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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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ihm. Ich sehe Steiner schon dahin radeln und du hechelst fröhlich hinterher. Nach zweihundert Metern bist du platt. Ach was, nach hundert Metern. Willst du ihn dann bitten, dass er dich auf dem Gepäckträger mitnimmt?
    Manchmal frage ich mich, wann du erwachsen wirst.«
    »Hoffentlich nie.« Rainer ließ sich nicht von seiner Idee abbringen. »Pass auf, wir machen das so: Du gehst ins Hotel und ich bleibe hier und beobachte die Kneipe. Sollte Steiner mit dem Rad verschwinden, rufe ich dich an. Er braucht etwa fünfzehn, zwanzig Minuten bis zum Ortsausgang. Genug Zeit für dich. Es geht nur eine Straße zum Flugplatz, die muss er nehmen. Du überwachst diesen Weg. Wenn er vorbeikommt, ruf die Polizei.«
     
    »Und wenn er zu Fuß geht?«
    »Gehe ich ihm nach. Bis ich sicher bin, dass er verschwinden will.«
    »Ich weiß nicht…«
    »Was soll denn schon passieren?«
    »Wenn ich das wüsste…«
    Ihr Disput zog sich noch einige Minuten hin, bis Elke schließlich nachgab, obwohl sie alles andere als überzeugt war.
    Schließlich ließ sie ihren Freund im Loog zurück und machte sich mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf den Weg ins Achterdiek.
    Rainer suchte sich einen geeigneten Beobachtungsposten in der Nähe der Gaststätte. Er sah auf die Uhr. Kurz vor zwölf. Er lehnte sich an eine Mauer und steckte sich eine Reval an. Die feuchte Kälte kroch langsam unter seine Kleidung. Ihn fror.
    Zwei Stunden später war er fast zum Eisblock erstarrt und sich nicht mehr so sicher, ob sein Plan wirklich so toll war. Er zitterte wie Espenlaub und sein Zigarettenvorrat ging zur Neige. Elke saß im warmen Hotelzimmer und er stand an einer windigen Ecke, um einen Verdacht bestätigt zu bekommen, der möglicherweise völlig grundlos war. Das Beste war, er würde die Sache beenden, Elke anrufen und sich mit ihr auf einen Grog im Lütje Teehuus treffen, bevor er sich den Tod holte. Er kramte sein Handy hervor, schaltete es ein und wartete darauf, dass sich das Gerät in das Funknetz einwählte. Es passierte nichts. Sein Blick fiel auf die Batteriesymbole im Display, die den Ladungszustand des Apparates anzeigten. Das Ding war leer. »Scheiße«, fluchte er, packte das Handy weg und machte sich auf den Weg zum Hotel.
    Er hatte gerade das Seeferienheim an der Billstraße passiert, als ihn ein wildes Klingeln zur Seite scheuchte. Ein Fahrradfahrer zog in hohem Tempo an ihm vorbei. Rainer erkannte den Mann sofort, der es anscheinend ziemlich eilig hatte, in das Dorf zu gelangen. Es war Steiner.
    Esch brauchte einen Moment, um sich von seiner Überraschung zu erholen. Dann setzte er dem Gastwirt, der schon etwa fünfzig Meter Vorsprung hatte, nach. Elke hatte Unrecht. Die Verfolgung dauerte keine hundert Meter. Rainer japste gleich nach Luft, während sich der Abstand zwischen ihm und dem Radfahrer schnell vergrößerte.
    Der Anwalt blieb stehen, verfluchte Steiner, den Ladezustand seines Handyakkus und seine Zigarettensucht und schwor sich wie schon so oft, mit dem Rauchen aufzuhören. Derweil verschwand Steiner hinter der nächsten Wegbiegung.
    Rainer verfiel in einen leichten Trab, musste allerdings immer wieder pausieren, um sich zu erholen. Als er endlich das Dorf und die ersten Kneipen erreicht hatte, war es zu spät, Elke anzurufen. Steiner würde sich bereits am Flugplatz befinden. Deshalb entschloss sich der Anwalt, die Polizei über Steiners Ausflug zu informieren, auch wenn er sich bis auf die Knochen blamieren würde.
    Die Polizeiwache war nicht besetzt. Rainer überlegte, verzichtete dann aber darauf, den Notruf zu betätigen. Er würde die Beamten vom Hotel aus verständigen. In der nächsten geöffneten Kneipe versorgte er sich mit einer neuen Schachtel Reval. Seine guten Vorsätze konnte er schließlich noch im nächsten Jahr umsetzen.
    Elke war nicht in der Hotelbar und auch nicht in ihrem Zimmer. Rainer war erstaunt. Das war nicht ihre Art. Dann fiel ihm ein, dass sie davon gesprochen hatte, am Neujahrsmorgen die Sauna und die Pflegebäder des Hotels besuchen zu wollen.
    Sicher vereinbarte sie gerade einen Termin.
    Rainer ließ sich auf das Bett fallen und gönnte sich ein Bier aus der Minibar. In der Wache würde er später anrufen. Jetzt spielte Zeit ohnehin keine wesentliche Rolle mehr. Wenn Steiner die Insel mit dem Flugzeug hatte verlassen wollen, war er schon über alle Berge.
    Als seine Freundin eine Zigarettenlänge später immer noch nicht zurückgekehrt war, wurde er unruhig. Der Anwalt griff zum Telefon,

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