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Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glück ab Glück auf
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nach.« Der Hauptkommissar zeigte auf eine Tür im Flur.
    An einer Wand des Schlafzimmers stand ein Schrank mit faltbaren Lamellentüren. Rechts neben der Tür ein Schreibtisch mit einem Personalcomputer und mehreren Aktenordnern.
    Direkt gegenüber war das Bett. An der freien Wand weitere Regale, gefüllt mit Taschenbüchern.
    Baumann sah auf die Buchrücken. »Alles Science fiction.«
    »Nimm du den Schrank, ich den Schreibtisch.« Brischinsky fing an, die Ordner durchzublättern. Kontoauszüge, Stromabrechnungen, Korrespondenz mit VE-BA-Immobilien, wahrscheinlich der Vermieter. Hinter einer Lasche mit der Aufschrift Berufliches fanden sich Gehaltsabrechnungen, Teilnahmebescheinigungen von Lehrgängen der Bergwerks AG, eine Berufung zum Umweltbeauftragten des Bergwerks Eiserner Kanzler. Ein Ordner war voll mit alten Steuererklärungen und -bescheiden. Ein weiterer enthielt, fein säuberlich in Klarsichthüllen abgeheftet, Märklin-Kataloge von Modelleisenbahnen.
    »Hier sind sein Personalausweis und der Reisepaß.«
    Brischinsky blätterte im Paß. »Das Bild ist zwar nicht das jüngste, aber es handelt sich eindeutig um unseren Toten.« Er zeigte Baumann das Foto. »Und, hast du was gefunden?«
    »Fehlanzeige.«
    »Sicher?«
    »Meinst du, ich mache das zum ersten Mal?« schnauzte Baumann zurück. »Völlig überflüssig, das Ganze hier.«
    »Los, du Technikfreak, schmeiß dich an den Computer und guck nach.«
    »Auch das noch. Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Dürfen wir das überhaupt? Brauchen wir dafür nicht einen Durchsuchungsbefehl?« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Klappe. Ich bin dein Durchsuchungsbefehl.«
    Baumann schaltete den PC ein und wartete. Nach dem Booten erschien die unverkennbare Windows-Benutzeroberfläche.
    »Und welches Icon soll ich jetzt anklicken?« fragte Baumann.
    »Woher soll ich das denn wissen«, raunzte Brischinsky.
    »Was ist denn ein Icon?«
    »Ein Symbol für die Programme, die ich starten kann.«
    »Aha.« Der Hauptkommissar hoffte, daß niemand im Präsidium jemals von ihm erwarten würde, irgendwelche Icons zu starten. »Also, was ist?« Er wurde ungeduldig. »Gibt’s da irgendwas, womit man Briefe schreiben kann?«
    »Du meinst eine Textverarbeitung?«
    »Verdammt noch mal, ich weiß nicht, ob ich eine Textverarbeitung meine. Aber wenn man damit Briefe schreiben kann, dann meine ich eine.«
    Baumann grinste in sich hinein und startete mit einem Doppelklick Word, das sich einige Sekunden später meldete.
    »Und wo sind jetzt die Briefe?« fragte sein Chef.
    »Moment.«
    Baumann öffnete mit der Maus die entsprechenden Bildschirmfenster und fand ein Verzeichnis namens Texte.
    Hier waren Dutzende Textdateien gespeichert.
    »Was heißt denn da ›stefanie.doc‹?« Brischinsky zeigte auf einen Dateinamen.
    »Haben wir gleich.« Baumann doppelklickte, und der Text erschien auf dem Bildschirm.
    Brischinsky starrte gespannt auf die Buchstaben.
    »Ist ja nur ein Geburstagsgruß«, knurrte er. »Und das da,
    ›vebamiet.doc‹?«
     
    ›Vebamiet.doc‹ entpuppte sich als Schreiben Westhoffs an seinen Vermieter in Sachen kaputtes Kellerlicht.
    »Und ›takeoff.doc‹?«
    »Mann, du gehst mir langsam auf den Senkel.« Baumann hatte die Nase voll. Er wollte nach Hause. »Komm ich nicht ran. Is mit Paßwort.«
    »Paßwort?«
    »Ja, geschützt. Ohne das Kennwort keine Chance.«
    »Ob das wichtig ist?«
    »Jetzt paß mal auf Chef. Wir hängen hier jetzt seit fast zwei Stunden rum und suchen einen Abschiedsbrief, den es nicht gibt. Jeder PC-Nutzer probiert dann und wann ein Paßwort aus.
    Dahinter verbergen sich keine Staatsgeheimnisse. Und«, er stieß Brischinsky freundschaftlich in die Seite, »kannst du mir mal erklären, warum jemand einen Abschiedsbrief am PC
    schreibt, ihn nicht ausdruckt, statt dessen aber mit einem Paßwort versieht, das außer ihm keiner kennt und das er mit in den Tod nimmt?«
    Das konnte ihm Brischinsky in der Tat nicht erklären.
    »Überzeugt. Fahren wir zurück und warten die Obduktion ab.
    Wenn da nichts rauskommt, schließen wir den Akt.«
    »Das war nun wirklich der erste vernünftige Satz des Abends.«
     
    13
    Nachdem die beiden Beamten ihre Wohnung verlassen hatten, warf sich Stefanie auf ihr Sofa und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, in ihrem Kopf drehte sich alles nur um Klaus. Das war doch nur ein böser Traum, das mußte ein Traum sein, gleich würde sie aufwachen, und alles wäre

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