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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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sieht er aus?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht genau. Ehrlich«, betonte er angesichts ihres zweifelnden Blicks.
    »Ziemlich schütteres, silbernes Haar. Mittelgroß. Trägt meistens unmoderne, ausgebeulte Anzüge und eine uralte Schirmmütze. Nur sein Aktenkoffer ist Nach-Wende-Zeit.
    Verlässt immer gegen fünf Uhr das Büro und fährt mit der U-Bahn nach Hause. Und warum wollen Sie das wissen?«
    »Ich dachte, Rallinski könnte vielleicht einer der beiden sein, die mich auf Mykonos angesprochen haben. Aber die sahen anders aus, als Sie Rallinski beschreiben. Die waren viel jünger.«
     
    »Wieso Mykonos?«
    »Erzähl ich Ihnen später.«
    »Einen Moment. Sie meinen die beiden Verdächtigen? Deren Bild in der Zeitung abgedruckt ist? Glauben Sie, ich würde meinen Chef nicht erkennen?« Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Ja, richtig. Hab ich nicht dran gedacht. War dumm von mir.«
    »Stimmt. So, und jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »In Ordnung. Nur eine Frage noch. Warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil ich stinksauer über die Art und Weise bin, wie EXIMCO mit uns umgeht. Weil ich arbeitslos werde und wahrscheinlich nur schwer wieder was finde. Weil ich glaube, dass Grohlers und Rallinski sich ganz schön gesund gestoßen haben an der Firma und wir jetzt einfach abgewickelt werden.
    Deshalb«, brach es aus ihr heraus.
    »Und warum nicht der Polizei?«
    »Der Polizei? Was soll ich denn denen erzählen? Dass ein Geschäftsführer Akten mit nach Hause nimmt? Außerdem gibt es hier in Berlin sehr viele Polizisten, die schon zu DDR-Zeiten Polizisten waren. Kann ich denn sicher sein, dass nicht einer von denen Rallinski oder Grohlers von früher kennt? Bei den Kontakten, die Rallinski immer noch hat, brauch ich mich beim für mich zuständigen Arbeitsamt dann erst gar nicht mehr melden.«
    »Wieso das denn?« wunderte sich Rainer.
    »Ach, Sie haben ja keine Ahnung. Es gibt in Ostdeutschland Arbeitsämter, da sind die Hälfte der Vermittler ehemalige Lehrkräfte von Offiziershochschulen.«
    »Das müssen ja nun nicht alles Arschlöcher gewesen sein«, behauptete Esch.
    »Müssen nicht. Aber können.«
     
    »Is auch wieder wahr. Gut, dann ich. Zunächst mal was anderes. Wie wär’s, sollen wir das blöde Siezen sein lassen?«
    Er sah sie erwartungsvoll an.
    »Gern.«
    »Schön. Also, das meiste kennst du ja schon aus der Zeitung.«
    Esch erzählte ihr von Grohlers, dem Einbruch in seine Wohnung und von seiner Begegnung mit den Männern auf Mykonos. »Hier, die Bilder geben die beiden recht gut wieder.« Er zeigte auf die Phantombilder in der Zeitung. »Hast du die eigentlich schon mal gesehen? Vielleicht bei EXIMCO?«
    »Nein, nie. Du bist also nach Berlin gekommen, um auf eigene Faust mehr über den Mord zu erfahren?«
    »So isses.«
    »Ist das nicht etwas gefährlich?«
    »Wieso? Außer dir weiß doch niemand, dass ich hier bin.«
    »Aber das Foto…«
    »… ist so gut nun auch wieder nicht. Wenn ich mich so umgucke«, er zeigte auf die Menschenmassen, die am Kranzler vorbei defilierten, »sieht das Bild jedem fünften männlichen Passanten ähnlich. Nicht nur mir.«
    »Stimmt.« Carola Hankel sah auf die Uhr. »Tut mir Leid, ich muss jetzt so langsam. Schön, dich kennen gelernt zu haben.
    Übernimmst du das?« Sie zeigte auf ihren Kaffee.
    »Klar. Sag mal, sehen wir uns wieder?«
    Sie zögerte zunächst, nickte dann aber: »Gut. Wenn du mich zum Essen einlädst.«
    »Einverstanden. Wo und wann?«
    »Morgen Abend. Im Planet Hollywood. Du musst da aber reservieren. Gegen sieben?«
     
    »Gut. Gegen sieben.«
    »Tschüs.«
    »Bis dann.«
     
    28
    Fluchend lenkte Hauptkommissar Edding zum dritten Mal den Wagen um die Ecke Chaussee-und Invalidenstraße auf der Suche nach einem Parkplatz.
    »Wenn’s nur um Parkplätze ginge, würde ich mir wünschen, die DDR hätte sich nicht selbst aufgelöst, wenn Sie verstehen, was ich meine. Früher war es in Berlin-Mitte ja auch nicht leicht, seinen Wagen zu parken, aber irgendwie hat man für seinen Trabbi immer was gefunden.«
    »Da vorne, da fährt einer weg.« Brischinsky zeigte auf einen Golf, der sich aus einer Parklücke vor ihnen zwängte.
    Bevor sie jedoch den freien Platz erreichten, sahen sie, wie ein anderer Autofahrer den Blinker setzte und die Lücke ansteuerte.
    »Jetzt versuche ich es noch mal an der Post, irgendwann muss da doch was frei sein.«
    Edding fuhr Richtung Westen, wendete kurz vor dem ehemaligen

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