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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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Mauerschützenprozess, der dritte. Auf dieser Strecke haben wir viel zu tun, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Edding redete weiter, ohne Brischinskys Antwort abzuwarten: »Arbeitet ein großer Teil unseres Kollektivs, äh, meiner Abteilung dran. Ist ja für uns gar nicht so einfach mit den neuen Worten. Wir mussten ja alles neu lernen. Na ja, nicht alles, aber vieles. Wussten Sie eigentlich, dass der ostdeutsche Neubundesbürger durchschnittlich rund dreitausendfünfhundert neue Begriffe lernen musste, während der westdeutsche sich nur etwa dreißig einzuprägen hatte?
    Nein? Macht nichts, ist aber so. Und dabei haben wir dieselbe Muttersprache. Was vierzig Jahre nicht so alles bewirken, nicht wahr? Aber ich rede schon wieder zu viel. Meine Frau sagt immer, Karl, quassele nicht so viel. Da hat sie Recht, wissen Sie. Aber wir konnten ja früher nicht alles sagen, was wir dachten. Schon gar nicht wir von der Volkspolizei. Das kommt bestimmt daher, ha, ha, ha. Na ja, war nur ein kleiner Scherz.
     
    Und Sie sind also Brischinsky. Freut mich. Freut mich wirklich.«
    Karl Edding holte Luft, was Brischinsky, der den Wortschwall seines Kollegen mit einer Mischung aus Belustigung und Verzweiflung angehört hatte, sofort ausnutzte.
    »Ja, Kollege Edding. Brischinsky. Kripo Recklinghausen. Ich wollte…«
    »Ich weiß, ich weiß. Mein Chef hat mich informiert. Der hat mit Ihrem Kriminalrat umfassend gesprochen. Die haben wohl früher zusammen studiert. Nur meiner ist in Berlin hängen geblieben. Ist aber auch nicht weiter verwunderlich, Berlin ist ja eine schöne Stadt. Kennen Sie Berlin?«
    »Nein, ich…«
    »Das ist wirklich schade, glauben Sie mir. Ja, wenn Sie etwas mehr Zeit hätten, dann könnte ich Ihnen die wirklich schönen Ecken unserer Bundeshauptstadt zeigen. Trotz der vielen Baustellen ist Berlin wirklich sehenswert, oder vielleicht auch gerade wegen der vielen Baustellen. Da gibt es eine eigene Buslinie, die… Entschuldigung.«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach den Monolog.
    Brischinsky atmete tief durch und erinnerte sich an die Anweisung seines Chefs, dass die Berliner das Sagen hätten.
    Manchmal fragte sich der Recklinghäuser, ob Wunder hellseherische Fähigkeiten hatte. Eddings Wortstakkato wurde nur noch von einem Maschinengewehr übertroffen. Zwei Tage mit dem Kerl und Brischinsky wäre reif für die Klapsmühle.
    Erstaunlicherweise sagte Edding während des Telefonats außer »ja«, »nein« und »geht klar« kein Wort. Dann legte er auf.
    »Also, wo waren wir stehen geblieben. Ach ja, wir sprachen über die Sehenswürdigkeiten Berlins. Übrigens, wir untersuchen gleich noch mal die Wohnung von Grohlers, Sie wollen doch sicher dabei sein? Natürlich wollen Sie dabei sein.« Edding strahlte Brischinsky an. »Deswegen sind Sie doch hergekommen, nicht wahr? Also los, nicht dass wir uns etwa hier verquatschen.«
    Edding stand auf und ließ einen völlig verdatterten Hauptkommissar aus dem Ruhrgebiet auf dem Stuhl zurück.
    »Na, kommen Sie schon. Ich merke, wir werden uns gut verstehen. Sie unterhalten sich ja ebenso gerne wie ich. Gut, dass uns unsere Frauen nicht hören können, was?«
     
    21
    Nach dem demoralisierenden Gespräch mit seinem Vorgesetzten brauchte Baumann einige Minuten Entspannung, bevor er sich der Aufgabe widmen konnte, Rainer Esch aufzutreiben. Er lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und wollte gerade die Füße auf seinem Schreibtisch drapieren, als das Telefon schellte.
    Fluchend griff er zum Hörer. »Baumann.«
    »Rutter hier. Morgen, Herr Baumann.«
    »Morgen«, erwiderte der Kommissar ungehalten. Der Kerl ging ihm auf den Wecker.
    »Was gibt’s Neues?«
    »Für Sie nichts, Herr Rutter.«
    »Herr Baumann, geben Sie sich einen Ruck. Wir haben bisher immer sehr kooperativ zusammengearbeitet. Einen kleinen Hinweis im Fall Grohlers werden Sie doch sicher für mich haben.«
    »Herr Rutter, kein Wort mehr als in unseren Presserklärungen steht. Lesen Sie die und Sie wissen Bescheid. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe zu tun.«
    »Einen Moment. Weiß Ihr Vorgesetzter Hauptkommissar Brischinsky, dass Sie unserem Haus die Information über die Firma EXIMCO zugespielt haben?«, fragte Rutter kalt.
    Baumann schluckte. »Ich habe Ihnen nichts zugespielt, wie Sie das nennen. Sie haben gefragt, ich habe geantwortet. Das ist alles.«
    »Dann ist es ja gut. Hoffentlich sieht das Ihr Vorgesetzter genauso.«
     
    »Wie soll ich das

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