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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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Mitleidenschaft gezogen worden, oder? Was meinst du?«
    »Du könntest ausnahmsweise Recht haben.«
    »Ich habe Recht, wirst es sehen. Übrigens, Chef, haben die Jungs von der Feuerwehr die Fahrertür geöffnet?«
    »Sie sagen, nein.«
    »Dann ist ja klar, wie der Wagen versenkt wurde.« Baumann zeigte in das Innere des Fahrzeugs. »Zündschlüssel steckt. Und der Schalthebel für das Automatikgetriebe steht auf D wie Drive. Das heißt…«
     
    »Warte.« Brischinsky griff in seine Manteltasche und zog sich Kunststoffhandschuhe über. Dann beugte er sich in das Wageninnere, drehte den Zündschlüssel nach links und zog ihn ab. Nachdenklich betrachtete er den Schlüssel. »Der Lorsow hat uns doch gesagt, es gebe keine weiteren Schlüssel für den Wagen. Wo kommt dann dieser her?«
    »Ein Nachschlüssel?«, vermutete Baumann.
    »Soweit ich weiß, hat bei Mercedes jeder Wagen ein anderes Schloss. Und die sind durchnummeriert. Nur der Kunde, der die Schlossnummer vorlegen kann, erhält einen Ersatzschlüssel. Und das kann eigentlich nur der Eigentümer des Wagens.«
    »Wenn nun jemand bei Mercedes… oder bei LoBauTech?«
    »Du meinst, Diebstahl auf Bestellung?«
    Baumann grinste. »Man liest so viel.«
    »Fragen wir Mercedes. Und Herrn Doktor Lorsow. Aber ich habe dich unterbrochen. Also, wie hat der Fahrer deiner Meinung nach den Wagen den Fluten übergeben?«
    »Unter dem Vordersitz liegt ein Ziegelstein, der sich vermutlich vorher auf dem Gaspedal befunden hat. Der Fahrer hat den Wagen im rechten Winkel einige Meter von der Kanalwand entfernt angehalten, Platz ist ja hier schließlich genug. Dann stellt er den Schalthebel auf Parken, steigt aus, legt den Stein auf das Gaspedal, der Motor heult auf, der Fahrer greift in den Wagen, stellt den Hebel auf D und muss schließlich nur noch darauf achten, vom anfahrenden Wagen nicht mitgeschleift zu werden. Die Karre fährt los, gewinnt einiges an Geschwindigkeit und… platsch.«
    »Nicht schlecht, Herr Kommissar, nicht schlecht.«
    Brischinsky warf den Zündschlüssel unschlüssig einige Zentimeter in die Luft und fing ihn wieder auf. »Scheißwetter.
    Komm, mir reicht es jetzt.« Der Hauptkommissar zeigte auf die Beamten der Spurensicherung, die sich dem Mercedes näherten. »Lassen wir für unsere Kollegen auch noch etwas Arbeit übrig.«
    Der Leiter der Spurensicherung begrüßte die beiden. »Wie lange hat die Karre im Wasser gelegen?«, wollte er dann von Brischinsky wissen.
    »Vermutlich seit Dienstag.«
    »Dienstag letzter Woche?«
    »Ja.«
    »Dann könnt ihr brauchbare Faserspuren oder Fingerabdrücke mit fast hundertprozentiger Sicherheit vergessen. Wenn wir nach einer Woche im Wasser noch was finden sollten, ist das wie ein Sechser im Lotto.«
    »Spielst du Lotto?«, fragte ihn Brischinsky.
    »Ja, klar.«
    »Siehste.«
    »Hab aber bisher noch nie was gewonnen.«
    Mit dieser Antwort hatte Brischinsky fast gerechnet.
     
    12
    »Und Sie waren alle früher gemeinsam auf Erin?« Rainer Esch saß im Wohnzimmer der Familie Pawlitsch in einem weichen, gemütlichen Fernsehsessel und sah in die Runde. Ihm gegenüber, auf dem breiten, etwas altmodischen Sofa unter dem Bildnis eines fröhlichen Weintrinkers mit dickem Bauch und roter Nase saßen Ruth und Paula Pawlitsch sowie Siegfried Kattlowsky. Links von Rainer beugte sich gerade Paul Steinke nach vorn, um zu seiner Kaffeetasse zu greifen.
    Steinke war untersetzt und, von wenigen, kaum sichtbaren Haaren über den Ohren abgesehen, kahlköpfig. Zu Eschs Rechten verpestete Theodor Brähmig mit einer Zigarre, an der er genussvoll nuckelte, die Luft in dem kleinen Wohnzimmer.
    Und schließlich war da noch Hans Rundolli, der klein und übergewichtig auf einem Küchenstuhl etwas versetzt hinter Brähmig hockte und unaufhörlich mit seinem Unken Fuß wippte.
    Paula Pawlitsch hatte Rainer und die anderen zu einem Gespräch in ihre Wohnung gebeten. So erhielt Esch Gelegenheit, die engsten Freunde der Familie kennen zu lernen.
    »Nee, nee.« Siegfried Kattlowsky schüttelte heftig den Kopf.
    »Auf Erin waren nur Theodor und ich. Hans ist auf Teutoburgia angefahren und Paul war bis zu seiner Rente bei einem Bergbauzulieferer angelegt. Er ist dem Bergbau schon kurz nach der großen Krise Anfang der Sechziger untreu geworden.«
    »Teutoburgia war auch Erin«, maulte Hans Rundolli.
     
    »Red nicht. Du bist kein Eriner. Du kommst vom einem anderen Pütt«, entgegnete Kattlowsky bestimmend. Und fügte dann erklärend hinzu:

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