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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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Verdächtigen?« Eschs Interesse war geweckt.
    »Sie haben die Genehmigung, die Ermittlungsakte einzusehen, mehr nicht. Wenn Sie mir jetzt bitte folgen würden… Wir haben ein separates Zimmer, da können Sie die Unterlagen in aller Ruhe durchsehen.« Baumann fischte den Aktenordner aus dem Haufen unsortierter Papiere auf Brischinskys Schreibtisch und begleitete den Anwalt zu dem Raum, in dem normalerweise Dienstbesprechungen stattfanden. »Bitte«, sagte er und öffnete die Tür. »Der Kopierer steht am Ende dieses Flures. Und denken Sie bitte daran: bis halb elf.«
    Die Ermittlungsakte umfasste knapp dreißig Seiten und war nicht sonderlich ergiebig. Sie enthielt neben den Berichten und Fotografien vom Unfallort und des toten Georg Pawlitsch den Obduktionsbefund des Gerichtsmediziners, der unzweifelhaft bestätigte, dass Pawlitsch ermordet worden war, den Ermittlungsbericht der technischen Sachverständigen, die das Unfallfahrzeug als Mercedes-Benz 230 identifizierten, und die Namen und Adressen der Halter der als Unfallwagen in Frage kommenden Fahrzeuge. Daneben fand sich in der Akte noch der Hinweis auf eine Diebstahlmeldung der Bochumer Polizei und eine kurze handschriftliche Notiz, wonach ein schwarzer Mercedes mit dem amtlichen Kennzeichen RE-LD 69 aus dem Rhein-Herne-Kanal geborgen worden war. Esch stutzte und blätterte zurück. Der im Kanal gefundene Wagen war das kurz zuvor in Bochum gestohlene und auf die Firma LoBauTech in Recklinghausen zugelassene Fahrzeug. Auch der Name des Eigentümers und geschäftsführenden Gesellschafters der Firma stand da: Dr. Friedhelm Lorsow.
    Rainer dachte nach. LoBauTech. So hieß doch die Firma, die seinen Exmandanten von Rabenstein auf die Straße gesetzt hatte.
    Der Anwalt schnappte sich den Schnellhefter und fotokopierte den Inhalt. Dann ging er zurück zum Büro der ermittelnden Beamten. Baumann telefonierte, unterbrach das Gespräch aber sofort, als Rainer das Zimmer betrat.
    »Herr Baumann, nur noch eine Frage. Ist mit dem gestohlenen Fahrzeug der Unfall im Börster Weg verursacht worden?«
     
    Der Kommissar zögerte etwas, entschloss sich aber dann zu antworten: »Ja, das ist der Wagen.«
    »Sicher?«
    »Kein Zweifel möglich.«
    »Danke.«
    Rainer Esch wollte gerade das Büro verlassen, als es an der Tür klopfte und zwei Männer und eine junge Frau das Zimmer betraten. Esch blieb der Atem weg. Er hatte selten eine Frau im wirklichen Leben getroffen, auf die das Attribut ›klassisch schön‹ zutraf. Die Frau war Ende zwanzig, Anfang dreißig, groß gewachsen und schlank, hatte schulterlange, fast schwarze Haare und war mit einem dunkelgrauen, wadenlangen Faltenrock, einem weinroten Rollkragenpullover und einem mittelgrauen Blazer bekleidet. Über ihrem rechten Arm trug sie einen schwarzen Wollmantel. Sie war dezent geschminkt und lächelte zurückhaltend.
    Ihre Begleiter waren ein leicht untersetzter, etwa 60-jähriger Mann in einem grauen Zweireiher und einem dunklen Trenchcoat, der eine Diplomatenaktentasche mit sich führte, sowie ein schlanker 40-Jähriger, der so aussah, als ob er gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt oder von der Liege eines Sonnenstudios gesprungen wäre.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Braungebrannte. »Sind wir zu früh?«
    Baumann stand auf. »Nein, nein, Herr Doktor Lorsow. Herr Esch wollte ohnehin gerade gehen.«
    Lorsow und sein Begleiter schenkten Esch nicht die geringste Aufmerksamkeit. Doch die Frau sah kurz aus dunkelbraunen Augen zu ihm hin. Rainer blieb mit der Klinke in der Hand wie angewurzelt neben der Tür stehen und glotzte die Dunkelhaarige an. Der durch die immer noch offene Tür entstandene Durchzug wehte den Hauch eines Parfüms zu Rainer herüber. Er war hin und weg.
     
    »Herr Esch, wollten Sie nicht gerade…?« Baumanns Stimme schreckte ihn auf.
    »Wie? Ja, natürlich. Wiedersehen.«
    Esch verließ das Büro. Erst auf dem Flur wurde ihm klar, dass er eben Dr. Friedhelm Lorsow, dem Mann, durch dessen Mercedes Georg Pawlitsch ums Leben gekommen war, begegnet war. Und einer Frau, die er unbedingt wieder sehen wollte, nein, wieder sehen musste!
     
    17
    »Bitte, nehmen Sie Platz. Ich informiere Hauptkommissar Brischinsky, dass Sie da sind.«
    Während die Besucher die altersschwachen Bürostühle zurechtrückten, versuchte Baumann per Telefon, seinen Chef ausfindig zu machen. Beim dritten Anruf hatte er Glück.
    Minuten später traf der Hauptkommissar in dem Büro ein.
    »Guten Morgen«, begrüßte Brischinsky

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