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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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nachlief.
    Als sie die Bahnhofstraße erreichten, trennte sich Dennis von der Gruppe, die weiter Richtung Kreuzkirche zog. Esch überlegte einen Moment und folgte dann dem Wortführer, der nach Norden abbog. Neben einem der Verkaufspavillons, die die Herner Einkaufsstraße verschandelten, standen ein Jugendlicher von etwa fünfzehn Jahren und ein junger Mann, Mitte zwanzig.
    Rainer tat so, als ob er intensiv die Schaufensterauslagen eines Reisebüros studierte, und beobachtete die drei. Der Ältere trug ungepflegte, halb lange schwarze Haare, einen etwas zu langen Schnauzer, Jeans, ein blaues T-Shirt, Turnschuhe, war schlank und etwa ein Meter achtzig groß.
    Dennis gab dem Mann mehrere Schachteln Zigaretten.
    Sie wechselten einige Worte, die Rainer nicht verstehen konnte. Nach einigen Minuten ging Dennis die Bahnhofstraße hinauf nach Süden. Esch wartete einen Moment und setzte sich dann ebenfalls wieder in Bewegung. Kurz vor der Kreuzkirche bog Dennis links ab und steuerte eines der hässlichsten Hochhäuser Hernes an.
    Esch beeilte sich, dem Kleinen zu folgen, der die Eingangstür aufschloss und im Flur verschwand. Rainer legte einen kurzen Zwischenspurt ein und erreichte die Tür, unmittelbar bevor sie ins Schloss fiel.
    Gelangweilt beobachtete Dennis von der offenen Aufzugskabine aus die Szene. Als sich die Lifttür schließen wollte, hielt der Junge seinen rechten Fuß vor die Lichtschranke. Esch betrat die Kabine. Dennis drückte den Halteknopf an der zwölften Etage. Wartend hielt er seine Hand vor der Tafel hoch. »Wohin?«, fragte er knapp.
    »Zwölfte«, antwortete Rainer.
     
    »Zu wem wollen Se denn da?«, erkundigte sich der Kleine neugierig.
    »Geht dich nichts an«, fuhr ihn Esch an.
    »Hab ja nur gefragt«, schmollte sein Mitfahrer.
    In der zwölften Etage ließ Rainer den Jungen zuerst aussteigen und tat so, als ob er sich orientieren müsste. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ging Dennis in dem Flur nach links und öffnete eine Wohnungstür, die er mit einem Knall ins Schloss fallen ließ.
    Rainer Esch wartete etwas und schlich dann leise zu der Tür, hinter der der Kleine verschwunden war. Er sah auf das Namensschild neben der Klingel. In schwarzen Emaillebuchstaben auf weißem Grund stand da Farn.
    Kirchner.
     
    11
    »Herr Master ist ab heute wieder im Dienst«, teilte Personaldirektor Humper Hauptkommissar Brischinsky mit.
    »Sie sollten mit ihm sprechen.«
    »Master? Wer ist das?«
    »Herr Master ist unser Werksleiter hier auf Eiserner Kanzler.
    Sie erinnern sich, dass ich Ihnen sagte…«
    »Richtig. Sie vertreten ihn nur, oder?«
    »Genau. Also, wenn wir dann…?«
    Werksleiter Master war ein kleiner, drahtiger Mann in einem Alter, das Brischinsky auf eher fünfunddreißig als vierzig Jahre schätzte. Er empfing den Polizisten in seinem Büro, bot ihm einen Platz an einem Sitzungstisch an und fragte sofort:
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hoffe, so einiges.« Brischinsky setzte sein jovialstes Gesicht auf. »Sie haben doch sicher eine Karte, einen Lageplan von unter Tage?«
    »Sie meinen einen Grubenriss«, stellte der Werksleiter fest.
    »Sicher.«
    Master stand auf und ging zur gegenüberliegenden Wand, wo an einem Metallstreifen eine Karte hing. Master nahm den Grubenriss ab und breitete die etwa ein mal zwei Meter große Zeichnung vor dem Hauptkommissar aus. »Hier, bitte.«
    Brischinsky studierte die Zeichnung genauer. Er erkannte nicht viel mehr als ein Gewirr von verschiedenfarbigen Strichen, die mit ihm unverständlichen Abkürzungen bezeichnet waren.
    »Das hier«, erläuterte der Bergwerkschef, »ist ein Grubenriss.
    Die senkrechten Linien sind unsere Schächte, davon gehen waagerecht und schräg nach hinten die verschiedenen Sohlen ab, die, wenn Sie so wollen, Etagen eines Bergwerkes. Diese Verbindungsstrecken hier bezeichnen wir als Querschläge. Sie werden, ausgehend vom Hauptförderschacht, durchnummeriert. Also 1. Querschlag Ost, 2. Querschlag Ost und so weiter. Da wir nur einen Querschlag im Westen haben, heißt der bei uns einfach Querschlag West. Und der liegt hier.«
    Master zeigte mit seinem Kugelschreiber auf einen Punkt im Durcheinander der Striche. »Dort wurde der tote Bergmann gefunden.« Der Werksleiter zog einen kleinen Kreis um die Stelle.
    »Tut mir Leid«, meinte Brischinsky, »ich komme mit der Darstellung nicht ganz klar. Aber das macht auch nichts. Wie weit ist es eigentlich von der entferntesten Stelle Ihres Grubengebäudes zum Fundort

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