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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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an.«
     
    »Na ja, der durchschnittliche Kunde kauft so für fünf, sechs Mark ein. Natürlich gibt’s auch andere. Die sind zu faul, um in den nächsten Getränkemarkt zu gehen, und decken sich bei mir mit ihren Vorräten ein. Das ist natürlich etwas teurer. Mir soll’s recht sein. Und ich habe regelrechte Stammkunden. Fünf Häuser weiter, da wohnt ein ehemaliger Bergmann, ist im Vorruhestand, 53 Jahre alt. Dem fällt zu Hause die Decke auf den Kopf. Der kommt sechs, sieben Mal am Tag mit dem Hund bei mir vorbei. Morgens kauft er zwei Schachteln Zigaretten für sich und seine Frau. Mittags den ersten Flachmann. Und später dann Bier. Mit der Flasche geht er bis zum Hölteskampring dahinten, da ist etwas Rasen und eine Bank. Später gibt er die Flasche wieder zurück. Und kommt zwei Stunden später noch mal.«
    »Das macht der jeden Tag?«, wunderte sich Esch.
    »Jeden Tag. Nur nicht samstags. Da guckt er Fußball.«
    »Kann ich nachvollziehen. Aber Sie wollten mir eben noch etwas sagen.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Wirklich? Das hab ich vergessen.
    Vielleicht fällt es mir später wieder ein. War wohl nichts Wichtiges.«
    Sie stand abrupt auf und verschwand im hinteren Teil des Verkaufsladens. Esch hörte sie mit Flaschen klimpern.
    Als sie zurückkam, fragte sie: »Herr Esch, ich meine, wenn Sie schon hier sind… Würde es Ihnen viel ausmachen, für mich einige Kästen Cola, Bier und Wasser aus dem Schuppen ins Geschäft zu tragen?«
    Rainer machte es nichts aus, zumindest jetzt noch nicht.
    »Vielleicht wären Sie auch noch so freundlich, das Leergut mit nach draußen zu nehmen?«
    In den folgenden fast drei Stunden schleppte der Detektiv die Kleinigkeit von rund sechzig vollen Kisten Wasser, Cola und Bier und etwa vierzig leere Kästen hin und her. Anschließend hatte er den Eindruck, dass er nie mehr den aufrechten Gang würde ausüben können. Sein Kreuz tat ihm weh und seine Oberarme fühlten sich an wie Pudding.
    Rainer verfluchte seinen Kumpel Cengiz und noch mehr seinen Ehrgeiz, mit Look und Listen den ersten richtigen Fall lösen zu wollen.
    Er hatte es sich gerade mit einem Kaffee auf dem Sofa bequem gemacht, als Karin Schattler aufgeregt von vorne rief:
    »Herr Esch, ich glaube, da kommen sie.«
    Rainer spurtete zum Verkaufsschalter und linste verstohlen zwischen Gläsern, die mit Lakritzstangen und Gummibärchen gefüllt waren, hindurch auf die Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen einige Kinder und Jugendliche.
     
    9
    Hauptkommissar Brischinsky las zum dritten Mal den Brief, den er im Handschuhfach von Schattlers Wagen gefunden hatte. Er warf die Fotokopie auf seinen Schreibtisch.
    »Baumann, wann liegt denn das Ergebnis der Spurensicherung vor? Und wann kann uns das Labor was zum Original dieses Machwerkes sagen? Was ist mit der Obduktion?«
    »Das waren drei Fragen auf einmal, Chef. Aber weil ich ein so wahnsinnig guter Bulle bin, habe ich für alle drei Fragen eine Antwort: Später.«
    Bevor der Hauptkommissar aus der Haut fahren konnte, fuhr sein Assistent fort: »War ‘n Witz. Alle haben mir fest versprochen, uns noch heute Morgen erste Ergebnisse zu liefern. Kann sich also nur noch um Stunden handeln.«
    »Dann bin ich ja beruhigt.« Brischinsky legte seine Füße auf den Schreibtisch, griff nach seinem Kaffeepott und dachte laut nach. »Irgendetwas war ungewöhnlich an der Reaktion von Karin Schattler gestern Mittag. Ich zermartere mir den Schädel, aber es fällt mir beim besten Willen nicht ein.«
    Er griff wieder zu dem fotokopierten Brief. »Die fehlenden Kommata deuten darauf hin, dass der oder die Schreiber der Interpunktion nicht so ganz mächtig sind.«
    »Oder sie haben in der Zeitung keine in der gewünschten Größe gefunden«, warf Baumann ein.
    »Auch möglich. Hast du eigentlich schon einen Blick auf die Liste der Mitarbeiter geworfen, die während der Nachtschicht von Sonntag auf Montag unter Tage waren?«
     
    »Hab ich. Sogar mehrere. Es waren insgesamt 236 Bergleute auf Schicht, hinzu kommen noch etwa fünfzig, die über Tage beschäftigt waren.«
    »Da haben wir dann ja mindestens 236 potenzielle Täter.«
    »Wenn nicht jemand angefahren ist, ohne das Erfassungssystem zu benutzen.«
    »Genau. Dann erhöht sich der Kreis der Tatverdächtigen auf alle auf dem Bergwerk angelegten Kumpel. Das wären dann…«
    »… rund 2.500«, gab Baumann Auskunft.
    »Rund 2.500«, bekräftigte Brischinsky. »‘ne ganze Menge Verdächtige.«
    Es klopfte und ein

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