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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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vermuten. Aber warum sollte er das einem oder einer Dritten geben?«, sinnierte Brischinsky.
    »Stimmt auch. Aber, Chef, fürs Nachdenken bist ja du zuständig.«
    »Stimmt erst recht. Also: Was ist mit der Wohnung? Gibt’s da Fingerabdrücke, Zeugen?«
    »Nein, nichts. Allerdings meinen die Kollegen vom Einbruch, dass das keine Profis gewesen sind. Die haben die ganze Bude aufgemischt. Kann aber auch eine clevere Tarnung sein.«
    »Und womit haben die Esch bedroht?«
     
    »Esch meint, die wollten ihn wie Grohlers umbringen.«
    Baumann hörte auf einmal nichts mehr. »Chef, bist du noch da? Scheiß Handy-Verbindungen, immer brechen die…«
    »Nee, Baumann, ich bin hier. Wo ist Esch jetzt?«
    »Tja, das ist das Problem.«
    »Wieso ist das ein Problem?«
    »Lohkamp hat mir erzählt, dass Esch, als ich zu Mittag war, noch mal im Präsidium angerufen hat. Er war sehr aufgeregt, hat seine Handynummer hinterlassen und um dringenden Rückruf gebeten. Ich hab die Nummer angerufen, bin aber nur mit der Mailbox verbunden worden. Seitdem habe ich nichts mehr gehört.«
    »Wann war das?«
    »Gestern Nachmittag.«
    »Du hast ihn also nicht unter Polizeischutz gestellt?«
    Brischinsky kannte die Antwort.
    »Nee, ich dachte…«
    »Du dachtest, du dachtest«, schnitt ihm Brischinsky wütend das Wort ab. »Da haben wir jemanden, der die möglichen Täter gesehen hat, die ihn bedrohen, unter Umständen in seine Wohnung eingebrochen sind und dessen Aussage auch noch bestätigt werden kann, und du lässt diesen Zeugen ohne Bewachung gehen. Armes Deutschland, wenn Experten wie du jemals Verantwortung tragen werden. Und jetzt schnapp dir die Bilder und zeig sie den Mordzeugen. Vielleicht erkennen die ja auf den Fotos die Täter wieder.«
    »Sollen wir die Phantombilder veröffentlichen?«
    »Mensch, was meinst denn du? Wenn diese
    Urlaubsbekannten die Begegnung auf Mykonos bestätigen und die Männer auf den Bilder wieder erkennen, sofort ‘ne Fahndung rausgeben. Bundesweit. Und treib den Esch auf, aber plötzlich!«
    »Woher soll ich denn wissen, wo der steckt?«
     
    »Baumann, du kommst wirklich auf Nachtschicht, wenn du weiter so begriffsstutzig bist. Fahr zu seiner Wohnung und suche da. Frag seine Verwandten und seinen türkischen Freund, ich weiß nicht mehr, wie der heißt. Steht in der Akte über die alte Mordsache. Frag Oma, Opa, Eltern, Onkel und Tante. Ist mir egal. Und wenn der nicht auftaucht, lass nach ihm fahnden. Aber nicht offen, hast du verstanden?«
    »Klar.« Baumann war sauer über die Maßregelung seines Vorgesetzten. »Ich bin ja nicht blöd.«
    »Weiß man’s? Halt mich auf dem Laufenden, hörst du?«
    Brischinsky unterbrach die Verbindung. Er hätte nicht nach Berlin fahren dürfen. Baumann war augenscheinlich überfordert.
    Gut eine Stunde später stand Hauptkommissar Rüdiger Brischinsky vor der Pförtnerloge des Polizeipräsidiums in Berlin-Mitte und erkundigte sich nach dem Büro seines Kollegen Edding.
    Er fand das Büro im zweiten Stock, klopfte und trat ein. In dem karg eingerichteten Raum saß hinter mehreren Aktenstapeln von knapp vierzig Zentimetern Höhe ein etwa Fünfzigjähriger, der »Moment bitte« murmelte und auf einen vor dem Schreibtisch platzierten Stuhl zeigte. Nach einigen Augenblicken sah der Beamte hoch und fragte: »Kaffee? Bin gleich fertig.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schob er eine Tasse von einer Ecke des Schreibtisches, die sich Brischinskys Blick entzog, durch eine Gasse zwischen den Aktenstapeln in Richtung Gast. Unmittelbar danach folgte eine Kaffeekanne, dann ein Zucker-und Milchtopf. »Bitte.«
     
    Brischinsky, der selbst auch noch nicht mehr gesagt hatte als
    »hmm« und »danke«, schenkte sich Kaffee ein und fragte:
    »Löffel?«
    Ein gebrauchter Kaffeelöffel wanderte durch die Gasse. Der Recklinghäuser Hauptkommissar wartete geduldig und trank von dem Gebräu, bis sein Gegenüber tatsächlich die Akte zur Seite legte, Brischinsky mit ehrlichem Gesicht anstrahlte und ihm die Hand über den rechten Aktenberg zum Gruß anbot.
    »Freut mich. Freut mich wirklich. Edding. Sie müssen Brischinsky sein, was?« Er nahm die Hand seines Gastes mit einem festen Griff, den Brischinsky ihm nicht zugetraut hätte, und schüttelte sie kräftig und ausgiebig. »Tut mir Leid, dass Sie warten mussten. Aber das hier konnte nun seinerseits nicht warten.« Er zeigte auf den zur Seite gelegten Aktendeckel.
    »Tragisch, die Sache, wirklich tragisch. Zuarbeit für die Staatsanwaltschaft.

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