohn edler Recken,
begleitet sie auch in den Osten.
Kein Erbarmen mit den Feinden
er kennt, weder Furcht noch Schreck…
Ein gewaltiger Nieser fällte den großen Dämonen, bevor er noch die letzte Silbe zu Ende gesprochen hatte.
»Zu schade.« Brax schüttelte den Kopf. »Der große Kerl hat die Dichtkunst im Blut. Wo ist der Vertrag hin?«
»Warte!« befahl ich. Für den Augenblick hatte ich genug von epischen Versen und Niederhöllenverträgen. Daß Guxx Unfufadoo zeitweise außer Gefecht gesetzt war, störte mich dabei weniger. Aber ich brauchte ein paar Antworten!
Ich fragte, warum die beiden Dämonen wirklich hier seien.
»Nun«, Brax äugte über seine Schulter auf den am Boden liegenden Guxx. »Er kann nichts hören, solange er niest. Nun gut. Wir sind tatsächlich hier, um dir bei deinem Auftrag zu helfen, da dies für Guxx die beste Möglichkeit ist, an denen Rache zu nehmen, die ihn vertrieben haben.«
Wirklich? Die Aufrichtigkeit des Dämonen überraschte mich.
»Also…«, fing ich an. Nein, wenn ich Herr der Situation bleiben wollte, mußte ich logisch denken. Wie würde mein Meister diese Lage in den Griff bekommen?
»In der Tat«, begann ich aufs neue. »Und dann wird Guxx mich fressen.«
»Aber im Gegenteil«, erwiderte Brax leicht verletzt. »Meiner Meinung nach wird er das nicht tun«, er dachte kurz nach, »zumindest nicht in absehbarer Zeit.«
»In der Tat?« bohrte ich nach. »Ist er nicht wütend auf mich?«
»Das kann schon sein. Das hier ist aber eine Prioritätsfrage, verstehst du? Erst muß er seine Gegner in den Niederhöllen besiegen, dann dorthin zurückkehren, um erneut seine Herrschaft zu festigen.« Brax lächelte sein breitestes Vertreterlächeln. »Es wird dich freuen zu hören, daß er erst danach und nur danach auf die Oberflächenwelt zurückkehren und dich fressen wird.«
Irgendwie fand ich das nicht sehr tröstlich.
»Also werden wir dich begleiten«, fuhr Brax fort. »Oder du kannst unsere Hilfe ablehnen, dann wird Guxx dich eben sofort auffressen. Das ist eben die Schwierigkeit, wenn man einen Dämonen mit seiner Macht zum Verbündeten hat. Man weiß immer genau, wo er steht!«
Ich wußte auch, was er gerne fraß. Es half nichts.
Brax runzelte die Stirn. »Wo ist denn jetzt dieser Vertrag hingekommen?« Er blickte sich suchend in der hereinbrechenden Dämmerung um. Unsere Begegnung mit den Dämonen hatte die letzte Stunde des Tages gekostet, und unerbittlich brach die Nacht über uns herein.
»In der Tat«, stellte ich ein letztes Mal fest. »Es ist für euch also förderlicher, mich zu begleiten, als euren Interessen alleine nachzugehen?«
»Mehr oder weniger, ja«, erwiderte Brax etwas zerstreut. »Das und das Gerücht, daß du der Ewige Lehrling sein sollst.« Er sah in meine Richtung. »Du, ich weiß, daß es dumm klingt – aber wir müssen dem ins Auge schauen, es ist zwar lächerlich – genaugenommen ist es das schwachsinnigste, was ich je gehört habe. Guxx hingegen glaubt an Gerüchte. Jedes Gerücht!« Brax lächelte mich an und schüttelte den Kopf. »Du?« Er kicherte leise vor sich hin.
Der Verkäuferdämon wandte sich um und blickte zum Hügel, der jetzt eine schwarze Masse gegen den sternenbedeckten Himmel abgab.
»Wie soll ich denn den Vertrag bei dieser Dunkelheit finden?«
Ich wünschte ihm viel Glück und teilte ihm mit, daß ich mich jetzt zur Ruhe begeben würde, ging davon und gab Tap ein Zeichen, mir zu folgen. Der Schuhbert und ich hatten noch etwas zu besprechen.
Und noch etwas hatte ich zu erledigen, bevor ich mich den süßen Armen des Schlummers anvertrauen konnte: einen Blick in mein Kompendium zu werfen. Vielleicht stand nichts darüber drin, wie man dem Tod ausweichen konnte, aber sicher ein oder zwei Exsorzismen für Dämonen.
Kapitel
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