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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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Eigentlich vermisse ich den Geruch.
    Reminiszenzen eines alten Bergmanns. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Sie wollten die Welt verbessern. Was hat nicht geklappt?« Die Ironie war nicht zu überhören.
    Rainer ging das Verhör langsam auf die Nerven. »Was soll das hier überhaupt? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Keinesfalls. Sehen Sie, ich war ein Freund Georg Pawlitschs, vielleicht sogar der beste Freund. Ich möchte nicht, dass irgendein windiger Anwalt seiner Familie das Fell über die Ohren zieht, verstehen Sie? Niemand! Und deshalb interessieren mich Ihre Motive.«
    »Das kann ich nachvollziehen.«
    »Gut. Dann nennen Sie sie.«
    »Ich habe schon der Tochter…«
     
    »Ich weiß, was Sie Ruth gesagt haben. Erzählen Sie es mir noch einmal.«
    Rainer seufzte. »Wenn Sie möchten. Erstens: Ich will, dass der Schuldige hinter Gitter kommt. Zweitens: Ich habe ein schlechtes Gewissen. Als Georg Pawlitsch…«
    »Das haben Sie Ruth nicht gesagt.«
    »Nicht so. Als Georg Pawlitsch zu mir kam, hätte ich ihn nicht so einfach gehen lassen dürfen. Ich hätte nachfragen müssen, zu welchem Zweck er mir eine Vollmacht unterschrieben hat, welcher Art seine Befürchtungen waren.
    Aber ich habe mir in erster Linie Gedanken über die Höhe meines Honorars gemacht. Vielleicht hätte er mir ja mehr gesagt, wenn ich intensiver… Aber das nützt nun auch nichts mehr.«
    »Stimmt.«
    »Und drittens: Natürlich erhoffe ich mir durch eventuelle Zeitungsberichte Zulauf in meiner Anwaltspraxis. Ich könnte das wirklich gut gebrauchen.«
    »Und für Paula Pawlitsch entstehen keine Kosten?«
    »Nein. Keine.«
    Kattlowsky blieb unvermittelt stehen. »Dann wären Sie auch bereit, eine entsprechende Vereinbarung zu unterschreiben?«
    Rainer war verblüfft. Damit hatte er nicht gerechnet. »Dass ich kein Honorar erwarte?«
    »Ja.«
    »Das darf ich nicht. Ich bin gesetzlich verpflichtet, mich an die Gebührenordnung zu halten.«
    »Umso besser. Ich versichere Ihnen, Pawlitschs werden von diesem Vertrag keinen Gebrauch machen, wenn auch Sie sich an die Verabredung halten. Also?«
    Der Anwalt dachte einen Moment nach und antwortete dann:
    »Einverstanden.«
     
    »Schön. Ich dachte schon, ich hätte mich in Ihnen getäuscht.«
    Kattlowsky legte Rainer den Arm um die Schulter. »Gehen wir zurück zur Gaststätte. Paula möchte Ihnen einige Freunde von Georg vorstellen. Die sollten Sie als Anwalt der Familie kennen.«
    »Das heißt…?«
    »Sie haben das Mandat.«
    »Müssen Sie nicht erst noch mit Frau Pawlitsch sprechen?«
    »Nein. Sie hat zugestimmt, nachdem Ruth mit Ihnen gesprochen hatte. Unser kleiner Ausflug war meine Idee.«
    »Sie hat schon zugestimmt? Aber…«
    Kattlowsky schüttelte den Kopf und legte seinen Zeigefinger senkrecht auf den Mund. »Vergessen Sie’s.«
    »Und wann schließen wir die Vereinbarung, mit der ich mich verpflichte, auf mein Honorar zu verzichten?«
    Kattlowsky grinste. »Welche Vereinbarung? Mir genügt Ihr Wort.«
     
    11
    Mit quietschenden Reifen, Blaulicht und Martinshorn passierte der rote VW der Freiwilligen Feuerwehr Herne die enge Straßenkurve in der Nähe des Yachthafens. Vier schwere Löschzüge, mehrere Kasten-LKW, zwei Krankenwagen und ein Fahrzeug der Polizei folgten durch den Schneeregen.
    Als die Kolonne das nördliche Kanalufer erreichte, sprangen der Einsatzleiter und sein Fahrer aus ihrem Passat. Der Wind peitschte dichte, nach Öl riechende schwarze Rauchwolken von einem an der Kanalwand vertäuten Frachtkahn herüber.
    Durch die dunklen Schwaden konnte der Einsatzleiter lodernde Flammen erkennen, die den Zugang zum Schiff von der Uferseite versperrten. Aus Richtung der Schleuse, die nur wenige hundert Meter westlich lag, näherte sich mit hoher Geschwindigkeit und Sirenengeheul ein Boot der Wasserschutzpolizei.
    Die Feuerwehrleute rollten Schläuche aus. Einige Männer schleppten eilig einen Motor zu den Spundwänden des Kanals.
    Dort schraubten sie einen Druckschlauch an einen Bajonettverschluss der Maschine und warfen dessen anderes Ende, vor dem eine Art Korb hing, in das braune Wasser. Dann befestigten sie einen weiteren Schlauch an dem Gerät und starteten den Motor, der eine leistungsstarke Pumpe antrieb.
    Das Funkgerät des Einsatzleiters piepte. »Einsatzleitung.
    Hauptbrandmeister Müller, ich höre.«
    »Hier Neptun Eins«, krächzte es vom Boot der Wasserschutzpolizei. »Wir können sehen, dass einige Besatzungsmitglieder des havarierten Schiffes backbord in

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