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Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glück ab Glück auf
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Stimme schreckte Rainer aus seinen Gedanken. Vor ihnen stand der Türke und schüttelte die Hand seiner Freundin.
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie mit uns nachher noch einen Kaffee trinken würden.«
    Esch sah seine Freundin fragend an. Er spürte ein stumpfes Messer in seinen Eingeweiden. Von Kaffeetrinken war bis eben noch nicht die Rede gewesen. Es sollte ein stille Beerdigung werden, ohne ritualisierte Beileidsbekundungen.
    »Danke, gerne. Wenn ich darf.«
    Nein, du darfst nicht, dachte Rainer und sagte: »Klar, gerne, wir freuen uns. Wir treffen uns…«, er zögerte, weil er nicht die geringste Ahnung hatte, wo denn nun das Fell versoffen werden sollte.
    »… im Bistro im Lampengäßchen«, ergänzte Stefanie.
    »Wissen Sie, wo das ist?«
    »Nein, aber ich habe einen Stadtplan. Ich werd’s schon finden.«
    »Gut, dann bis gleich.«
    Nachdem die Handvoll Trauergäste und der Pastor sich verabschiedet hatten, fragte Esch auf dem Weg zum Auto:
    »Sag mal, du hast mir gar nicht gesagt, daß es nach der Beerdigung noch ein offizielles Kaffeetrinken gibt.«
     
    »Gibt es auch nicht.«
    »Aber du hast doch den Türken dazu eingeladen?«
    »Nein, ich habe Herrn Kaya eingeladen, mit uns noch einen Kaffee zu trinken.« Sie betonte die Wörter ›Herrn Kaya‹ und
    ›uns‹.
    Das Messer in Rainers Gedärmen vergrößerte sich zu einer Axt. »Aha.«
    »Was heißt ›aha‹? Schon wieder Anflüge von unbegründeter Eifersucht?«
    Von wegen unbegründet, dachte er. »Natürlich nicht. Es gibt doch keinen Grund.«
    »Eben.«
    Hoffentlich nicht, schrie seine innere Stimme.
    Im Café kam Stefanie Westhoff sofort zu Sache. »Cengiz, ich darf Sie doch Cengiz nennen?«
    »Natürlich.«
    Die Axt wurde zur Guillotine und füllte Eschs Bauchhöhle vollständig aus.
    »Ich möchte nicht lange drum herum reden. Wir haben keinen Abschiedsbrief von meinem Bruder gefunden. Auch die Polizei nicht. Aber in seiner Wohnung steht ein Computer.
    Leider sind wir beide«, sie sah ihren Freund, wie der fand, vorwurfsvoll von der Seite an, »nicht in der Lage, den zu bedienen. Sie waren mit meinem Bruder befreundet. Ich möchte keinen Fremden da ranlassen. Kennen Sie sich zufällig mit solchen Maschinen aus?«
    Kaya zögerte.
    Esch witterte seine Chance. »Stefanie, Herr Kaya«, jetzt betonte er die formelle Anrede, »würde uns sicher sehr gerne helfen, hat aber bestimmt viel zu tun.« Und hat mit Sicherheit von solchen High-Tech-Geräten noch weniger Ahnung als ich, ergänzte er im stillen.
    »Nein, nein. Zeit hätte ich schon. Ich habe selbst einen Computer und kann die Kisten schon bedienen«, antwortete Cengiz.
    Rainers Guillotine wurde hochgezogen.
    »Ist ja toll. Würden Sie uns helfen?« strahlte Stefanie.
    »Geht’s vielleicht schon gleich?«
    »Klar, warum nicht. Ich sagte ja schon, Zeit hab ich genug.«
    Esch sank in sich zusammen. Das Fallbeil rasselte herunter und beendete seine bewußte Wahrnehmung. Er bekam nur rudimentär mit, daß Stefanie Kaya die Adresse ihres verstorbenen Bruders gab, bezahlte und sie gemeinsam zum Auto gingen, um zur Wohnung von Klaus Westhoff zu fahren.
    Kurz nachdem sie die Räumlichkeiten, in denen Klaus gelebt hatte, betreten hatten, klingelte Cengiz Kaya. Stefanie führte den Türken in das Schlafzimmer und zeigte auf den Rechner.
    »Da steht der Computer. Vielleicht finden Sie ja etwas.«
    Cengiz setzte sich an den Schreibtisch, suchte mit den Fingern an der Rückseite des Computergehäuses und schaltete den Rechner ein. Nach einigen Sekunden meldete sich die Windows-Benutzeroberfläche.
    »Sie suchen also nach einem Abschiedsbrief?« fragte Cengiz.
    »Ja, so was in der Art.«
    »Gut. Dann werde ich zunächst alle Dateien mit der Endung doc und später die mit txt suchen.«
    Rainer Esch verstand nur Bahnhof.
    »Wollen Sie was trinken?« fragte Stefanie.
    »Wenn’s geht, einen Kaffee.«
    »Und du?« Sie wandte sich an ihren Freund.
    »Nichts. Danke.«
     
    »Mit Milch und Zucker?«
    »Schwarz, bitte.«
    »Hmm.« Stefanie ging in die Küche, und Esch folgte ihr.
    »Sag mal, mußte das sein?« flüsterte er.
    »Willst du wieder zu Fuß nach Hause laufen? Ich dachte, diese Debatte sei erledigt.«
    »Aber warum er?«
    »Erstens finde ich ihn nett. Zweitens weiß ich nicht, ob was auf dem Computer ist und was das ist. Wenn wir was finden, möchte ich nicht, daß unser Bekanntenkreis sich darüber das Maul zerreißt. Diese Gefahr besteht bei ihm nicht. Und drittens«, sie sah Rainer lange an, »lasse

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